SPÖ-Machtkampf: Neuer Kandidat aus Wien - FALTER.morgen #536

Versendet am 22.03.2023

Betreuungsplätze für Kids mit speziellen Bedürfnissen sind kaum zu finden – zwei exemplarische Fälle aus Wien zeigen, warum >> SPÖ: Ein neuer Kandidat aus Wien will in den Machtkampf einsteigen >> Konsequenzen nach Falter-Recherchen über sexuelle Übergriffe in einer niederösterreichischen Musikschule >> Filmtipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Ab heute gibt's tatsächlich kein Pardon mehr für Heizschwammerl – die Temperatur steigt erstmals in diesem Jahr auf 20 Grad, ein paar Wölkchen können den Sonnenschein nicht wirklich trüben, der Wind bleibt schwach. Mit zwei Worten: Perfektes Schanigartenwetter.


Guten Morgen!

Ich weiß heute nicht so recht, wo ich anfangen soll. Ich habe keine Kinder und kann mir daher kaum vorstellen, was es heißt, wenn Eltern für ihren Nachwuchs keinen Betreuungsplatz finden.

In den vergangenen Wochen habe ich unabhängig voneinander mit einem Vater und einer Mutter gesprochen, die vor diesem Problem stehen. Der Vater hat eine fünfjährige Tochter mit Diabetes. Die Mutter ein knapp zweijähriges Kind mit Trisomie 21 (über die fehlende Inklusion im Schulsystem von Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Behinderung hat meine Kollegin Nina Horaczek mehrfach berichtet).

Die beiden Fälle sind sehr unterschiedlich. Aber sie haben auch einige Gemeinsamkeiten. Beide Kinder bräuchten spezielle Betreuung. Für beide hat das System derzeit aber zu wenig Kapazitäten. Die Eltern und die Pädagoginnen stellt das vor große Herausforderungen. Welche das sind und warum sich die Stadt so schwertut, sie zu lösen, erzähle ich Ihnen gleich.

Außerdem: Ein neuer Kandidat aus Wien will in den SPÖ-Machtkampf einsteigen – Nikolaus Kowall, Mitgründer der kritischen „Sektion 8” und Vize-Parteichef am Alsergrund. Wer ist er und welche Chancen hat er? Lina Paulitsch hat mit ihren Recherchen zu sexuellen Übergriffen in einer niederösterreichischen Musikschule einiges ausgelöst. Die Vorfälle wurden breit diskutiert und führten jetzt zur Entlassung des Musikschulleiters. Warum das nicht reicht, argumentiert meine Kollegin im aktuellen Falter – und auch hier im FALTER.morgen. Und Michael Omasta hat wieder die besten Filmtipps für Sie.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

Soraya Pechtl


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Kein Platz für Magdalena

Wenn der Nachwuchs spezielle Betreuung braucht, haben es Eltern oft schwer, einen Kindergarten zu finden. Was das für die Betroffenen bedeutet. 

Manuel und Beatrice N.s Tochter würde im Alltag keine Einschränkungen haben. Das hatten ihnen die Ärzte versichert, als sie am 4. April 2022 Diabetes bei der 5-jährigen Magdalena* diagnostizierten. Aber dieses Versprechen hielt nicht lange.

Der neue Kindergartenplatz, der Magdalena angeboten wurde, ist weit weg. „Wir werden das Angebot daher eher nicht annehmen”, sagt Manuel N. © Symbolfoto: FALTER/Heribert Corn

Im Alltag hat Magdalena kaum Probleme. Sie trägt eine Insulinpumpe, ein kleines Gerät, das dem Körper über einen dünnen Schlauch Insulin zuführt und lästige Injektionen überflüssig macht. Trotzdem erhielt die Familie vor ein paar Wochen eine überraschende Nachricht: „Wir haben heute ohne Vorwarnung den Platz im städtischen Kindergarten verloren”, schrieb Manuel N. am 1. März in einer Mail an den Falter: „Sie hatten Angst, dass Magdalena in eine Hypo fällt.” Hypo ist das Kurzwort für Hypoglykämie, – eine Unterzuckerung, bei der Diabetes-Erkrankte das Bewusstsein verlieren und schlimmstenfalls auch sterben können. Der Kindergarten habe diese Verantwortung nicht mehr tragen wollen, so die Eltern. 

Dabei hatte alles relativ problemlos begonnen. Nachdem Magdalenas Eltern von der Erkrankung erfuhren, schickten sie auf eigene Kosten eine mobile Kinderkrankenschwester in den Kindergarten. Die Fachkraft zeigte den Pädagogen, wie sie Magdalenas Blutzuckersensor zu lesen haben und wann sie ihr Insulin verabreichen müssen. Diese Maßnahmen fallen unter „ärztliche Tätigkeiten” – läuft etwas schief, könnten Kindergartenpädagoginnen haftbar gemacht werden. Sie sind beruflich nicht zur Insulinabgabe verpflichtet, sondern tun dies „eigenverantwortlich und auf freiwilliger Basis”, wie es von der MA 10 (Kindergärten) heißt. In Magdalenas Kindergarten haben sich vier von zehn Pädagogen dazu bereit erklärt. Aber trotzdem schien man dort zunehmend mit der Situation überfordert

Zunächst erhielt Magdalenas Mutter Nachrichten von Pädagogen, in denen sie gebeten wurde, ihr Kind früher abzuholen. Als die Frau dann wieder schwanger wurde und in vorzeitigen Mutterschutz ging, legte die Kindergartenleitung der Familie einen Teilzeitplatz nahe. Bei einem Gespräch Anfang März hieß es dann, das Mädchen solle überhaupt den Kindergarten wechseln. „Der neue Kindergarten ist weit weg. Wir werden das Angebot daher eher nicht annehmen”, sagt Manuel N. Erst im Herbst bekommt Familie N. einen Betreuungsplatz in der Nähe ihres Wohnortes. 

Das Beispiel von Magdalena ist exemplarisch für ein Dilemma. Man kann kaum erwarten, dass Kindergartenpädagoginnen zusätzliche Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Der Falter hat mehrfach über den stressigen Arbeitsalltag berichtet (hier, hier und hier). Eine Pädagogin betreut bis zu 25 Kinder, das System stößt also schon unter normalen Umständen an seine Grenzen. Familien, deren Kinder zusätzliche Unterstützung bräuchten, haben oft das Nachsehen. 

So geht es auch Valerie Schmeiser und ihrem Sohn Emil, der Trisomie 21 hat. Über die beiden und ihre Schwierigkeiten erzähle ich Ihnen morgen mehr.

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Stadtnachrichten

Das Rennen um den SPÖ-Parteivorsitz ist gestern um einiges spannender geworden. Nikolaus Kowall will nun ebenfalls für den Chef-Posten kandidieren, wie er gestern auf Twitter bekannt gab. 

Der 40-Jährige ist derzeit stellvertretender Vorsitzender der SPÖ Alsergrund und gehört zu den rebellischen Stimmen innerhalb der SPÖ. 2007 gründete er mit Parteikollegen die kritische Sektion 8, „um frischen Wind in die Bude zu bringen”, wie er auf seiner Homepage schreibt. Die Sektion versteht sich als sozialdemokratischer Think Tank, der progressive Ideen einbringen will (hier geht's zu einem aktuellen Interview mit der Vorsitzenden Lea Six). Bekannt wurde die Gruppe, als sie 2011 gegen den Willen der Wiener Parteispitze einen Antrag für die Abschaffung des „kleinen” Glücksspiels durchsetzte. Aber vom Bezirkspolitiker zum Vorsitzenden ist es dennoch ein weiter Sprung. Was treibt Kowall an?

Nikolaus Kowall gilt als Parteirebell und ist derzeit stellvertretender Vorsitzender der SPÖ Alsergrund (© APA/SPÖ ALSERGRUND)

Zur Erinnerung: Die SPÖ will in den kommenden Wochen ihre Mitglieder befragen, wer die Partei künftig führen soll. Bisher gab es mit Pamela Rendi-Wagner und Hans-Peter Doskozil nur zwei Kandidaten. Beide hält Kowall für „ungeeignet, das zu tun, was gerade am wichtigsten für Österreich ist: Dem rechten Populismus Einhalt gebieten”, wie er schreibt. Rendi-Wagner sei es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, den Rechten etwas entgegenzusetzen, Doskozil wiederum habe selbst rechtspopulistisch agiert. 

Und wie will Kowall den Weg an die Parteispitze schaffen?

Der studierte Volkswirt positioniert sich in Sachen Migrationspolitik - einem Thema, mit dem sich die SPÖ seit jeher schwertut - deutlich in Opposition zum strammen Kurs von Doskozil: „Menschen mit Migrationshintergrund sind ein elementarer Bestandteil unserer Volkswirtschaft, unserer Sozialversicherungssysteme und unserer Gesellschaft. Das ist die Realität Österreichs im 21. Jahrhundert und es wird Zeit, dass wir das auch anerkennen”, schreibt Kowall. Außerdem will er Kinderbetreuung ausbauen, Vermögen umverteilen und mit dem Erlös daraus die Arbeitszeit kürzen. 

Sein Antreten hat aber noch einen anderen Grund: Kowall sieht in der Mitgliederbefragung eine Chance, dauerhaft eine demokratische und kompetitive Wahl des SPÖ-Vorsitzenden einzuführen. „Mit meiner Kandidatur erhöht sich die Notwendigkeit, ein solches Verfahren zu entwickeln und dann auch beizubehalten”, meint er. 

Ob die Mitglieder Kowall überhaupt ihre Stimme geben können, ist aber noch unklar. Das SPÖ-Präsidium wird heute entscheiden, ob es das Verfahren für weitere Kandidaten öffnet.


Niederösterreich

Lina Paulitsch

„20 Jahre Wahnsinn zu Ende!“

Nach Falter-Recherchen über sexuelle Übergriffe in einer niederösterreichischen Musikschule wurde der Mann nun entlassen. Das kann nur ein erster Schritt sein.

Es sei wie der Fall der Berliner Mauer, sagt eine Lehrerin. Und ihr Kollege: „20 Jahre Wahnsinn zu Ende!“ So lange hat es gedauert, bis der Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen einen Musikschulleiter im Industrieviertel ernst genommen wurde. Obwohl Beschwerden des Lehrpersonals und der Elternvertretung seit Jahren bei der Gemeinde, bei der Gleichbehandlungsbeauftragten Niederösterreichs und sogar bei der Landeshauptfrau eingegangen waren. Erst jetzt wurde der Mann entlassen.

Mehr als 20 Personen schilderten dem Falter sexuelle Übergriffe eines Direktors im Weinviertel. © Illustration: Georg Feierfeil

Dieser Schritt ist einer von mehreren Umbrüchen an niederösterreichischen Musikschulen. Anstoß war eine Falter-Recherche, die im Dezember vergangenen Jahres erschien. Mehr als 20 Personen schilderten darin sexuelle Übergriffe eines Direktors im Weinviertel. Im Jänner berichtete der Falter über die fehlenden Kontrollinstanzen im ganzen Bundesland.

In der Folge besuchten Qualitätsmanager die Schulen. Die Landesregierung richtete eine Ombudsstelle für Musikschulen ein, an die sich Betroffene wenden können. 77 Beschwerden sind dort seit Anfang des Jahres eingegangen, sie betreffen 16 Schulen. Im Großteil der Fälle geht es um Machtmissbrauch durch Direktoren – um Mobbing, willkürliche Kündigungen und persönlich motivierte Stundenvergaben.

Kunst- und Kultureinrichtungen sind generell anfällig für Machtmissbrauch. In der Musik geht es um künstlerische Leistungen, die schwer quantifizierbar sind. Welche Lehrerin besser Klavier spielt, welcher Schüler wie viele Erfolge verzeichnet, liegt meist im subjektiven Ermessen.

In Niederösterreich war es außerdem bis dato unmöglich, Fehlverhalten zu melden. Anders als in anderen Bundesländern arbeiten niederösterreichische Musiklehrer als Gemeindebedienstete. Obmann der Schule ist der Bürgermeister. Er ernennt den Direktor und ist später sein einziges Kontrollorgan. Wenn die beiden einander gut kennen, versanden Beschwerden. „Die Bürgermeister sind auch völlig überfordert“, heißt es oft.

Aufgeblasene Kompetenzen von Lokalpolitikern können erheblichen Schaden anrichten. Man denke an umgewidmete Naturgebiete, auf denen heute Einkaufszentren wachsen. Ähnlich problematisch ist die Hoheit der Gemeinde im Musikschulwesen.

Um Machtmissbrauch systematisch vorzubeugen, sollte künftig das Land über Arbeitsverträge wachen – und einen Direktor auch kündigen können. Nur ein externer Entscheider kann die Mauschelei am Dorfplatz beenden.

Es brauchte Medienberichte, um die Kontrollinstanzen auf Landesebene in Gang zu setzen. Die neue Ombudsstelle, angesiedelt bei der unabhängigen Gleichbehandlungsbeauftragten, ist als erster Schritt zu begrüßen. Sie muss weiter Fehler der Vergangenheit korrigieren. Finger weg, Schwarz-Blau!


Dafür kämpfen wir

Mankoadze Care Company

Mankoadze in Ghana © Mankoadze

Unser Vereinszweck in einem Satz:

Aus einem Malworkshop im Jahr 2006, den ich in Ghana geleitet habe, entstand unser Projekt bzw. Verein. Es wurden interkulturelle Bilder gemeinsam geschaffen und danach in Wien verkauft. Der Erlös wurde für die Bezahlung des Schulgeldes der teilnehmenden Kinder bezahlt.

Wer bei uns mitmachen kann/für wen unser Verein von Interesse ist: 

Jede(r) der/ dem es ein Anliegen ist, Kindern in Afrika eine bessere Zukunft zu ermöglichen

Das haben wir bereits erreicht:

Schul- und Berufsausbildung für rund ein Dutzend von Armut bedrohter Kinder. Einer unserer damaligen „Schützlinge“, Edmond Kojo Essel hat unter anderem einen Journalismuslehrgang an der Uni in Accra absolviert und angeregt, ein Buch über unser Projekt zu verfassen. 

Das war unsere größte Herausforderung/Schwierigkeit:

Die Finanzierung. Für alle Kinder mussten wir schließlich nicht nur das Schulgeld bezahlen, sondern auch Unterbringung und Verpflegung. Dadurch sind unsere Kosten ziemlich explodiert. Zur Geldbeschaffung veranstalteten wir jedes Jahr vorweihnachtliche Bazare, Vorträge, einmal sogar ein Wohnzimmerkonzert. Trotz des ehrenamtlichen Einsatzes über all die Jahre konnten wir schließlich nur durch großzügige Spender*innen unser Projekt aufrechterhalten.

Heute ist es für die gut ausgebildeten jungen Menschen oftmals schwierig, eine gute Anstellung zu finden, ohne entsprechende Beziehungen zu haben oder nochmal Geld im Vorhinein dafür zu bezahlen.

So finanzieren wir uns:

Über Spenden und Veranstaltungen

So kann man uns kontaktieren:

Mail-Adresse: u.schaden@aon.at

Homepage: ursulaschaden.at


Frage des Tages

Wie viele Personen sind in Wien in der Landwirtschaft beschäftigt?

  1. 970

  2. 3.145

  3. 8.750

Auflösung von gestern: Die Schilder mit der Aufschrift „Achtung Krötenwanderung" sollen Autofahrer zum achtsamen Fahren anhalten (sie haben nichts mit lauten oder giftigen Amphibien zu tun).


Event des Tages

Lisa Kiss

Theater

Die finale Spielzeit nutzt Werk X-Ko-Leiter Harald Posch als Regisseur für eine letzte Rebellion gegen (intellektuelle) Eliten, die dekadent herumhängen, während die Welt in Flammen steht. Als Grundlage für das Stück „Wanja. Dernière Rébellion“ fungiert Anton Tschechows bekannte Tragikomödie „Onkel Wanja“. Besonders die Figur des Arztes Astrow sticht darin hervor. Er wird von den anderen als weltfremd wahrgenommen, weil er sich für den Baumbestand interessiert, zeitgemäßer ausgedrückt für Umweltschutz und Klima also. (Sara Schausberger)

Werk X, 19.30


Buch

Inge Morath & Rebecca Miller: Inge Morath Hommage

Der Bildband ist eine Hommage an die Fotografin Inge Morath (1923-2002), deren Geburtstag sich am 27. Mai zum hundertsten Mal jährt. Bekannt wurde sie als - einziges weibliches -Mitglied der Fotoagentur Magnum um Großmeister Henri-Cartier Bresson, der den Bildjournalismus der Nachkriegszeit prägte. Morath kam 1923 in Graz auf die Welt. Das Handwerk der Lichtbildnerei erlernte sie Anfang der 1950er-Jahre in London. Bei Dreharbeiten für den Film "The Misfits" lernte sie den US-Schriftsteller Arthur Miller und dessen damalige Ehefrau Marilyn Monroe kennen; bald darauf wurden Miller und Morath ein Paar.

Die Fotografin gewann dem Alltag surrealistische Momente ab. So begleitete sie für das Life-Magazin ein Lama, das seinen Kopf auf dem New Yorker Times Square keck aus einem Autofenster reckt. Das Bild kommentiert humorvoll die Anpassung der Fauna an den Großstadtdschungel. Der bei Schirmer/Mosel erschienene Prachtband enthält 200 von Moraths schönsten Aufnahmen. Neben Porträts von Künstlern wie Alberto Giacometti oder Louise Bourgeois präsentiert die Auswahl auch Beispiele von Reisereportagen, die die Fotografin nach Asien und Afrika führten. Die vom Inge Morath Estate veranlasste Publikation ist der Auftakt des Jubiläumsjahres, in dem auch das Salzburger Rupertinum (bis 4.6.) eine Werkgruppe ausstellt. 

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Kinotipps

Michael Omasta

Broker - Familie gesucht

Im nächtlichen Regen legt So-young ihr Neugeborenes unbeobachtet vor der Babyklappe einer Kirche ab. Unbeobachtet? Hinter der Box warten schon die Menschenhändler Sang-hyun und Dong-Soo, nicht ahnend, dass sie selbst bereits im Fokus der Polizei stehen. Als So-young es sich anders überlegt und ihr Kind in kirchlicher Obhut sucht, drohen die Entführer aufzufliegen. Was nach grimmigem Sozialdrama klingt, wird beim japanischen Regisseur Hirokazu Kore-eda in seiner ersten koreanischen Produktion zu einer humanistischen Parabel auf das Konstrukt Familie. (Martin Nguyen)

Regie: Hirokazu Kore-eda, KR 2022


Lass mich fliegen

© Verleih

Emma-Lou, die kleine Tochter von Regisseurin Evelyne Faye, hat das Down-Syndrom. Für ihre Doku begleitet die Filmemacherin vier Menschen, die ebenfalls davon betroffen sind und sich in verschiedenen Lebensabschnitten befinden: Johanna und Raphael wollen heiraten und Kinder bekommen wie jedes andere Paar. Magdalena liebt es, auf der Bühne zu stehen und engagiert sich politisch für die Rechte von Menschen mit Down-Syndrom. Andrea hält Vorträge über Inklusion. Sie alle wollen als Menschen mit einzigartiger Persönlichkeit gesehen werden und glücklich sein.

Regie: Evelyne Faye, Ö 2022


Inside

Für einen smarten Kunstdieb namens Nemo (Willem Dafoe) wird eine hypermoderne Luxussuite zum gläsernen Gefängnis. „,Inside' ist eine Ein-Mann-Survival-Show, will aber auch Kontemplation des Un-/Wesens von Kunst heute sein (als bloß musealisierte bzw. allein zum Investitionsobjekt taugende). Wir sehen dem erfolglosen Heister zu: Wie er Wasser- und Nahrungsknappheit handelt; beim Saufen, Schmatzen, Scheißen, Schiffen; wie er verwahrlost und irre wird; Design-Interieur und Kunstwerke zertrümmert und zweckentfremdet, um auszubrechen. Und trotz Defoes Power-Performance geraten die eh nur 100 Minuten wie ein ebenso langer Museumsbesuch: zach.“ (David Auer)

Regie: Vasilis Katsoupis, GB/D/B/CH/GR 2023


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