Wiens geheimste Studie: Die Verschlussakte Volkertviertel - FALTER.morgen #558

Versendet am 24.04.2023

Seit zwei Jahren wehrt sich die Stadt verbissen, eine Studie über ein Grätzel im 2. Bezirk zu veröffentlichen – bis hinauf zum Verwaltungsgericht Wien. Und niemand versteht, warum >> Nach dem KPÖ-Wahlerfolg in Salzburg: Wo die Kommunisten sonst noch Chancen haben >> 100 Schülerinnen und Schüler lösen freiwillig Matheaufgaben um die Wette: Wie das Angstfach zum Spaßfach wird >> Grätzelrundgang am Schlingermarkt in Floridsdorf

Wetterkritik: Seinen Eigensinn hätte der heurige April eigentlich nicht mehr beweisen müssen. Und trotzdem legt er in seiner letzten Woche noch mal eins drauf. Nach dem frühlingshaften Wochenende sinkt die Temperatur bei Regen und Wind heute wieder auf 16 Grad.


Guten Morgen!

Die Stadt Wien wird den Vergleich nicht gerne hören: Aber manchmal erinnert sie ein bisschen an den Vatikan – beispielsweise, was ihre Bereitschaft zur Transparenz betrifft. Im Kirchenstaat zu Rom gibt es, hinter hohen Mauern und dicken Türen verborgen, das „Vatikanische Geheimarchiv“. Darin werden alle Akten, Staatspapiere, Korrespondenzen, Rechnungsbücher und andere Dokumente aufbewahrt, die der Heilige Stuhl im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hat.

Wobei: Geheim ist dieses Archiv längst nicht einmal mehr dem Namen nach. 2019 wurde es in „Vatikanisches Apostolisches Archiv“ umbenannt, Forschern (sowohl geistlichen als auch weltlichen) steht es bereits seit Längerem offen.

Das wiederum unterscheidet es von der gelebten Archivpraxis der Stadt Wien: An Top-Secret-Dokumente der Kirchenbürokratie kommt man offenbar wesentlich leichter heran als an ganz profane Papiere der Stadt – dieses Eindrucks konnte ich mich nicht erwehren, als ich mich vorige Woche durch einen Entscheid des Verwaltungsgerichts quälte.

Er erzählt auf 38 Seiten davon, wie sich die Stadt seit zwei Jahren mit allen Mitteln dagegen wehrt, eine Grätzelstudie über das Volkertviertel im 2. Bezirk zu veröffentlichen. Und das, obwohl diese mit Steuergeld und Hilfe der dortigen Bevölkerung erstellt wurde. Mit welchen geradezu bizarren Schachzügen (inklusive Inseratenboykott gegen eine Grätzlzeitung und Anzeige-Drohungen gegen einen Journalisten) sie dabei vorgeht, erzähle ich Ihnen gleich.

Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Nina Horaczek analysiert nach dem gestrigen Wahlerfolg der KPÖ in Salzburg, wo in Österreich die Kommunisten bei bevorstehenden Wahlen sonst noch Chancen haben. Daniela Krenn berichtet von einem Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler den Beweis antreten, dass Mathe tatsächlich Spaß machen kann. Und Florian Holzer nimmt Sie mit auf Grätzeltour zum Schlingermarkt in Floridsdorf.

Eine schöne Woche wünscht

Martin Staudinger


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In Papierlform

Die Chronologie einer Auskunftsverweigerung.

Wie geheim kann eine Studie sein, die explizit im Sinne der Bürgerbeteiligung, unter reger Mitwirkung der Bevölkerung und mit öffentlichem Geld erstellt wurde?

In Wien: Streng geheim. So streng, dass sie nicht einmal ein Gericht zu sehen bekommt.

Klingt bizarr, oder? Ist aber so, wie aus einem 38 Seiten langen Erkenntnis des Verwaltungsgerichts Wien hervorgeht.

Die Vorgeschichte: Im Sommer 2020 gibt die Stadt ein zukunftsweisendes Vorhaben im 2. Bezirk bekannt. Das Volkertviertel soll zum verkehrsberuhigten Supergrätzel (hier geht’s zur Definition anhand eines ähnlichen Projekts in Favoriten) umgestaltet werden. Die MA 18 und die (damals grüne) Bezirksvorstehung rufen die Anrainer auf, im Rahmen einer Pilotstudie ihre Vorstellungen dafür einzubringen. Dafür wird sogar ein „Straßenlabor“ eingerichtet, um den Anwohnern „die Möglichkeit zur Information, zum Austausch und zum Einbringen von Ideen und Gestaltungsvorschlägen“ zu geben.

Volkertmarkt im 2. Bezirk: Die Pilotstudie über Möglichkeiten zur Aufwertung der Gegend in ein „Supertgrätzel“ wurde mit reger Beteiligung der Bevölkerung erstellt (© BV2)

Dann kommt die Gemeinderatswahl, im Bezirk gewinnt die SPÖ. Im April 2021 erscheinen erste Medienberichte: Leider, leider – aus dem Supergrätzel wird nun doch nichts. Daraufhin meldet sich bei der MA 18 das Grätzlblattl. Die „lokalste Zeitung Wiens“ wird ehrenamtlich von Bürgerjournalistinnen produziert, erscheint seit 20 Jahren viermal pro Jahr und beschäftigt sich ausschließlich mit dem Volkert- und Alliiertenviertel. Jetzt möchte ein Grätzlblattl-Redakteur die Pilotstudie haben, um darüber zu berichten.

Damit beginnt die Geschichte einer amtlichen Auskunftsverweigerung, die inzwischen bereits ins dritte Jahr geht.

  • 2021 – Das erste Jahr

14. Mai: Die MA 18 verweist den Grätzlblattl-Redakteur mit seiner Anfrage an die Bezirksvorstehung

20. Mai: Die Bezirksvorstehung teilt mit: „Die Studie wurde nicht veröffentlicht, da das Projekt nicht in der Form umgesetzt wird.“

17. August: Der Redakteur begehrt unter Berufung auf das Wiener Aufkunftspflichtgesetz die Herausgabe der Studie. Falls dem nicht stattgegeben wird, verlangt er einen offiziellen Bescheid über diese Entscheidung.

27. August: Die Bezirksvorstehung argumentiert, die Studie sei noch nicht offiziell abgeschlossen. Daher falle sie nicht unter das Auskunftspflichtgesetz.

16. September: Der Grätzlblattl-Redakteur fühlt sich papierlt und insistiert.

22. Oktober: SPÖ-Bezirksvorsteher Alexander Nikolai lässt mitteilen, „dass wir von zukünftigen Inseratenschaltungen mit sofortiger Wirkung Abstand nehmen bzw. diese hiermit widerrufen. Auch ersuchen wir, weitere Zusendungen des Grätzlblattls an die Bezirksvorstehung zu unterlassen.“

Das „Grätzlblattl“ hätte die Studie gerne gesehen, um darüber zu berichten (© Screenshot FALTER)

  • 2022 – Das zweite Jahr

28. Jänner 2022: Der Grätzlblattl-Redakteur bringt Säumnisbeschwerde ein – weil die Bezirksvorstehung ihre Entscheidung, die Pilotstudie unter Verschluss zu halten, nicht rechtzeitig mit einem Bescheid begründet hat. 

22. März: Statt die Beschwerde dem Verwaltungsgericht vorzulegen, schickt sie der Bezirk an die MA 18.

1. April 2022: Die MA 18 teilt dem Redakteur mit, dass die Übermittlung der Studie „gemäß den Bestimmungen des Wiener Auskunftspflichtgesetzes nicht vorgesehen“ sei. Auf der Website der Stadt Wien seien aber ohnehin alle verfügbaren Informationen zu finden.

5. April: Der Redakteur bringt eine zweite Säumnisbeschwerde ein, diesmal direkt beim Verwaltungsgericht Wien.

28. April: Die MA 18 argumentiert gegenüber dem Verwaltungsgericht, die Studie sei zum Zeitpunkt der Anfrage noch in Überarbeitung gewesen „und war somit noch nicht fertiggestellt“.

5. Oktober: Der Fall wird am Verwaltungsgericht verhandelt. Bezirksvorsteher Nikolai sagt, es würde ihm „kein Grund einfallen, weshalb ich die Studie nicht zur Verfügung stellen sollte.“ Man einigt sich, dem Grätzlblattl die Studie binnen zwei Wochen „physisch oder in Form einer Datei“ zu übergeben. Das Gericht soll darüber auf dem Laufenden gehalten werden.

Lesen Sie morgen: Die MA 18 legt den Gerichtsbeschluss auf ihre eigene Art und Weise aus und droht dem Grätzlblatt-Redakteur mit einer Anzeige.

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Innenpolitik

Nina Horaczek

Hört die Signale

Nach dem KPÖ-Überraschungserfolg in Salzburg rechnen sich auch die Kommunisten in anderen Bundesländern bei bevorstehenden Wahlen Chancen aus.

Mehr als 11 Prozent der Stimmen für die Kommunistische Partei (hier geht's zum Wahlergebnis) – und das ausgerechnet im konservativen Bundesland SalzburgKay-Michael Dankl führt die KPÖ zum ersten Mal seit 1949 in den Landtag, und das gleich mit vier Mandaten. Dankl konnte mit dem Thema Wohnen punkten und damit, dass er in seinen Sprechstunden bedürftigen Menschen half, Anträge auf Förderungen auszufüllen und zu ihrem Recht zu kommen.

Salzburger KPÖ-Kandidat Kay-Michael Dankl: Aus dem Stand mit vier Mandaten in den Landtag (© APA/EXPA/JFK)

Ist dieser Überraschungserfolg der Kommunisten in Salzburg bloß Zufall? Oder könnten bald auch in anderen österreichischen Gemeinden Hammer- und Sichel-Fahnen wehen?

Besonders große Hoffnungen macht sich die KPÖ in Innsbruck, wo kommendes Jahr der Gemeinderat neu gewählt wird. Und die Ausgangslage ist ähnlich wie in Salzburg: Tirols Landeshauptstadt hat derzeit die teuersten Mieten in ganz Österreich, auch hier können sich viele das Leben nurmehr schwer leisten. Auch die Tiroler KPÖ-Landessprecherin Pia Tomedi setzt auf eine linke Ombuds-Politik. Regelmäßig steht sie mit ihren Genossinnen und Genossen auf der Straße und informiert die Menschen über Sozialthemen, zuletzt etwa den Heizkostenzuschuss des Landes. Unter dem Motto „Kein Anliegen ist zu klein“ lädt die KPÖ zu regelmäßigen Beratungsstunden in ihr Innsbrucker Parteilokal. Dort hilft Tomedi allen, die ihre Anträge auf Sozialleistungen nicht selbst ausfüllen können. „Die größte Gruppe, die zu uns Hilfe sucht, sind Pensionistinnen, die von weiblicher Altersarmut betroffen sind“, erzählt die Innsbrucker Kommunistin. So möchte die KPÖ den Sprung in den Innsbrucker Gemeinderat schaffen.

In Graz stellen die Kommunisten mit Elke Kahr bereits seit 2021 die Bürgermeisterin, in Linz sind sie schon jetzt mit zwei Mandaten im Gemeinderat vertreten. Neben der Teuerung fokussieren Oberösterreichs Kommunisten auf das Thema Verkehrswende, engagieren sich gegen den Bau neuer Autobahnstrecken und für einen besseren und leistbaren öffentlichen Verkehr für alle.

In Wien haben KPÖ und das Wahlbündnis „Links“, mit dem die Kommunisten 2020 antraten, 23 Bezirksmandatare. Trotzdem scheint Wien für die KPÖ ein schwieriges Pflaster zu sein. Hier sei es nicht so leicht möglich, mit einer linken Helferchenpolitik zu punkten, weil die Stadt im Gegensatz zu anderen österreichischen Kommunen relativ gut verwaltet sei, sagt Claudia Krieglsteiner, KPÖ-Bezirksrätin in Wien-Margareten. Aber auch Wiens Kommunisten haben große Ziele: „Bei der Wien-Wahl 2025 wollen wir auch in Simmering und Transdanubien ins Bezirksparlament“, sagt Krieglsteiner: „Nur die Nobelbezirke Innere Stadt, Hietzing und Döbling heben wir uns bis zum Schluss auf.“


Stadtnachrichten

Leonie Grassauer

Es muss nicht immer ein baulich getrennter Radweg sein: Die Stadt könnte Straßen auch temporär für Autofahrer sperren, damit Radlerinnen dort ungestört in die Pedale treten können. Mehr sogenannte Pop-up-Radwege fordert die Mobilitätsorganisation VCÖ in einer aktuellen Aussendung.

Die Gründe dafür sind naheliegend: Im ersten Quartal 2023 fuhren in Wien so viele Menschen mit dem Rad wie noch nie. 1,56 Millionen Velozipedisten zählte der VCÖ an 13 Stellen in der Stadt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Zunahme um 4,3 Prozent – und das, obwohl die fahrradstärksten Monate Mai bis Oktober erst vor uns liegen. 

„Mehr Radverkehr bringt Wien seinen Klimazielen näher. Wenn Radwege zu schmal sind, dann braucht es in den radfahrstarken Monaten eine Kapazitätserweiterung. Es macht Sinn, wenn bei Engstellen dort, wo es möglich ist, eine Kfz-Fahrbahn temporär als Radweg umgewidmet wird“, sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.


Weil immer wieder gefordert wird, dass Aktivismus für den Klimaschutz nicht den Verkehr behindern soll, hat sich die NGO #aufstehn in Kooperation mit den Artists for Future Austria eine Kunstaktion ausgedacht: Vergangene Woche übermalte der Künstler Jose Augusto Ramirez das Bild einer dystopischen Fabriklandschaft mit einem menschlichen Gesicht und viel Natur (hier geht's zu einem Zeitraffer-Video).

© #aufstehn/Tom Poe

Anlässlich des Earth Day, der am Samstag begangen wurde, sollte damit der Blick in die Zukunft symbolisiert werden – der je nach Handlung der Entscheidungsträger positiv oder negativ aussieht. Statt Autos wurden Passanten angehalten und ersucht, ihre Klima-Anliegen an die Regierung aufzuschreiben, damit #aufstehn diese an die Politik herantragen kann.


Be blessed zur Matura! Die Erzdiözese Wien hat in Kooperation mit der Evangelischen Kirche A.B. ein Projekt gestartet, um den Maturantinnen und Maturanten während ihrer Prüfungen beizustehen, die kommende Woche beginnen. Wer's glaubt, kann sich im Stephansdom oder in der Lutherischen Stadtkirche Wien eine Kerze anzünden lassen. Der göttliche Beistand kann ganz einfach kostenlos via WhatsApp-Nachricht bestellt werden und optional gibt es auch einen Segenswunsch in Videoform mit dazu – eine Erfolgsgarantie freilich nicht.


Stadtgeschichten

Daniela Krenn

Mathe macht Spaß! (Kein Scherz)

100 Schülerinnen und Schüler lösen freiwillig Rechenaufgaben um die Wette. Ein Besuch beim internationalen Mathewettbewerb Náboj. 

„Wer die Aufgabe sieben hat, geht zur Abgabe der Lösung zu Tisch eins, denn sieben geteilt durch drei, da bleibt eins als Rest”, verkündet Michael Fischer zu Beginn der Veranstaltung. Schon allein diese Regel mag jene, die in Mathe nicht so gut aufgepasst haben, verwirren. Für die 100 Teilnehmer des Mathe-Wettbewerbs Náboj ist das kein Problem. 

Náboj ist ein internationaler Mathewettbewerb. Zum ersten Mal fand er am Freitag in Wien im kargen Prechtlsaal der TU und im alten AKH statt. Mitmachen darf, wer in die Oberstufe geht. Zwei Stunden haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, um sechs Beispiele zu lösen. Erlaubt sind dabei Stift, Zettel und Geodreieck, kein Taschenrechner. 

Zuzu, Paul, Sebi, David und Lorenz sind 16 Jahre und gehen ins Hernalser Gymnasium Geblergasse. Sie sind zum zweiten Mal beim Náboj-Wettbewerb dabei

Was diesen Mathewettbewerb von anderen wie etwa den Känguru-Test oder der Mathe-Olympiade abhebt? „Es gibt immer mehrere Lösungswege. Und die Schüler treten als Gruppe an, da trauen sie sich eher teilzunehmen”, sagt Fischer. Der 35-Jährige ist selbst Mathematiker und Mitveranstalter des Wettbewerbs. 

Mathe ist für viele das Angstfach schlechthin. Fast jeder fünfte Maturant schafft das Fach beim ersten Anlauf nicht. 63 Prozent der Schüler nahmen 2022 Nachhilfe in Mathe, mehr als in allen anderen Gegenständen. Umfragen zeigen, dass beinahe jeder fünfte „überdurchschnittliche” Angst vor Mathe hat. Was treibt die Schüler an, bei Náboj freiwillig Rechenaufgaben zu lösen?

„Ein Problem vor sich zu sehen und dann verschiedene Lösungswege zu probieren, das gefällt mir”, erklärt Lorenz. Der 16-Jährige geht in die 7c des Hernalser Gymnasiums Geblergasse: „Letztes Jahr waren wir unter den Top 10 in Wien!”, sagt er stolz.

In Lorenz' Klasse sind viele richtig gut in Mathe. Deshalb mussten die Schüler um einen der fünf Teilnahmeplätze rangeln. „Zuzu ist ein Primzahlen-Ass, Paul unser Taschenrechner. Sebi wirft immer einen neuen Blickwinkel auf ein Problem und David behält die Übersicht”, stellt Lorenz das Team vor. Und er selbst? „Ich bin ein Allrounder.” 

Von vielen anderen 16-Jährigen unterscheidet die Fünf diese Aussage: „Mathe macht einfach Spaß!” Grund dafür ist ein Lehrer: Professor Julian Wiederin, 33. Er sitzt neben Lorenz und freut sich sichtlich. „Auf Sportwettbewerbe zu fahren ist normal. Aber manche Schüler rätseln auch gern”, sagt Wiederin. Mathe sei viel mehr als nur auswendig gelerntes Rechnen mit Formeln, es schule die Fähigkeit, logisch zu denken. 

Auf den Zetteln des Náboj-Wettbewerb klingt das so: „Die Summe von sechs verschiedenen positiven ganzen Zahlen ist 22. Was ist ihr Produkt?” (das Ergebnis verraten wir weiter unten, falls Sie selbst rechnen wollen).

Wer diese Aufgabe nicht lösen konnte? Die künstliche Intelligenz Chat GPT. Eine Schülerin hatte das Ergebnis dagegen in zwei Minuten. Dieser Punkt geht an die Mathegenies. 

PS: ​​Das Senior-Team des Hernalser Gymnasiums Geblergasse hat es dieses Jahr übrigens auf den 23. Platz geschafft. Gratuliere allen Teilnehmern!

*PPS: Das Ergebnis ist (7*5*4*3*2*1)=840. Viel Spaß beim Nachrechnen. 


Frage des Tages

Wo liegt einer Sage nach das älteste Haus Wiens und damit quasi der Grundstein der Stadt?

1. Am Hohen Markt (zwischen Marc-Aurel-Straße, Sterngasse und Judengasse)

2. Am Stephansplatz (zwischen Sailergasse, Stock im Eisen Platz und dem Graben)

3. Am Rathausplatz (zwischen Rathausstraße, Felderstraße und Ebendorferstraße)

Auflösung von Freitag: Durch Wien fließen nicht 20 oder 30, sondern rund 50 Wienerwaldbäche (zwei Drittel davon unterirdisch).


Im Grätzel

Schlingermarkt

ARGE Karto

Bei meinem letzten Besuch vor neun Jahren wirkte es, als würde der Schlingermarkt in Floridsdorf in seinen letzten Zügen liegen. Dass hier so etwas Ähnliches wie eine Renaissance beginnen könne, schien undenkbar. Und doch fand sie statt.

Das führt nun zu einer recht bemerkenswerten Mischkulanz aus alteingesessenen und neu dazugekommenen Standlern, aus veritablen Hipster- und den hier unvermeidlichen Trankler-Hütten.

Lievito 48 am Markt ist zweifellos das stärkste neue Lebenszeichen des Schlingermarktes. Die Geschwister Giulia und Valerio Bendinelli sind blutjung und stammen aus Rom. Das, was die beiden da pizzamäßig vorlegen, ist wirklich beachtlich: 48-stündige Teigruhe, tolle, dem Geschmack und nicht der Social-Media-Aufmerksamkeit geschuldete Rezepturen. Gleich daneben eine gute Bekannte: Johanna Wechselberger: Barista, Rösterin und Begründerin der School of Coffee. Ende 2022 übernahm sie ihren Stand und war bald überrascht, dass Joey 's Pop-up so weit entfernt von der Barista-Hauptroute bestens läuft. Und da kommt noch was: Spaghetteria il Mercato macht bald auf, auch mit einer schicken Gelateria ist demnächst zu rechnen.

Den gesamten Grätzelrundgang von Florian Holzer mit allen in der Grafik erwähnten Lokalen lesen Sie hier.


Event des Tages

Lisa Kiss

Musik

Noch Geheimtipp, bald womöglich weit mehr: Das junge Londoner Trio Island Of Love hat sich auf die Fahnen geheftet, Popmusik zu machen, die das Lautstärkenniveau von Noiserock hat. US-Rockstar Jack White ist bereits Fan, er hat die Band für die britische Außenstelle seines Labels Third Man Records unter Vertrag genommen. Das Debütalbum erscheint dieser Tage und klingt sehr erfrischend. (Sebastian Fasthuber)

Venster99, 20.00


Buch

Silvia Ferrara: Der Sprung

Ferraras neues Buch präsentiert Notizen, die entstanden, als sie den Ursprüngen der Schrift im steinzeitlichen Bilddenken an berühmten Fundorten nachging. Schon älteste Höhlenmalereien zeigen Abdrücke von Händen und Füßen neben bildlichen Tierdarstellungen und geometrischen Mustern: Offenbar wurden sie wie Bausteine gedacht, vervielfältigt und absichtsvoll kombiniert, als wären diese frühen Künstler schon auf dem Weg zu einer Art Kodifizierung oder sogar Syntax.

Alle Spekulationen über den möglichen religiösen oder rituellen Sinn der Gebilde lässt Ferrara außen vor. So kann sie sich ganz auf die Übergänge von Dekorations-und Mallust hin zur Erprobung regelrechter, kodifizierter Zeichen konzentrieren. Sie analysiert unterschiedlichste Fundorte: monumentale Kultstätten wie das anatolische Göbekli Tepe genauso wie riesige Ritzbilder auf hawaiianischen Felsen. Es entsteht ein Panorama der Ausdruckswelten der Steinzeitmenschen -und zugleich ein Bild der alle verbindenden Gemeinsamkeiten der neuen, schöpferischen Formen des Denkens, das den Menschen einzigartig machte. (Sebastian Kiefer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Feedback

@ Serie „Pfusch am Bau" von Soraya Pechtl, FALTER.morgen #550 - #554

Meiner Erfahrung nach hat das Problem mit Scheinfirmen und ProjekterrichtungsGmbHs schon lange vor der Pandemie begonnen. Auch wir als Eigentümer einer Wohnung in einem parifizierten Haus, sind durch Bauschäden beim Dachbodenausbau durch eine ProjekterrichtungsGmbH davon betroffen. Man kann die Schäden zwar einklagen, allerdings bleibt am Ende nur die leere Hülle dieser Firma übrig und man bleibt auf den Sanierungskosten und auf den Anwaltskosten auch noch sitzen.  Laut Bezirksvorsteher ist das ein weitverbreitetes Problem in Wien.

Dazu kommt noch, dass Handwerksfirmen geschädigt werden, da ihre Rechnungen nicht beglichen werden; die Bauarbeiter selbst warten oft vergeblich auf ihren Lohn, auch Steuer und Sozialversicherung werden oft nicht beglichen von Firmen, die darauf ausgelegt sind in Konkurs zu gehen, den Gewinn zu privatisieren und den Schaden an andere abzutreten.

 Was ich noch nicht verstehe ist, warum der Staat dabei zuschaut? Was hat die Republik für einen Gewinn von der Duldung von Scheinfirmen oder dubiosen Firmengeflechtkonstruktionen? Die Steuereinnahmen von diesen dürften gering sein. Mich würde interessieren, was das Wirtschaftsministerium oder der Baustadtrat dazu sagt? Vielleicht können Sie da noch Statements für einen weiteren Artikel einholen

Rainer Coufal, Wien


@ Vogel der Woche von Klaus Nüchtern, letzte Folge FALTER.morgen 554

jaaa! die vögel der woche ! bitte einfach wieder von vorne ! kann mich gar nicht mehr erinnern…

Die wegen eines zugegebenermaßen tragischen Unglücks eingestellten Kreuzworträtsel des Falter könnte man auch wieder hervorkramen. sie fehlen!!! immer noch!!! Biiiitte 

helga w.


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