Eine Seilbahn für Wien: Macht das Sinn? - FALTER.morgen #530
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Wien bekommt eine Gondel: Brauchen wir das? >> Ein Wohnprojekt für 21.000 Menschen in Rothneusiedl und das Dilemma der klimafreundlichen Stadterweiterung >> Vogel der Woche: Die Schnatterente
Wetterkritik: Der Frühling hat sich gestern übernommen und ruht sich heute ein bisschen aus – etwas kühler bei maximal 12 Grad, dabei windig und wolkig mit möglichen Regenschauern.
Guten Morgen!
Als Tirolerin verbinde ich Seilbahnen vor allem mit zwei Dingen: Mit Macht - wie viel Einfluss die Betreiber haben, ist ja spätestens seit der Coronapandemie und Ischgl bekannt (sehenswert: die ORF-Sendung „Am Schauplatz" über Ischgl); und mit klimaschädlichen Wintersport, weil die Beschneiung energieintensiv ist und zudem viele Touris mit dem Auto anreisen (hörenswert: die Mundart-Rapper „Von Seiten der Gemeinde” nehmen diese Entwicklung in ihrem Lied „Gemeindetraktor” aufs Korn).
Bald soll es die Gondeln aber nicht nur in den bergigen Regionen Österreichs geben. Die „Seilbahn Kahlenberg” könnte Fahrgäste bereits in wenigen Jahren von Wien Heiligenstadt über die Donauinsel und Strebersdorf auf den Kahlenberg bringen. Die Betreiber, die „Genial Tourismus- und Projektentwicklungs GmbH”, hat kürzlich die Konzession vom Klimaschutzministerium erhalten. Aber es gibt Widerstand von Anrainern.
Ich erzähle Ihnen gleich, wie konkret das Projekt schon ist, welche Kritik es gibt und was das Bundesverwaltungsgericht davon hält.
Außerdem im heutigen FALTER.morgen: In Rothneusiedl ist am Wochenende der Startschuss für ein Stadterweiterungs-Großprojekt gefallen – dort entsteht in den kommenden Jahren Wohnraum für 21.000 Menschen. Katharina Kropshofer hat sich das angesehen und beschreibt das Dilemma zwischen notwendigem Neubau, Klimafreundlichkeit und der Sorge der eingesessenen Anrainer um den dörflichen Charakter des Stadtrands. Und Klaus Nüchtern, dessen wunderbare Vogel-Serie sich langsam, aber sicher dem Ende zuneigt, stellt Ihnen die Schnatterente vor.
Einen schönen Tag wünscht
Soraya Pechtl

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Auffe auf'n Kahlenberg
Die Pläne für Wiens erste Seilbahn liegen vor. Von Anrainern kommt Kritik. Was kann das Projekt und braucht Wien wirklich eine Gondel?
Noch bevor die offiziellen Pläne zur „Seilbahn Kahlenberg” bekannt wurden, schafften es ihre Kritiker in die Medien: „63 Meter hoch. Seilbahn: ,Das Idyll darf nicht zerstört werden!’”, titelte die Kronen Zeitung. Die Bürgerinitiative „Stopp der Seilbahn auf den Kahlenberg“ sieht Gefahren für die Umwelt und das Landschaftsbild. Hans Binder, Anrainer des Kahlenbergdorfes, spricht von einem 63 Meter hohen Steher beim Nasenweg in Döbling, der „optisch eine totale Katastrophe” sei. Auch die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren in Stellungnahmen ablehnend zu dem Projekt geäußert. Trotzdem hat das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) kürzlich entschieden, dass das Klimaschutzministerium eine Konzession erteilen müsse. Das ist mittlerweilen geschehen.
Was ist dran an der Kritik? Wer steckt eigentlich hinter der Seilbahn? Und braucht Wien so etwas?
Hannes Dejaco, Geschäftsführer des Betreiberunternehmens „Genial Tourismus- und Projektentwicklungs GmbH“, ist ein erfolgreicher Wiener Unternehmer. Er betreibt unter anderem eine Eventagentur und die Erlebniswelt Kahlenberg. Das Seilbahnprojekt plant er seit mittlerweile zehn Jahren. Ebenso lange gibt es Diskussionen.
Die Fakten zum Projekt:
Die Seilbahn soll eine Länge von 5,6 Kilometern und vier Stationen haben: Heiligenstadt, Donauinsel Nord, Strebersdorf und Kahlenberg. Die gesamte Fahrtzeit beträgt 19:56 Minuten. Der Bus benötigt 25 Minuten von der U-Bahn-Station in Döbling bis zum Parkplatz am Kahlenberg.

Rendering Station Kahlenberg © Rendering Zoom VP.AT/ Genial Tourismus- und Projektentwicklungs GmbH
Die Stationen werden „völlig begrünt und in das Landschaftsbild integriert”, heißt es in der Pressemappe. Die Renderings zeigen modern gestaltete Architektur mit begrünten Dächern. Am Kahlenberg wird die Zahl der Parkplätze halbiert. An der Donauinsel Nord soll eine Ladestation für E-Bikes kommen, in Strebersdorf ein Park&Ride- sowie eine Bike&Ride-Station. Die Stützen werden in Grün gestrichen, damit sie das Landschaftsbild weniger stören. Die Trasse führt über den Leopoldsberg und nicht wie kolportiert über das Kahlenbergdorf (eine vormals angedachte Station wird nicht gebaut).
Die Kosten in Höhe von 70 Millionen Euro werden vollständig von Privaten getragen. Ist die Seilbahn unwirtschaftlich – sie bräuchte rund 1.400 Fahrgäste pro Tag, um rentabel zu sein – wollen sie die Betreiber wieder abbauen und verkaufen. Für die öffentliche Hand entstehen also keinerlei Kosten.
Und es sind nicht nur die Betreiber, die der Seilbahn ein gutes Zeugnis ausstellen. Das Bundesverwaltungsgericht hat mehrere unabhängige Gutachter beauftragt, die Auswirkungen auf die Umwelt, das Landschaftsbild, den Verkehr und die Anrainer zu prüfen. In dem Erkenntnis kommt das Gericht zum Schluss, dass es ein „öffentliches Interesse” für das Projekt gebe (dieses entsteht durch Tourismus und Naherholung für Anrainer). In den Bereichen Verkehr, Landschaftsbild und Natur würden keine Argumente gegen das Projekt sprechen. Aus „verkehrlicher Sicht” bräuchte es die Seilbahn aber auch nicht wirklich. „Derzeit ist der Erschließungsbedarf mit ausreichender Nachfrage im Planungsgebiet der Seilbahn durch vorhandene Verkehrsmittel gut abgedeckt, sodass dadurch nur ein relativ geringer Mehrwert entstehen würde”, so das BVwG.
Wer braucht überhaupt eine Gondel in der Hauptstadt? Die primäre Zielgruppe sind sicherlich Touristen. Die Seilbahn könne eine „neue Attraktion darstellen, die der Wiener Tourismus im Wettbewerb der Metropolen benötige”, heißt es im Erkenntnis des BVwG. Wären das Wiener-Linien- oder das Klimaticket für die Seilbahn gültig, könnte das Angebot aber durchaus für Erholung suchende Anrainerinnen und Anrainer attraktiv sein.
So weit sind die Pläne derzeit noch nicht. Die Betreiber brauchen erst mal eine naturschutzrechtliche und eine bauliche Bewilligung von der Stadt. Haben sie diese, könnte es aber schnell gehen. Die Bauzeit beträgt nämlich nur elf Monate.
Stadtnachrichten
In Ehren erbraut
Die (vermutlich) erste und einzige Altersheim-Brauerei der Welt wird erweitert. Falls Sie es noch nicht gehört haben: Im Haus Atzgersdorf (23. Bezirk) haben sich Seniorinnen und Senioren 2020 auf eine besondere Freizeitbeschäftigung verlegt – sie machen Bier, und zwar jeden Donnerstag. Drei Sorten (ein Lager namens „Oma“ und „Opa“, ein Helles namens „Hellga“ und „Hellmut“ sowie ein Pale Ale namens Klaus) sind im Angebot.

Kam gestern auf einen Schluck im Haus Atzgerdorf vorbei: Sozialstadtrat und KWP-Präsident Peter Hacker (SPÖ) mit den Senioren-Braumeistern und -meisterinnen © FALTER/Staudinger
Abgefüllt wurden bislang 15.000 Flaschen, verkauft in den „Marktplätzen“ an den 30 Standorten von „Häuser zum Leben“ (das ist der Betreiber der Pensionistenheime der Stadt Wien, offiziell bekannt als Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, KWP). „Wir könnten das Zehnfache absetzen“, sagt KWP-Bereichsleiter Robert Guschelbauer, einer der Erfinder des Projekts. Nicht nur das: „Für die Seniorinnen und Senioren ist die Bierproduktion eine sinnvolle Tätigkeit, die auch Spaß macht.“
Und deshalb geht das Projekt jetzt in eine neue Phase: Die Produktion wird von 6.000 auf 12.000 Flaschen pro Jahr hochgefahren, der Brauraum durch einen Degustationsraum ergänzt. Künftig sollen auch die 150 Wiener Pensionistenclubs beliefert und Braukurse veranstaltet werden.
Falls Sie sich auch immer wieder über E-Scooter ärgern, die quer über den Gehsteig geparkt hinterlassen werden, weil es den Benutzerinnen halt Spaß macht: Das sollte bald deutlich seltener oder gar nicht mehr vorkommen – ab Mai ist es nämlich verboten. Dafür sorgen neue Regeln für die elektrischen Flitzer, wir der ORF Wien gestern berichtet hat. In die Pflicht genommen werden dabei nicht nur die Benutzerinnen, sondern auch die Anbieter. Sie bekommen bis Jahresende 200 Abstellflächen – etwa in der Nähe von U-Bahn-Stationen – zugewiesen und müssen dafür sorgen, dass ihre Roller nur dort geparkt werden können. Ist die nächste Abstellfläche mehr als 100 Meter entfernt, muss der Scooter auf der Parkspur abgestellt werden.
In Fußgängerzonen und Marktgebieten, am Gelände des AKH und im Wurstelprater darf man mit den Elektrorollern künftig gar nicht mehr fahren, in Begegnungszonen wie der Mariahilfer Straße nur im Schritttempo. Dafür, dass das eingehalten wird, sollen technische Beschränkungsmaßnahmen sorgen.
Die Zahl der Konzessionen ist mit vier begrenzt, die Ausschreibung dafür läuft noch. Grundsätzlich soll das Angebot in der Innenstadt verkleinert und dafür in den Außenbezirken ausgeweitet werden.
Viele nette Reaktionen gab’s auf unseren vorwöchigen Aufruf, Geschäfte in der Innenstadt zu nennen, in denen nicht nur Touristenzeug verkauft wird – hier eine Auswahl (ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Fleischerei Josef Köppl, Postgasse 1
Haas & Haas Weinfeinkost, Ertlgasse 4
Kaufhaus Schiepek, Teinfaltstraße 3
Sonnentor Wollzeile, Wollzeile 14
Naturparfümerei Staudigl, Wollzeile 4
Parfümerie Kussmund, Habsburgergasse 14
Außerdem hat uns die Agenda Innere Stadt auf ihren Bummelguide hingewiesen, in dem Bewohnerinnen und Bewohner der City ihre liebsten Geschäfte und ein paar Geheimtipps präsentieren. Zum Download geht’s hier.
Stadtgeschichten

Zukunft in Roth
Mit Rothneusiedl will Wien so richtig klimafreundlich bauen. Doch nicht alle nehmen der Stadt das ab. Ein Besuch am ersten Open Air der Saison.
Die Umgebung hat sich in zwei Lager geteilt: Im Gasthaus Unsinn hängen Plakate für das Open Air Rothneusiedl aus, den Startschuss der Stadt Wien für die dortige Stadtentwicklung. In Geschäften nebenan kleben Flyer für die Gegendemo: „Stoppen wir die massive Verbauung von Rothneusiedl und Oberlaa!” steht da. Gezeichnet: Initiative Lebensraum Oberlaa.
Die Stadt will hier, am quasi südlichsten Rand Wiens, Wohnraum für rund 21.000 Menschen schaffen. Und das nicht irgendwie: Rotheneusiedl soll „klimaneutral” werden, mit Autos, die nur am Rand der neuen Siedlung parken dürfen (im Kern sind lediglich Liefertransporte und Rettungswägen erlaubt), und dem Erhalt von 40 Hektar Grünfläche. Momentan sind die 120 Hektar Gesamtfläche hier fast durchgängig von Äckern und fruchtbarem Boden überzogen.

Hier soll Wohnraum für rund 21.000 Menschen entstehen © FALTER/Kropshofer
Und weil es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an derartigen klimafreundlichen – oder vermeintlichen klimafreundlichen – Bauprojekten gab, will es die Stadt diesmal anders machen und lud am vergangenen Wochenende zum Open Air. In den nächsten Wochen soll ein „partizipativer Prozess” folgen. Dann können 21 Bürgerinnen und Bürger als Teil des Zukunftsteams das einbringen, was ihnen wichtig ist.
Schon am Samstag ließ sich die Richtung dessen in Form von Post-Its auf großen Plakaten erkennen: Fahrradgaragen! Gemeinsame PV-Anlagen! Generationenwohnen!
Auch Landwirte wie Andreas Gugumuck wirtschaften hier: Mehrere Generationen geht die Ackerpflege in seiner Familie zurück, er selbst züchtet Schnecken. Und will Rothneusiedl zur „essbaren Stadt” machen. Grünfläche ist aber nicht gleich Grünfläche: Stampft man in Zukunft die wertvollen Ackerflächen ein und gibt eine dünne Humusschicht darauf, einen Rollrasen für einen geordneten Park? Das sei nicht das gleiche wie der Lehmboden hier, auf dem Kürbisse und Petersil wachsen, sagt Gugumuck. Trotzdem ist er gut gestimmt. Noch vor kurzem hätten Vertreter der Stadt das Wort „Stadtlandwirtschaft” gar nicht in den Mund genommen, inzwischen sei immerhin ein Dialog gestartet, und der Zukunftshof – ein alter Bauernhof und Verein mit einem Konzept für eine solche Landwirtschaft – wurde sogar zur Open-Air-Location. Gugumuck sieht das als Wertschätzung.
Das tun aber nicht alle: Zum Auftakt am Freitag spielte der Nino aus Wien ein Konzert, die Initiative Lebensraum Oberlaa kam per Demo vorbei und schnappte sich das Mikro. Eines ihrer Hauptziele: die Höhe der Gebäude beschränken, das Dörfliche erhalten. Die Aktivistinnen und Aktivisten verwiesen auch auf den Leerstand, laut Berechnungen der Arbeiterkammer Wien betrifft dieser in Wien immerhin 15 Prozent der Neubauten.
Das Projekt steht deshalb auch für einen Grundkonflikt: Eine Stadt wie Wien wächst, schon 2027 könnte sie die Zwei-Millionen-Marke knacken. Und die Menschen müssen irgendwo hin. Für einen neuen Stadtteil müsse deshalb auch Ackerland aufgegeben und Boden versiegelt werden, heißt es – 90 Prozent des Grünraums im restlichen Süden Favoritens wolle man dafür aber erhalten. Was Teil der Bedingung ist: Die Leute so dicht wie möglich unterbringen, was wiederum in Hochhäusern leichter ist.
Eine Reportage von Maik Novotny über den neuen Stadtteil lesen Sie hier.
Frage des Tages
Der Blumengarten Hirschstetten öffnet heute wieder. Was ist dort neben 78.000 Frühlingsblumen zu sehen?
1. Verschiedene Tierarten, wie Ziesel, Habichtskauz und Sumpfschildkröten
2. Ein japanischer Bambusbrunnen
3. Die größte Vogelscheuche Wiens
Auflösung von gestern: Die Wiener Maronibraterinnen wurden früher Kästenweiber genannt (und nicht Maronidirndln oder Kastanienmadln) – Kästen war nämlich die Bezeichnung für Edelkastanien.
Erfolgreich Sprechen
Virtuose Sprecher:innen sind immer eindrucksvoll.
Florian Reiners und Susanne Altweger präsentieren in dem Buch Das gesprochene Bild eine innovative Methode zu differenzierter Textgestaltung. Sie geben Anleitung und Anregung, um Inhalte lebendig und anschaulich zu transportieren, um damit beim Publikum (emotionale) Aufmerksamkeit zu erreichen.
Für alle, die mit Sprechen Erfolg haben wollen.
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Event des Tages

Theater
Schrullige Objekte in gruseligen Umgebungen baut Puppentheater-Altmeister Christoph Bochdansky seit vielen Jahren. In „Der Wald von dem wir träumen“ sind es Miniaturversionen der Beatles, aber auch Pflanzen, Tiere, faszinierende Unterwasserglühwürmer, deren Strippen er selbst gekonnt zieht. Schade nur, dass Bochdansky es für nötig befand, ein Theaterstück für seinen Zauberwald zu schreiben. Der psychedelisch-philosophisch angehauchte Text (übersetzte Beatles-Songs inklusive) schmeißt einen nämlich immer wieder aus der geheimnisvollen Traumwelt. (Martin Pesl)
Schubert-Theater, 19.30
Buchtipp
Puneh Ansari: Hallo Everybody
„Das Leben ist kurz, bleibts in eurer Komfortzone", heißt es eingangs. Puneh Ansari, Jahrgang 1983, schreibt Kurz-und Kürzesttexte und veröffentlicht sie als Statusmeldungen. In „Hallo Everybody" beschäftigt sich die Facebook-Poetin mit den Rolling Stones, Uber, dem Weltuntergang und Artischocken; sie übt Kapitalismuskritik und denkt über Stadtbegrünung nach. Sich selbst nennt die Autorin einen „Fauly" und die Menschen „Verücktyyyys".
Die Alltagsbeobachtungen der Wienerin sind humorvoll und gleichzeitig von einer leichten Melancholie durchzogen: „Spargel ist ein gehobeneres Gemüse [ ], wahrscheinlich, weil es mit einer Versagensangst behaftet ist, dass es faserig ist und man sein Gesicht verliert." Wie in ihrem Debüt „Hoffnun'" bricht Ansari regelmäßig mit dem Leistungsgedanken der Gegenwart: Wie tröstlich! (Sara Schausberger)
Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at
Vogel der Woche

Macht ihrem Namen Ehre:
Die Schnatterente
Ich möchte hier den Ausflug von voriger Woche – Stichwort: Kornweihe – noch zu Ende bringen und, apropos zu Ende bringen, auch nicht damit hinterm Berg halten, dass sich diese Serie dem Ende zuneigt, weil dem FaVoWa schlicht die Vögel ausgehen.

Selbst im Prachtkleid recht unauffällig: Die Schnatterente © FALTER/Nüchtern
Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist die, dass bereits im April ein Buch erscheinen wird, das nicht nur die meisten der (überarbeiteten) Texte zu den hier vorgestellten Vögeln der Woche (sowie zwei Neuzugänge!), sondern anstatt der verwackelten Fotos des FaVoWa die gestochen scharfen Illustrationen von Silvia Ungersböck enthalten wird, die schon die im Falter Verlag erschienen „Botanischen Spaziergänge“ illustriert hat.
Bis zum Erscheinen von „Famose Vögel“ halte ich aber noch durch und arbeite jetzt halt noch die ein oder andere Entenart ab. Ich muss gestehen, dass ich mit Enten anfangs ein wenig gefremdelt habe – der FaVoWa ist eher Team Limikolen –, ihnen mittlerweile aber nähergekommen bin (auch wenn das z.B. bei der scheuen Krickente gar nicht so leicht ist).
Nach der Brenndoldenwiese bei Rabensburg – wir sind jetzt wieder bei besagtem Ausflug – hielten mein Fahrrad und ich wie immer auf Bernhardsthal zu. Bernhardsthal ist nahversorgungstechnisch der am schlechtesten aufgestellte Ort im Gebiet der March-Thaya-Auen, verfügt aber mit der 1838 errichteten, nach dem Ingenieur und „Erbauer“ der Semmeringbahn, Carl Ritter von Ghega benannten Brücke, über die letzte historische Eisenbahnbrücke der einst nach Mähren führenden Nordbahn. In Form eines Ziegelviadukts führt sie über den Bernhardsthaler Teich, dessen kleinerer, westlicher Teil eine Insel aufweist und an dessen Ufer sich das Teichstüberl befindet (das ich in der warmen Jahreszeit endlich einmal aufsuchen muss!).
Der östlich der Bahntrasse gelegene Teil des Teiches ist der meines Erachtens ergiebigere: Wer sich für niederländische Landschaftsmalerei interessiert, wird den Ausblick, der sich bietet, sicher zu schätzen wissen. Außerdem trifft man dort verlässlich Reiher, Kormorane und diverse Entenarten an. Zuletzt neben den unvermeidlichen Stock-, eben auch Schnatterenten.
Beide Arten zählen zu den Schwimm- oder Gründelenten (im Unterschied zu Tauchenten wie etwa der Tafel- oder der Reiherente) und sehen einander auch recht ähnlich, vor allem die Weibchen; allerdings ist jenes der Schnatterente ein wenig kleiner und verfügt über keinen blauen Spiegel. Die Männchen sind selbst im Prachtkleid recht unauffällig in Braun- und Grautönen gehalten und verfügen über ein schwarzes Bürzel ohne die für Stockentenerpel typische Erpellocke.
Bei genauerer Betrachtung weist die Schnatterentenmännchenbrust – so wie auch bei der Krick- oder der Knäkente – aber ein intrikat geschupptes und sehr apartes Mikromuster auf. Die Unterscheidung der Laute, die Stock- und Schnatterente hervorbringen, ist was für Vogelstimmenfeinspitze. Für den überwiegenden Teil der mäßig bis milde vogelinteressierten Menschheit ist es einfach Geschnatter.
Übrigens: Klaus Nüchtern zwitschert als @ClousInTheSky auf Twitter.

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