Stadtrandgänge: Klaus Nüchtern erkundet die Peripherie von Wien - FALTER.morgen #655

Martin Staudinger
Versendet am 13.09.2023

Klaus Nüchterns neue Kolumne: Der Vogel- wird zum Wanderwart und erkundet die unbekannten Randlagen der Stadt >> Verschwundene Boutique: Immo-Investor wehrt sich gegen Vorwürfe >> Filmtipps von Michael Omasta

Wetterkritik: Mit der Omega-Lage, die uns in den vergangenen zwei Wochen wunderbares Spätsommerwetter beschert hat, anderen Teilen Europas aber schwere Unwetter, geht es zu Ende. Heute mit bis zu 30 Grad ein vorerst letztes Mal sehr warm, dabei aber zunehmend schwül und unbeständig. Falls Sie noch Paradeiser am Balkongarten haben, sollten Sie an die Ernte denken – es könnte gewittrig werden.


Guten Morgen!

Heute beginnen wir einmal mit uneingeschränkt guten Nachrichten: Klaus Nüchtern, den viele von Ihnen hier schmerzlich vermisst haben, seit seine FALTER.morgen-Kolumne „Vogel der Woche“ im Frühjahr ausgelaufen ist (das daraus entstandene ornithologische Standardwerk in Buchform haben wir Ihnen ja schon verschiedentlich ans Herz gelegt) ist zurück.

Und er hat sich, das schiefe Bild erlaube ich mir ausnahmsweise, über den Sommer gemausert – nämlich vom FaVoWa (Falter-Vogelwart) zum FaWaWa (Falter-Wanderwart). Jeden Mittwoch erkundet er in den kommenden Wochen für den FALTER.morgen eine Sphäre, die in allen anderen Medien chronisch underreported ist: Die Randlagen der Stadt. Und er tut das auf unnachahmlich nüchterne (will in diesem Fall heißen: sprachbarocke) Art und Weise.

Wie er seine Stadtrandgänge anlegt, hat er selbst gestern im FALTER.maily aufgeschrieben. Den Beginn macht ein Streifzug hart an der Kante von Floridsdorf, bei dem sogar mehrfach der Marchfeldkanal überquert wird. Viel Vergnügen beim Lesen!

Außerdem im heutigen FALTER.morgen: Meine Kollegin Daniela Krenn setzt die Berichterstattung über die verschwundene Boutique am Bauernmarkt fort – der Immo-Investor Martin Lenikus wehrt sich gegen Vorwürfe, er wolle die Geschäftsfrau Firi Attar mit rustikalen Methoden aus dem Haus ekeln.

Zu guter Letzt wirds wieder freundlich: Michael Omasta versorgt Sie wie jeden Mittwoch mit den besten Kinotipps der Woche.

Einen schönen Tag wünscht

Martin Staudinger


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LiDo geht weiter

Seit zwei Jahren fördert die Aktion "LiDo - Links der Donau geht was weiter" das Zu-Fuß-Gehen in Donaustadt und Floridsdorf. Eine LiDo Fußwegekarte ist entstanden, erstmals wurden bei „12 Stunden LiDo“ bei einem Wandertag die Bezirke zu Fuß umrundet und vieles mehr …

Was alles in den 2 Jahren passiert ist und wie es in LiDo weiter geht?
Das Projekt "LiDo - Links der Donau geht was weiter" wird am 2. Oktober 2023 in der VHS Kulturgarage (1220) zusammenfassend präsentiert. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Infos zu „LiDo geht“ und Anmeldung zum Termin: https://www.wienzufuss.at/lido-geht/


Nüchterns Stadtrandgang

Klaus Nüchtern

Ganz weit draußen in … Floridsdorf

Beton, Biber, Bienenfresser

Falls sich jemand die Frage stellen sollte, wer Herr oder Frau Winkeläcker gewesen sein mag, so darf der Falter-Wanderwart (FaWaWa) darauf hinweisen, dass es sich dabei um keine Person, sondern um einen alten Flurnamen handelt und zwar naheliegender Weise für Fluren von winkelförmiger, also spitz zulaufender Gestalt, von denen an der gleichnamigen Station der Linie 26 in Floridsdorf aufs Erste nicht viel auszumachen ist. Die Prager Straße in Floridsdorf strebt hier zwischen Autohaus und Kleingartensiedlung stur und schnurgerade nach Nord-Nord-West. Man hat das Gefühl, dass, bliebe man sitzen, die Bim einen ins exakt 250 Kilometer Luftlinie entfernte Prag brächte, was freilich nicht zutrifft, die fährt nur noch die drei Stationen bis Strebersdorf.

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Egal, denn wir streben jetzt entlang der Rudolf-Virchow-Straße (genau, der deutsche Zellpathologe!) hart nach Westen und befinden uns bald in einer durchaus verwinkelt anmutenden Wildnis, die auf Google Maps als „Friedhofsgstättn“ ausgewiesen ist, weil noch weiter westlich der Friedhof Jedlersee angrenzt, den wir indes buchstäblich links liegen lassen, um uns parallel zur Prager Straße solange durch die teils verwilderte, teils spielplatz- und hundezonenmäßig hergerichtete Vegetation schlagen, bis wir den Marchfeldkanal erreicht haben. Die streng orthogonal ausgerichteten Riegel der Plattenbausiedlung zwischen Johann-Knoll- und Autokaderstraße gehen auf den Bauboom der späten 1960er-Jahre zurück und stammen vom Team Oskar und Peter Payer (Vater und Sohn). In einem der neunstöckigen Gebäude wohnte der Dichter Andreas Okopenko (1930-2010), dem wir so unsterbliche Zweizeiler verdanken wie „Alte Leute muss man treten, / Weil sie sonst für einen beten“.

Haben wir den Marchfeldkanal erreicht – er ist übrigens 18 Kilometer lang und unter anderem dafür zuständig, dass im Marchfeld Tiefkühlerbsen gedeihen –, wandern wir diesen nach Osten (und zwischenzeitlich: Norden) entlang, bis ich „halt!“ sage. Sollte man den Spaziergang vormittags unternehmen und die Sonne lieber im Rücken als im Gesicht haben, empfiehlt es sich allerdings, den Weg in der umgekehrten Richtung zu gehen.

Jetzt ist die Sache mit dem Marchfeldkanal die, dass man ihn möglichst ufernah abschreiten und zu diesem Behufe jweils auf die entsprechende Seite wechseln sollte. Wenn ich mich nicht verzählt habe, gibt es zwischen Autokaderstraße und Jedlersdorfer Straße neun Möglichkeiten von Cismarchfeld- nach Transmarchfeldkanalien zu wechseln und vielleicht einen Biber oder (jedenfalls bis in den August) einen Bienenfresser zu sichten.

Der mehrfach überschrittene Marchfeldkanal. (© FALTER/Nüchtern)

Jetzt ist die Sache mit dem Marchfeldkanal die, dass man ihn möglichst ufernah abschreiten und zu diesem Behufe jeweils auf die entsprechende Seite wechseln sollte.

Auf keinen Fall lasse man sich durch quergelegte Baumstämme mit dem Schild „Steig aus Sicherheitsgründen gesperrt!“ aufhalten, das ist Quatsch, den niemand ernst nimmt, reine Schikane. Zwischen Steinamanger- und Haswellgasse würde ich allerdings unbedingt das Nordwestufer empfehlen, weil sich hier als Sightseeing-Sensationen die Honeyranch mit ihrer schönen Streuobstwiese und der Gebetsgarten auftun. Und just in der  Gebetsgartenkurve ist es an diesem schon fast deprimierend ruhigen Spätsommermittwoch, an dem sich der Kanal nach den Niederschlägen der letzten Tage farblich den ihn überspannenden Betonbrücken schon mimetisch anverwandelt hatte, endlich losgegangen: mit den Schwalben und einer zünftigen Spatzen-Rave Party, später auch den nach Elsternart schäckernden Elstern.

Und jetzt: „Halt!“ Spätestens bei der Dreifaltigkeitssäule ist der Marchfeldkanal zu verlassen und nordwärts der Orasteig zu beschreiten, vorbei an der bienenstockbunten Wohnanlage und dann, zack, in die Allee neben dem etwas verkommenen gemauerten Rinnsal, der zur Johann Weber-Straße führt, dem glänzenden Finale dieses Stadtrandausflugs.

Weil, warum? Die Johann-Weber-Straße ist eine Zeitmaschine. Man steigt auf Höhe Nummer 102 in der Reihenhausgegenwart ein und begibt sich ostwärs (oder „nach rechts“, wie wir Geografen sagen) ins 19. Jahrhundert. Etwa ab der Jedlersdorfer Straße wird dem FaWaWa immer ganz slawisch ums Gemüt. Da hat es einstöckige Gebäude mit ornamentierten Fassaden und winzigen Vorgärten, in denen riesige Nadelbäume stehen, doppelt so hoch wie die Häuschen. Drinnen spielt man im Schein von Kerzen Bridge und Whist oder Goldilock probt gerade eine Laienaufführung von Tschechow, und die drei Bären rufen „В Москву! В Москву!“

Wir aber gehen nicht nach Moskau, sondern nur noch die paar Meter nach Stammersdorf und steigen dort in die Linie 30 oder 31 ein, um zurückzufahren ins Zentrum des brodelnden Molochs Wien.

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Nitsch und seine Musik

Hermann Nitsch war nicht nur ein weltberühmter Aktionist, Maler, Philosoph und Zeichner: er komponierte auch. Im Großen Saal des Musikvereins präsentiert das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Patrick Hahn anlässlich Nitschs 85. Geburtstag (29.8.1938-18.04.2022) seine neunte Symphonie sowie Werke seiner musikalischen Vorbilder Anton Webern, Richard Wagner und Alexander Skrjabin.

Musikverein Wien, Großer Saal, 31.10.2023, 19:30 Uhr
Tickets und Sitzplan unter tonkuenstler.at


Falter Radio

News aus dem aktuellen Falter

Lynchjustiz, Blutgeld und das ORF-Gesetz

Wie mit Gerichtsverfahren politisch Schindluder betrieben wird. Warum EU-Kommissionsvertreter Martin Selmayr mit seinem Blutgeld-Vorwurf gegen Österreich recht hat. Wie das ORF-Gesetz vor das Höchstgericht kommt. Wie Indien Weltmacht werden kann. Und: Was Sie im FALTER.morgen erwartet.

Darüber spricht Raimund Löw mit Florian Klenk, Eva Konzett, Barbara Tóth, Tessa Szyszkowitz und Martin Staudinger. Hier gehts zum Podcast.


Stadtnachricht

Geht es nach dem freiheitlichen EU-Abgeordneten Roman Haider, soll der 12. September bald ein EU-weiter Gedenktag sein. Woran der Freiheitliche da erinnern will? An das Ende der zweiten Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1683.

Gemeinsam mit sieben Abgeordneten des Europäischen Parlaments reichte Haider laut einem Bericht im Standard Ende Juli einen Antrag „zum Gedenktag für die Schlacht am Kahlenberg” ein. Seine Mitunterzeichner sind von der AfD, einer niederländischen und einer italienischen rechtspopulistischen Partei. „Arbeitsfrei” mit „besonderer Feiertagsruhe” sollen die Europäer diesen Tag künftig verbringen.

Wer den Tag schon längst feiert? Die rechtsextreme Identitäre Bewegung, die bereits seit Jahren an jedem 12. September einen Fackelzug auf den Kahlenberg veranstaltet, und auch der rechte Akademikerbund, der ein Fest „zum vorbildlichen Einsatz der christlichen Kämpfer” organisiert.


Stadtgeschichten

Daniela Krenn

„Mühsal wie Staub und Lärm”

Gestern haben wir über den Konflikt zwischen einer Mieterin und dem Immobilieninvestor Martin Lenikus berichtet. Jetzt antwortet der Unternehmer – und streitet alle Vorwürfe ab.

Firi Attar betreibt seit 32 Jahren eine Boutique am Bauernmarkt 9. Seit mehr als zwei Wochen verdeckt ein Baugerüst mit zusätzlich angebrachten Holzplatten das gesamte Geschäft. Grund dafür sind angeblich Bauarbeiten im Gebäude. Doch dort wird laut Attar, die das Geschehen mit Handyvideos dokumentiert, aber gar nicht gearbeitet. „Ich glaube, der Vermieter will mich rausekeln”, sagt die Geschäftsfrau, die gleichzeitig die letzte verbliebene Mieterin im Haus ist.

Vernagelt: Die Boutique von Firi Attar (© FALTER/Krenn)

Wie Lenikus den ehemaligen Gemeindebau kaufen konnte und warum Attar von Schikanen spricht, können Sie hier noch einmal nachlesen.

Der FALTER.morgen hat auch den Lenikus um Stellungnahme angefragt. Der Investor streitet die Vorwürfe vehement ab

„Natürlich wird vor Ort gearbeitet, aber eben nur vorrangig im Inneren der Gebäude”, schreibt er in einer ausführlichen Mail. Die Anzahl der Bauarbeiter vor Ort „schwankt je nach Baugeschehen”, das Gerüst sei „ordnungsgemäß und gesetzeskonform” und „natürlich auch als Schutz gegen herabfallende Gegenstände” vorgesehen. 

Von außen sichtbar seien zudem die Baumulden. Attar behauptet allerdings, dass diese bisher nur zwei Mal geleert worden seien. Besonders viel Bauschutt dürfte sich also nicht angehäuft haben, seit die Arbeiten am 25. August starteten. Sie fotografiert jeden Tag, wie Bauarbeiter im Innenhof schlafen oder sitzen.

Lenikus gibt an, er habe Attar vorab über die Bautätigkeit und ihre Dauer aber auch die damit „verbundene Mühsal wie Staub und Lärm” informiert. Und er habe Attar drei Ersatzlokale angeboten – und zwar „temporär oder dauerhaft”. Das erzählte auch Attar gegenüber dem Falter.morgen, allerdings war aber immer von einer Befristung auf maximal fünf Jahren die Rede.

Die Weigerung von Attar, auszuziehen, kommentiert Lenikus so: „Es ist das gute Recht der Frau Attar, aus jedem, somit auch aus jedem esoterischem Grund und auch völlig unbegründet eine Verlegung des Geschäftslokales abzulehnen.” Aber sie müsse dann „eben die unangenehmen Seiten eines Lebens bzw. Wirtschaftens in einer Baustelle im üblichen Rahmen zur Kenntnis nehmen muss.”


Lexikon

Dead Friday

„Are Fridays dead?“, fragte die Financial Times letzte Woche den Stanford-Wirtschaftsprofessor Nick Bloom in ihrem Podcast „Working It“. Blooms Antwort dürfte den CEOs dieser Welt nicht gefallen. Ja, der Freitag sei einfach der „Champion“ unter den Homeoffice-Tagen, das zeigten jüngste Daten. Auch wenn nach der Pandemie in vielen Unternehmen die Regel eingeführt wurde: Homeoffice ja, aber nur an zwei Tagen pro Woche und keinesfalls Montag oder Freitag. So gesehen schleicht sich eine Art Vier-Tage-Woche ein, und auch die Firmen profitieren von ausgeschlafenen, produktiveren Mitarbeitern. (Barbara Tóth)

Wir erklären an dieser Stelle jeden Mittwoch einen Begriff, der in den Medien herumgeistert.


Frage des Tages

Wofür wurde der 3,2 Tonnen schwere Prunkleuchter im Sitzungssaal des Wiener Rathauses ursprünglich angefertigt?

  1. Für die Weltausstellung 1878 in Paris

  2. Für den U-Bahnhof Kiewskaya in Moskau

  3. Für National Gallery in London

Auflösung von gestern: Als unveräußerliches Erbe des Hauses Habsburg wird in der Schatzkammer der Hofburg der Zahn eines Narwals aufbewahrt – im Mittelalter hielt man das gute Stück gelegentlich für das Horn eines Einhorns und schrieb ihm magische Kräfte zu. Eine Haarlocke von Kaiser Josef II. oder ein Eckstein der Habichtsburg findet sich in der Schatzkammer nicht.

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FALLENDE BLÄTTER - eine wunderschöne, urkomische Geschichte von Aki Kaurismäki über die Liebe und die Macht des Zufalls.

Zwei einsame Menschen, die zufällig im nächtlichen Helsinki aufeinander treffen. Beide auf der Suche nach der ersten, einzigen und endgültigen Liebe ihres Lebens…
Aki Kaurismäkis neuestes Meisterwerk begeisterte bereits in Cannes und wurde dort mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.

Ab Freitag im Kino!


Event des Tages

Gerhard Stöger

Literatur

Die aus Salzburg stammende Laura Freudenthaler ist keine laute Autorin, aber doch eine der prägnantesten Stimmen der jüngeren heimischen Literatur. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman „Arson“. Darin findet sich der Satz: „Ich muss zu überleben beginnen.“ Nüchtern, ruhig und gefasst beobachtet die Frau, deren Stimme man im Buch hört, wie die Dinge um sie außer Kontrolle geraten. (Sebastian Fasthuber)

Literaturhaus, 19.00 (Eintritt frei)


Musik

Der britische Saxofonist, Poet, Puppenspieler und Sänger Ted Milton, Jahrgang 1943, hat sich die Vitalität und Neugier über ein ganzes intensives Künstlerleben hinweg bewahrt. In den Sixties war er schon gut dabei; bekannt geworden ist er dann in der Punk-Ära mit seiner Gruppe Blurt, die mit einem Bein stets im freien Jazz zuhause ist. An Humor herrscht auch kein Mangel: „The Fish Needs A Bike“ hieß einer von Blurts frühen Anti-Hits.

Rhiz, Mi 19.30


Buch

Jenifer Becker: Zeiten der Langeweile

Keine Lust mehr auf digitale Selbstvermarktung: Die 34-jährige Mila Meyring kündigt ihren Lehrauftrag, weil die Uni ihr Foto nicht von deren Website nehmen will. Das ist der harmlose Anfang eines kompromisslosen Rückzugs aus der Online-Welt. Das Reinigungsritual, das Jenifer Becker (Jg. 1988) in ihrem Debüt schildert, bewirkt weit mehr als die Löschung eines Internet-Ichs.

Der Autorin gelingt mit dieser Digitalisierungs-Dystopie ein verstörender, aber auch eintöniger Befund. Das exakte Protokollieren – im Klappentext heißt das „hypnotische Genauigkeit“ – wirkt ermüdend. Der Showdown macht dann klar: Die Langeweile im Titel hat sich bei Mila zur lebensgefährlichen Einsamkeit ausgewachsen. Ein Silicon-Valley-Buch für alle, die „The Circle“ von Dave Eggers oder Thea Mengelers „Connect“ mochten. (Juliane Fischer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Kinotipps

Michael Omasta

Patrick and the Whale - Eine außergewöhnliche Freundschaft

© Verleih

Geschichte der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen dem amerikanischen Unterwasserfotografen Patrick Dykstra und einem zehn Meter langen und zehn Tonnen schweren Pottwal-Weibchen namens Dolores. Ein dokumentarisches Feel-good-Movie für die ganze Familie.

Regie: Mark Fletcher, Ö 2022


Neue Geschichten vom Franz

Bei dieser Fortsetzung der Christine-Nöstlinger-Adaption von 2022 setzt das Erfolgsteam rund um Regisseur Schmid und Drehbuchautorin Wassermair erneut auf das routinierte Darstellertrio und einen kindgerechten Kriminalfall. Nur ist der gar keiner, denn Frau Berger – die wunderbare Maria Bill als heimliches Highlight – ist mehr an der Theaterbühne als an Einbrüchen interessiert. Allerdings plagt sie lähmendes Lampenfieber, was der nervöse Franz nur allzu gut kennt, auch wenn er in seiner eigenen Selbstfindung schon weiter ist. Wie sich die beiden im weiteren Verlauf gegenseitig aufrichten, ist mehr als rührend und vermittelt in einem charmanten Sommerabenteuer altersgerecht Werte wie Empathie und Verständnis. Da ist er wieder: der gute Geist der Nöstlinger-Bücher. (Martin Nguyen)

Regie: Johannes Schmid, Ö/D 2023


Mein fabelhaftes Verbrechen

Die völlig abgebrannte Schauspielerin Madeleine wird überraschend des Mordes an einem Produzenten angeklagt. Auf Anraten ihrer besten Freundin, der arbeitslosen Anwältin Pauline, bekennt sie sich schuldig, obwohl sie das Verbrechen gar nicht begangen hat. Es folgt ein Aufsehen erregender Prozess, in dem Pauline auf Notwehr plädiert und Madeleine prompt freigesprochen wird: a Star is born! Feministisch gewendete Kriminalkomödie nach dem Bühnenlustspiel „Mon Crime“ von Georges Berr und Louis Verneuil aus dem Jahr 1934, großartig.

Regie: François Ozon, F 2023


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