Kunst und Konsum: Der neue Louis-Vuitton-Shop am Graben - FALTER.morgen #534

Versendet am 20.03.2023

Ist das noch ein Geschäft oder schon ein Ausstellungshaus? Ein Besuch im neuen Louis-Vuitton-Shop am Graben >> Wien und die Corona-Krise: Erinnerungen an die erste Lockdown-Woche vor drei Jahren >> Grätzelrundgang in der Mollardgasse

Wetterkritik: Der Winter endet mit dem heutigen Tag offiziell (um 22:24 Uhr). Wobei – ein richtiger Winter war das eh nicht: Kaum Schnee und rund 2 Grad zu warm. Und jetzt macht auch noch der Frühling so weiter: Bis Mitte der Woche bleibt es sehr mild. Heute mit 16 Grad. Mehr Kopfweh bereitet uns aber der lebhafte Wind.


Guten Morgen!

Seit einer Woche hat der Wiener Graben einen neuen König. Das Modelabel Louis Vuitton eröffnete Am Graben 20 eine große Filiale. Das spätbiedermeierliche Gebäude an der Ecke zur Naglergasse besetzt eine prominente Stelle, bildet es doch den Abschluss einer Flaniermeile. Hier befand sich einstmals ein von Adolf Loos eingerichteter Herrenmodensalon.

Die Städter kennen den Ort aber vor allem als Meinl am Graben. Der Delikatessenladen zog sich in verkleinerter Form ins Nachbarhaus zurück. Ich habe mich in den Vuitton-Shop begeben. Es wurde ein aufschlussreicher Ausflug in eine Welt, in der die Trennung zwischen Kunst und Konsum keine Gültigkeit mehr besitzt. 

Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Martin Staudinger anlässlich des Falls Minibambini mit einer kleinen Geschichte des Wiener Gratiskindergartens und seiner Probleme. Und ein Grätzelrundgang in der Mollardgasse mit Florian Holzer.

Einen schönen Wochenbeginn wünscht Ihnen

Matthias Dusini


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Dubai-Glamour in der City

Die Luxusindustrie boomt. Das Modelabel Louis Vuitton übersiedelte nun an den Graben 20, weil die Filiale in den Tuchlauben zu klein wurde – und hebt dort die Grenzen zwischen Konsum und Kunst auf.

Bitte warten, das Haus ist voll. Der Türsteher lässt einige Kunden raus, ehe ein neuer Schwung reindarf. Eine bunte Menge drängt sich zwischen die Regale. Arabische Touristinnen mit Hijab lassen sich Taschen vorführen, eine Gruppe junger Männer sucht nach passenden Accessoires. Neben klassischen Lederwaren gibt es Uhren, Düfte, Skateboards und Kaffeebecher designed by Vuitton. Während die traditionellen Kaufhäuser der Reihe nach zusperren, boomt das Geschäft mit dem obersten Segment. Als die wenige Schritte entfernte, erst 2012 eröffnete Filiale zu klein wurde, übersiedelte Vuitton nun an den Graben 20. 

Eine scheinbar schwerelos in die Höhe schraubende Wendeltreppe © FALTER/Dusini

Der Hingucker ist eine sich scheinbar schwerelos in die Höhe schraubende Wendeltreppe, die vier Etagen miteinander verbindet. Der New Yorker Architekt Peter Marino erweist der lokalen Tradition seine Reverenz, indem er roten Marmor verlegen ließ, wie er auch am Eingang der Secession zu finden ist. Die Gewölbe im Kellergeschoss bewahren die historische Substanz. Doch die Wien-1900-Hommage bleibt eher ein oberflächliches Zitat als ein durchdachtes Konzept. Chrom und Glas blitzen und verbreiten Dubai-Glamour

Vuitton gehört zum Imperium von Bernard Arnault, dem reichsten Mann der Welt. Der Konzern LVMH (Moët Hennessy, Louis Vuitton) veränderte die Warenwelt, indem er die Nische Luxus zur Masse verbreiterte. So stieg der Pariser Produzent für teure Koffer Vuitton zur globalen Marke auf, deren Attraktivität auf einem besonderen Marketingkonzept beruht. Dinge des täglichen Gebrauchs steigen vom Wegwerfartikel zum Sammlerstück auf. Wer eine Vuitton-Handtasche erwirbt, macht sich nicht nur chic, sondern auch eine Investition. 

Der Architekt mixte die Wiener Filiale aus mehreren Raumtypen. Die Etagen vermitteln durch ihre mit skandinavischen Möbelklassikern bestückten Kojen den Eindruck einer teuren Wohnung. Kundinnen und Kunden ziehen sich zu Verkaufsgesprächen zurück und bekommen ein Glas Champagner serviert. An der Wand hängende Gemälde zeitgenössischer Künstler würde man eher in einem Museum vermuten, im Aufzug verzaubert eine Lichtinstallation. 

LVMH mergt Kunst mit Konsum. Bernard Arnault gehört zu den wichtigsten Sammlern zeitgenössischer Kunst und eröffnete in Paris ein Museum. Vuitton betreibt in Städten wie Tokio oder Venedig Galerien, die den traditionellen Häusern Konkurrenz machen. In den Shops verfließt die Grenze zwischen Ware und Werk. Der von Architekt Marino geschätzte Wiener Erwin Wurm lieferte für die neue Filiale poppig-abstrakte Gemälde, die sich der Treppe entlang in die Höhe ziehen, eine schillernde Wechselwirkung zwischen Banalität und Originalität.

Der Vorgängerladen Meinl brachte die exotische Welt der Delikatessen in die Niederungen von Knackwurst und Edamer. Nun locken die Duftmarken der globalen Luxusindustrie. Manche rümpfen die Nase darüber, dass die Pariser Einwanderer den lokalen Fachhandel – und die Touristen die Einheimischen – verdrängen. Mein Lokalaugenschein konnte diesen Eindruck nicht bestätigen. Die meisten Schampus-Connaisseure parlierten in österreichischen Mundarten


Meinung

Martin Staudinger

Hinschauen, und zwar überall

Der Minibambini-Skandal sollte das Rathaus veranlassen, schleunigst den gesamten privaten Kindergartenbereich zu durchleuchten – und nicht nur in spektakulären Einzelfällen tätig zu werden.

Keine Frage: Der Gratiskindergarten ist einer der ganz großen Fortschritte, die der SPÖ Wien zu verdanken sind. Bevor die Nachwuchsbetreuung im Jahr 2009 kostenlos wurde, schlug sie sich schmerzhaft auf das Familienbudget – über die Jahre schlug sich das bis zum Schuleintritt mit 10.000 Euro und mehr zu Buche.

Minibambini-Kindergarten: Bei den Subventionen für private Betreiber zu wenig hingeschaut © APA/Georg Hochmuth

Entsprechend groß war der Boom, der nach der Einführung des kostenfreien Kindergartens einsetzte. Großzügige Förderungen sorgten dafür, dass überall in der Stadt Einrichtungen nachgerade aus dem Boden schossen. Binnen kürzester Zeit wurden 25.000 neue Plätze geschaffen, mittlerweile sind es insgesamt an die 90.000. Und bald übertraf das private Angebot mit 1.700 Standorten das städtische (350) deutlich, und zwar um das Fünffache.

Ein Erfolgsmodell also. Allerdings eines, bei dem die politisch und bürokratisch Verantwortlichen oft lieber nicht so genau hinschauten. Zum Beispiel darauf, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der neuen Betreuungsangebote erkennbar konfessionell und zum Teil auch ethnisch homogen ausgerichtet war – was die Grundideen des Gratiskindergartens, Integration und Spracherwerb, nicht unbedingt fördert (ja, damit sind auch und vor allem die islamischen Betreiberbvereine gemeint).

Zu wenig hingeschaut wurde offenbar auch auf die Verwendung der Subventionen. Kein Wunder: Um bei einem Budget von rund 900 Millionen Euro den Überblick zu behalten, braucht es eine entsprechende Man- und Womanpower. Dass die offenbar nicht vorhanden war – bislang kümmerten sich 19 Leute um mehr als 2000 Kindergartenstandorte – rächt sich gerade im Fall Minibambini. Die finanziellen Zustände, über die ehemalige Mitarbeiterinnen des Vereins im Gespräch mit FALTER.morgen berichten, waren offenbar haarsträubend. Nur ein Beispiel: Eltern mussten Essensbeiträge in bar abliefern, anschließend wurde das Cash von den Minibambini-Chefs einkassiert, die Kindergartenpädagoginnen sahen sich immer wieder gezwungen, aus eigener Tasche Geld vorzustrecken, damit Nahrungsmittel gekauft werden konnten. Gleichzeitig brausten Angehörige der Familie, die den Verein betreibt, mit dicken Autos durch die Gegend.

Inzwischen wurden die Förderungen für Minibambini gestoppt, der Verein ist pleite, die Polizei hat an zwölf Standorten Razzien durchgeführt. Die Vorwürfe wiegen schwer: Verdacht auf schweren Betrug, betrügerische Krida, Untreue, organisierte Schwarzarbeit und Urkundenfälschung. Jetzt soll aufgeklärt werden, was mit den mehr als 15 Millionen Euro Subventionen passiert ist, die alleine zwischen 2019 und 2021 an Minibambini ausgeschüttet wurden.

Damit wird es aber nicht getan sein. Das Rathaus, vor allem aber der zuständige Stadtrat, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos), sollte schleunigst damit beginnen, den gesamten privaten Kindergartenbereich penibel zu durchleuchten: Betreiber für Betreiber, Standort für Standort. Da geht es klarerweise um Geld, aber nicht nur – es geht auch um den Ruf jener Betreiber, die sauber arbeiten (und hoffentlich deutlich in der Mehrheit sind) und letztlich auch um das Vertrauen der Eltern. Und dafür werden die drei neuen Planposten in der Förderabteilung, die Wiederkehr verspricht, eher nicht reichen.

Weggeschaut wurde lange genug. Und daher reicht es jetzt auch nicht mehr, nur in spektakulären Einzelfällen hinzuschauen.


Drei Jahre Corona

Wien und die Corona-Krise

Vor drei Jahren befand sich das Land im ersten landesweiten Lockdown. Abends versammelten sich Menschen auf ihren Balkonen und beklatschten die sogenannten Systemerhalter. Peter Payer und Christopher Mavrič haben im Falter-Verlag ein Buch über diese Zeit gemacht – ein Rückblick auf die erste Woche.

Geschäfte und Lokale haben ab heute zur Gänze geschlossen. Die Bezeichnungen „Lockdown“ und „Shutdown“ diffundieren in den allgemeinen Sprachgebrauch. 

Die Gefahr ist, nicht zuletzt dank intensivster Medienberichterstattung, allerorts spürbar. Mit der Besonderheit, dass der Feind mit unserem Sinnesapparat nicht zu fassen ist: Das Virus ist nicht zu sehen, nicht zu hören, nicht zu riechen oder zu ertasten. Und scheint damit doppelt bedrohlich. Fern- und Nahsinne werden als Distanzmesser aktiviert. „Social Distancing“ wird schon jetzt als Wort des Jahres 2020 gehandelt.

© Christopher Mavrič

Im öffentlichen Raum von Wien trifft man jetzt abends auf ein neues Geräusch: Das Klatschen von Händen hallt durch die Straßen. Verabredet mithilfe der sozialen Medien, markiert der Applaus der Wiener Bevölkerung, der aus Fenstern und von Balkonen herab tönt, pünktlich um 18 Uhr die Anerkennung für die vielen Handelsangestellten, Pfleger:innen, Ärzt:innen und Infrastrukturexpert:innen, die in der Krise das Stadtleben am Laufen halten. Das soll von nun an jeden Abend in der Stadt zu hören sein. Befreiende Freude und erleichterndes Ventil für die verordnete Anspannung während der Tagesstunden.

Auf Balkonen werden jetzt außerdem  immer öfter, zusätzlich zum Applaus, Musikdarbietungen geboten. Als Dankeschön für die Helfer:innen in der Krise, aber auch als alternative Auftrittsmöglichkeit für Musiker:innen. Die so genannten „Balkonkonzerte“ beginnen sich zu etablieren. Zu den prominentesten gehört bald jenes von Ernst Molden. Der Singer/Songwriter tritt fortan wöchentlich auf dem Balkon seiner Wohnung in der Landstraßer Hauptstraße auf. Zahlreiches Stammpublikum findet sich vor Ort ein.

Verkehr:

Die unterirdischen Passagen am Karlsplatz erscheinen verwaist und unwirklich. Ihr stromlinienförmiges Design, das Transitorische betonend, weist ins Leere. Keine Menschen da, die geleitet werden müssten. Auf den Bahnsteigen der U-Bahn ein ähnliches Gefühl. Tempo und ungehindertes Vorwärtskommen spielen keine Rolle mehr. Ausgebremst durch Corona. 

Auch die bislang gewohnte Raumverteilung in den Straßen steht zur Disposition. Fußgänger:innen meiden die oft allzu schmalen Gehsteige und weichen auf die Fahrbahn aus. In der Mitte der Straße zu gehen, ungefährdet und ohne Skrupel, wird zum Privileg in der Krise. Wie anders wirkt der Straßenraum von hier aus, großzügiger und freier! Geflissentlich werden Absperrungen und Bodenmarkierungen ignoriert, wird die Dominanz des Autoverkehrs – zumindest partiell – außer Kraft gesetzt. 

Leere Autobusse und Straßenbahnen zirkulieren durch die Straßen, gelenkt von einsamen Fahrer:innen. Türen öffnen und schließen sich auto- matisch. Niemand steigt aus, niemand ein. Ein Bild, wie in einem absurden Theaterstück. Aber psychologisch nicht unwichtig, vermittelt es doch zumindest den Anschein von Normalität. Die Stadt funktioniert weiterhin. Die gewohnte Urbanität könnte jederzeit wieder aktiviert werden. Völliger Stillstand wäre weit angsteinflößender. 

Das Buch „Stille Stadt – Wien und die Corona-Krise" von Peter Payer und Christopher Mavrič erhalten Sie im faltershop.at.


Frage des Tages

Wann öffnete in Wien das erste Lokal, in dem Döner Kebab verkauft wurde?

  1. 1793

  2. 1823

  3. 1983

Auflösung von Freitag: Das Akademische Gymnasium wurde vor 470 Jahren vom Jesuitenorden gegründet, nicht von Ferdinand I. (der Kaiser gab nur den Anstoß dazu) oder dem Professorenkollegium der Uni Wien.


Im Grätzel

Mollard-Burg

© ARGE Karto

Auf der Mollardgasse gibt es eine ganze Menge zu sehen, vor allem im westlichsten Teil: den schön restaurierten Jugendstilbau Litoralishof zum Beispiel und natürlich die drei eindrucksvollen Bauwerke ganz am Ende der Straße, den Jubiläumswerkstättenhof und die Zentralberufsschule alias „Mollard-Burg“, beide um 1910 erbaut, und die Hauptfeuerwache im Landschlossstil aus dem Jahr 1912.

Kulinarisch wäre im Grätzel zuerst einmal das aend des aus Thüringen stammenden Spitzenkochs Fabian Günzel zu erwähnen, der hier mit seinem Team eine radikal moderne, puristische und großartige Küche praktiziert. Gleich gegenüber gibt’s auf einem hübschen, kleinen Platz einen Imbissstand namens Auszeit, bei dem man sich sein Kebab-Sandwich customizen kann. Ums Eck machte vor drei Jahren Mohammad Bersi ein sehr Instagramtauglich farbenfroh ausgestattetes Lokal auf, bei dem es um Maki und Rolls geht. Frittierte Maki gebe es überhaupt nur bei ihm, sagt er. 

Für Rettung in der Not sorgt Monika Hollentin, die seit 15 Jahren ihr Klein aber Fein betreibt. Frau Hollentin machte aus einem ehemaligen Tschocherl ein adrettes Lokal, ihre Spezialität ist typische Gasthausküche zu Vorinflationspreisen.

Den gesamten Grätzelrundgang von Florian Holzer mit allen in er Grafik erwähnten Lokalen lesen Sie hier.

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Ljubljana ergehen

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Event des Tages

Lisa Kiss

Literatur

„Damals habe ich wirklich gehasst“ sagte Oswald Wiener (1935–2021) zwei Jahre vor seinem Tod im Falter-Interview zur Entstehung seines literarischen Werks „die verbesserung von mitteleuropa“. Der radikale Anti-Roman wird in der Reihe „Grundbücher der österreichischen Literatur“ noch einmal gründlich vermessen. Ferdinand Schmatz liest und kommentiert, der Germanist Thomas Eder referiert. Danach findet ein Gespräch unter der Mitwirkung von Ingrid Wiener und Klaus Kastberger statt.

Alte Schmiede, 19.00


Buch

Christoph Türcke: Natur und Gender

Christoph Türcke fängt immer bei Adam und Eva an, sprich bei den Einzellern und beim Opferkult. Das erfordert in der ersten Hälfte des Buchs ein wenig Durchhaltevermögen, da er den theoretischen Boden dafür bereitet, zu erklären, warum die Evolution in weiten Strecken auf Heterosexualität setzt und Natur nicht identisch ist mit der Wahrnehmung des Menschen und schon gar nicht mit seinen Wünschen. Dann kommt er zur Genderdebatte. Der Konstruktivismus, der alles, auch das Geschlecht, für eine menschliche Setzung halte, beruhe selbst auf einer apodiktischen Aussage, moniert Türcke und unterzieht im zweiten Teil den aktuellen Genderdiskurs einer fundierten Analyse. Etwa die Begründung, sich im „falschen Körper“ zu befinden. Wer das Geschlecht für eine freie Wahl halte, verfalle dabei in eine essenzialistische Selbstdeutung, die Körper und Seele trenne. Auch wenn Türckes Rückgriff auf Freud nicht immer zu überzeugen vermag: Er macht sich die Mühe, die wichtigsten Argumente der Debatte auf Herz und Nieren zu prüfen, und schafft damit Material zum Mitreden. (Kirstin Breitenfellner)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Feedback

@ „Zukunft in Roth“ von Katharina Kropshofer, FALTER.morgen #530

Ich muss mir irgendwie Luft machen: Das Stadterweiterungs-Großprojekt ,Rothneusiedl' finde ich unbedingt empörend – wegen enormen Beton-Fraß!

Laut Bundesumwelt-Amt verringerte sich die Fläche von Österreichs produktiven Böden im Zeitraum 2001 bis 2020 zwischen 36,3 km² und 104 km² pro Jahr.

Bis dato ist Österreich Europameister im Flächenverbrauch. Mittlerweile sollte es doch schon in JEDER Frau & JEDES Manns Kopf surren: Klima & Klimaschutz hat GRUND-Aspekte. Luft, Erde, Wasser - wem dient verbautes Gebiet & Wohnraum, wenn keine Luft zum Atmen, keine Tiere, keine Pflanzen, kein Wasser unser Aller (Über-)Leben ermöglichen ???

Es kotzt mich (70J.+) zunehmend an, wie PolitikerInnen entgegen längst Bekanntem - um nicht zu sagen vertrautem - fachkundigem Wissen, ebenso entgegen den Forderungen unserer Jungen/jüngeren Generation Bodenversiegelung initiieren, verfolgen, unterstützen, umsetzen!

Erica Riener


@ „Seilbahnbrecher“ von Soraya Pechtl, FALTER.morgen #530

Wien hatte bereits 1964 eine Seilbahn, die Wiener Internationale Gartenschau - der heutige Donaupark - konnte von einem Sessellift aus bewundert werden. Dieser wurde allerdings irgendwann wieder abgebaut, wohl auch wegen seiner Ferne zu den zu bewundernden Blumen. 

Wolfgang Sabella 


@ Stadtnachrichten über neue Regeln für E-Scooter, FALTER.morgen #530

Leider werden die neuen Roller-Abstellflächen häufig auf Gehsteigen markiert, während im 100-Meter-Umkreis die Parkspuren im Gegensatz zu bisher nicht mehr fürs Abstellen der Roller benutzt werden dürfen. Somit gibt's durch diese Roller-Regeln leider als Nebeneffekt an zahlreichen Stellen weniger Platz für Fußgänger:innen und mehr Platz für parkende Autos, was den Mobilitätszielen der Stadt widerspricht.

Loris Knoll


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