Lärmbeschwerden von neuen Nachbarn: Für die Arena wirds immer enger - FALTER.morgen #656

Ruhebedürftige Nachbarn, mehr Einschränkungen und stornierte Veranstaltungen – für die Arena im 3. Bezirk wird es immer enger >> Vor dem Hofer fehlt jetzt jemand: Die Geschichte hinter einer Abschiebung >> Der Fassadenleser über den Beserlpark und seine Bedeutung
Wetterkritik: Ist das nicht angenehm? Nach der Regenfront, die heute Nacht über die Stadt gezogen ist, bleibt es deutlich kühler – maximal 24 Grad, das passt auch gut zur Jahreszeit. Mit den Niederschlägen dürfte es aber bald vorbei sein. Nachmittags könnte schon wieder die Sonne durchkommen.
Guten Morgen!
Rund um die Arena wirds nicht still. Im Sommer beschwerten sich die Anrainer in den neu gebauten Wohntürmen über laute Open Air-Veranstaltungen. Jetzt bewilligt die MA 36 für einige große Indoor-Parties keine verlängerte Sperrstunde mehr – das Lärmschutzgesetz, das zuvor mangels Nachbarn niemanden interessiert hat, spielt plötzlich eine Rolle.
Ein Großveranstalter ist der Arena nun komplett abgesprungen, für zwei weitere sind die Parties ebenfalls gefährdet. Wenn der Arena solche lukrativen Einnahmequellen entgehen, fehlt auch das nötige Geld für die Sanierung. Mehr darüber lesen Sie gleich unten.
Außerdem im heutigen FALTER.morgen: 3.371 Abschiebungen hat Österreich vergangenes Jahr durchgeführt, tausende weitere sind im Laufen oder werden vorbereitet. Die Geschichten hinter diesen Zahlen kennt kaum jemand – ich erzähle Ihnen heute eine davon. Sie handelt von einem körperbehinderten Mann, der jahrelang vor einer Hofer-Filiale in Favoriten den Augustin verkauft hat. Und der jetzt in Schubhaft sitzt.
Und last but not least begibt sich unser Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer diese Woche in einen Beserlpark.
Einen schönen Tag wünscht
Daniela Krenn

Was machen Sie in den letzten Tagen der Grillsaison?
Unser Tipp: Grillen wie am Balkan!
BioBalkan bringt Ihnen den echten Balkan Grill nach Hause: Pikanten Ajvar, Maliđano (grüner Paprika und Melanzani), flaumigen, cremigen Pinđur, und das gerade mit dem Great Taste Award ausgezeichnete Paprika-Pulver Tucana Paprika.
Das Vierer-Pack von BioBalkan zum Grillen, unter fairen Bedingungen handgemacht und komplett vegan, gibt es jetzt um nur 22€!
Verwöhnen Sie Ihre Gäste, Gastgeber, oder einfach sich selbst, mit authentischen Köstlichkeiten direkt vom Balkan.
„Wir suchen jetzt eine andere Location”
Erst waren die Open-Air-Konzerte das Problem, jetzt sind es die alten Fenster und Gemäuer, die zu viel Bassdröhnen durchlassen. Die Arena als Veranstaltungsort zu erhalten wird nicht leichter.
„50 Jahre hat es niemanden interessiert, was wir hier machen”, sagt Mario Weisch, Obmann des Arena-Trägervereins. „Und jetzt stehen wir total im Fokus.”
Nach einem Sommer mit einigen Anrainerbeschwerden wegen Open-Air-Konzerten, gehen die Lärmprobleme auch bei Parties in den Hallen der Arena weiter. Eine Halloween-Party mit 2000 Besuchern hat nun abgesagt, für die eigentlich bereits seit zwei Jahren der Termin feststeht. Grund: Die MA 36 erlaubt es nicht, dass die Sperrstunde verlängert wird. Auf den kleinen Floors muss spätestens um zwei Uhr früh Schluss sein.
Das sei undenkbar für die geplante Party, sagt eine der Veranstalterinnen: „Wir suchen jetzt eine andere Location.” Und das, obwohl es Stress pur und zudem teuer ist, spontan umzuplanen: „In Wien gibt es nicht viele Orte, wo 2000 Leute Platz haben.” Sollten sich gar keine Ausweichmöglichkeit finden, würden den Veranstaltern rund 8000 Euro Einnahmen, fürchtet die Frau.

Jahrelang hat das Thema Lärmschutz niemanden interessiert, weil die Arena mitten im Industriegebiet lag. Mit den neuen Nachbarn kamen die Probleme. (© FALTER/Christopher Mavrić)
Die Arena als Veranstaltungsort ist über 50 Jahre alt, ihr Gemäuer noch älter. Die Wände dämpfen keinen Schall, sie waren nie dafür gedacht. Die dünnen Industriefenster vibrieren, wenn der Bass dagegen wummert. Bis vor kurzem war das ganz Wien egal, denn die Arena stand in einem Industrieviertel. Aber inzwischen sind drei Wohntürme mit 1200 Appartements direkt neben dem alten Schlachthof in die Höhe gewachsen.
Und seit die neuen Nachbarn in diesem Sommer die ersten Nächte bei offener Balkontür schlafen wollten, regen die lauten Parties auf. Meine Kollegin Katharina Kropshofer hat mit einigen gesprochen, Sie können den Bericht hier nachlesen.
Eine Lösung, damit die Open Air-Konzerte leiser werden, gibt es bereits: Eine neue Tonanlage würde tieffrequente Bässe filtern und trotzdem für guten Sound sorgen. Derzeit läuft dafür ein Förderantrag. Vom Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) gibt es ein Zugeständnis, dass dafür Geld vorhanden ist.
Aber kaum ist der Sommer vorbei und das Problem mit den künftigen Open Airs fast behoben, da tut sich ein neues auf. Denn die Halloweenparty bleibt nicht die einzige Indoor-Veranstaltung, die nicht stattfinden kann.
Über Abluftschächte in der der Halle II und des „3Raums“ der Arena dringt der Schall nach draußen. „Es ist vorgesehen, dass in Musikpausen stoßgelüftet wird”, sagt Stephanie Franz von der MA 36. Dass das nicht dem neuesten Stand der Technik entspricht, sei nicht das Problem, so Franz. Aber für die gesetzlichen Lärmschutzvorgaben sind die Hallen nach 2 Uhr früh zu hellhörig. Die Folge: Fünf Veranstaltungen hat das Magistrat seit dem Einzug der neuen Nachbarn nicht mehr bewilligt.
Dass die Arena saniert gehört, ist Weisch längst klar. Aber wenn jetzt die großen Veranstalter abspringen, weil in der Location nicht länger als bis zwei Uhr gefeiert werden darf, kommt so wenig Geld herein. „Wir sollen Investitionen machen und gleichzeitig bricht unsere größte Einnahmequelle weg”, so Weisch.
Auch Kult-Veranstaltungen wie das monatliche Iceberg oder der Cirkus, der seit zehn Jahren zwei Mal jährlich die gesamte Arena bespielt, müssen sich nun möglicherweise etwas Neues überlegen, bis die Arena schalldicht ist.
Weisch hätte sich von der MA 36 eine Übergangsfrist gewünscht. Denn die Sanierungen brauchen in der Arena mehr Zeit als in anderen Locations, weil das Ensemble denkmalgeschützt ist. „Wir schauen uns bereits nach einer Dämmung für die Fenster um,” sagt er: „Aber wir müssen eben jedes Detail erst mit der Stadt abklären, wir können nicht einfach umbauen.”
Ginmarkt – DAS Ginfestival
Ottakringer Brauerei, Wien
Beim Ginmarkt – Österreichs erstem Ginfestival – präsentieren am 22.+23. September 2023 Produzent:innen, Barkeeper:innen und Brandmanager:innen die ungewöhnlichsten Brands aus Österreich und der Welt.
Die Ottakringer Brauerei verwandelt sich in DEN Hotspot rund um das Thema Gin & Tonic – mit DJ, Food&Bar-Bereich, Ginwalks uvm.
Die Gäste genießen bei ausgelassener Stimmung ein eindrucksvolles Spektrum an Gins und eine große Auswahl an Tonics und Fillern.
Nähere Informationen und Tickets unter www.spiritsfestivals.at
Stadtnachrichten
Die Unesco bleibt vorerst hart – und behält Wien auf der Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten. Das hat die Organisation bei ihrer 45. Sitzung in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad entschieden.
Grund: Das Heumarkt-Projekt des Investors Michael Tojner – der Neubau des Hotels Intercontinental und die Errichtung eines Wohnturms daneben –, das nach Meinung des Unesco-Welterbekomitees den so genannten Canaletto-Blick von Belvedere in die Stadt verstellen würde.
Inzwischen hat Tojner neue Entwürfe mit reduzierter Bauhöhe vorgelegt. Das scheint die Unesco etwas zu besänftigen. Sie bezeichnet die neuen Pläne nunmehr als „positive Entwicklung in Richtung der Vereinbarkeit mit dem Welterbe“.
Das lässt den Wiener Landtagspräsident Ernst Woller (er war als UNESCO-Beauftragter in Riad dabei) hoffen, dass die Stadt kommendes Jahr von der Roten Liste gestrichen werden könnte.
Falter Radio
Die Weltunordnung

© Bruno Kreisky Forum
Der Politikwissenschaftler Carlo Masala untersucht, warum zunehmend Chaos die internationale Politik bestimmt. Die Supermächte USA und China werden alleine das Sagen haben, prophezeit der deutsche Experte im Gespräch mit dem Historiker Oliver Rathkolb im Bruno Kreisky Forum – zu hören hier.
Stadtgeschichten

Vor dem Hofer fehlt jetzt einer
Jahrelang verkaufte Abuchi O. in Favoriten den Augustin. Jetzt sitzt er seit sechs Wochen in Schubhaft. Seine Freunde kämpfen, damit er hierbleiben kann. Die Geschichte einer Abschiebung.
„Es war sein Platz”, sagt eine Freundin von Abuchi. Vor dem Hofer in Favoriten hat der Nigerianer täglich die Straßenzeitung Augustin verkauft. Seit über einem Monat steht er aber nicht mehr da, sondern sitzt hinter Gittern im Schubhaftzentrum Vordernberg. Am 24. August demonstrierten rund 200 Menschen vor dem Supermarkt im 10. Bezirk für seine Freilassung. Ein paar Flyer, die seine Freunde an die Fensterscheibe geklebt haben, erinnern an ihn.
3.371 Abschiebungen führte Österreich vergangenes Jahr durch, tausende weitere werden vorbereitet. Die Geschichten hinter diesen Zahlen kennt kaum jemand. Die von Abuchi ist eine davon.
Hier hat Abuchi täglich den Augustin verkauft, bis er Ende Juli in Schubhaft kam. (@Falter/Krenn)
Abuchi ist in Nigeria aufgewachsen. Über seine ersten Jahre dort hat er seinen Freunden in Wien kaum etwas erzählt – nur soviel: Seine Frau und all seine Nachbarn seien von bewaffneten Banden ermordet worden. 2015 flüchtet er auf der Balkanroute nach Österreich. Abuchi hat von Geburt an ein verkürztes Bein, er braucht spezielle Schuhe und medizinische Hilfe. Trotzdem schafft er die strapaziöse Reise über Griechenland und Ungarn.
Die Sicherheitslage in Nigeria ist höchst problematisch. Bewaffnete Kämpfe, Korruption und Proteste prägen das Land. Das Außenministerium rät von einer Einreise in 19 der 36 Bundesländer komplett ab und warnt vor weiteren elf. Dort müsse „jederzeit mit Anschlägen gerechnet werden”.
Allerdings erhalten durchschnittlich nur rund vier Prozent aller Asylanträge von Nigerianern einen positiven Bescheid in Österreich. Abuchi zählt nicht dazu. Die Behörden sahen bereits 2017 „keiner berücksichtigungswürdigen Gründe” für eine Anerkennung als Flüchtling.
Dafür müsste man in seiner Heimat verfolgt werden oder vor Krieg fliehen müssen. Ein Massaker, wie es Abuchi beschreibt, fällt nicht unbedingt in diese Kategorien.
Abuchi floh aber auch, um sein Leben zu verbessern und medizinische Hilfe zu erhalten. In den USA nennt man das „Pursuit of Happiness“ – und dieses Streben nach dem Glück ist sogar in der Unabhängigkeitserklärung verankert.
Nicht so hierzulande. Und weil es Europa nie wirklich zustande gebracht hat, ein funktionierendes Zuwanderungssystem zu entwickeln, haben Menschen wie Abuchi nur Chancen auf einen legalen Aufenthaltstitel, wenn sie es über das Asylsystem versuchen. Was wiederum zur Überlastung dieses Systems führt.
Als der Antrag von Abuchi abgewiesen wird, lassen die Behörden das Ausreisedatum offen. Abuchi macht erst mal nichts, geht weiter jeden Tag auf seinen Platz, verkauft den Augustin. Er lächelt, grüßt freundlich. Jeden Tag spazieren Passanten an ihm vorbei, man kennt sich. Jeden Sonntag besucht er die Kirche, er findet Anschluss in der Gemeinde.
„Er hatte Hoffnung”, sagt seine Freundin über ihn. Sie wohnt gleich in der Nähe von dem Platz, an dem Abuchi steht. „Sein Lächeln ist mir sofort aufgefallen”, sagt die Freundin. Aus dem täglichen Hallo werden erste, kurze Gespräche, später gemeinsame Spaziergänge, Kartenspielabende. Schließlich feiert er mit ihrer WG gemeinsam Weihnachten.
„Abuchi war immer einer der ersten, die die Zeitung in der Früh abgeholt haben”, sagt ein Mitarbeiter des Augustin. Dass die Polizei ihn regelmäßig auf seinem Platz vor dem Hofer nach seinem Meldezettel fragt, ihm nicht glaubt, ihn auf die Wache mitnimmt, erzählt er den Mitarbeitern oft. Dass er deswegen Angst hat und sich manchmal nicht auf den Platz traut, auch.
2022 nimmt er sich doch eine Anwältin. Ihre Beschwerde gegen seinen negativen Asylbescheid wird abgewiesen. Ihr Antrag auf humanitäres Bleiberecht: ebenfalls.
Für Anhörungen muss er in Innsbruck erscheinen, weil nigerianische Staatsangehörige nur dort interviewt werden. Anwaltstermine, Behördenfahrten, Briefe, Telefonate – all das bedeutet Hoffnung, Stress und vor allem auch sehr viel Geld. Geld, das Abuchi mit dem Verkauf der Zeitungen und dem monatlichen Taschengeld von 40 Euro (der Betrag wurde seit 2002 von übrigens nicht erhöht) nicht alleine aufbringen kann.
Die WG-Freunde, die Kirchengemeinde, der Augustin sammeln Spenden. „Ich verstehe die Politik nicht: Da ist einer, der seit acht Jahren hier ist, bestens integriert, warum muss er gehen?”, fragt sich eine von Abuchis Freunden.
Am 12. Juni weist das Gericht eine weitere, letzte Beschwerde ab. Die Polizei beginnt nach Abuchi zu suchen, da der Verdacht besteht, er könne untertauchen. Beamte hätten ihn „über vier Tage hinweg” nicht an seiner gemeldeten Unterkunft finden können, heißt es in einem Verhandlungsprotokoll vom 31. Juli. Deswegen sitzt er seit dem 22. Juli in Schubhaft, seine Anwältin reicht auch dagegen Beschwerde ein. Eine Sachverständige protokolliert seine Konzentrationsschwierigkeiten, seine Albträume, seine chronische Anspannung und seine Schmerzen. Sie überprüft noch während laufender Verhandlung, ob Abuchi suizidgefährdet ist. Das Gericht entscheidet danach: Abuchi bleibt in Haft.
Bei einer Abschiebung, sagt die Vertreterin der BFA vor dem Richter, werde ihm aber „der Schuh, welcher die Beinverkürzung ausgleicht, natürlich nicht weggenommen.”
Frage des Tages
Was zeigt unser heutiges Satellitenbild?

© Geoland
Auflösung von gestern: Der 3,2 Tonnen schwere Prunkleuchter im Sitzungssaal des Wiener Rathauses wurde ursprünglich für die Weltausstellung 1878 in Paris angefertigt (nicht für den U-Bahnhof Kiewskaya in Moskau oder für die National Gallery in London.
Lokaltipp
RadioCafé (1040)
Ö1 und FM4 zogen schon aus, Radio Wien und Wien heute sind noch da, aber auch nicht mehr lange. Das vor 25 Jahren gegründete Radiokulturhaus dürfte als Veranstaltungsort wohl weiterbestehen, aus dem Rest des in den 30er-Jahren gebauten, charismatischen und seit 1999 teilweise unter Denkmalschutz stehenden Funkhaus Wien werden Luxuswohnungen.
Als der ORF vor 25 Jahren das Radiokulturhaus als quasi unmittelbaren Kulturkanal zwischen Sender und Rezipienten im Funkhaus erdachte, war erstaunlicherweise auch ein Lokal im Konzept dabei. Ein wirklicher Erfolg wurde das Lokal allerdings nie. Nicht zuletzt, weil schleppendes Tagesgeschäft einerseits und Publikumsandrang nach Ende einer Veranstaltung im großen Sendesaal andererseits gastronomisch kaum zu managen sind.
Der Mann, der das RadioCafe nach mehrjähriger Pause jetzt wieder in Gang setzte, weiß das, weil Askin Dogan nämlich auch das Buffet im Rabenhof Theater betreibt. Mittags werde er zwei Gerichte anbieten, erklärt Askin Dogan, abends nur Snacks, „wir tasten uns heran“, groß aufgekocht werde wohl nie. Schade, aber okay.
Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.
Mit Austria Guides For Future zu klimafitten Orten in Wien auch im Herbst und Winter!
Begeisterte Stadtvermittler:innen zeigen Euch das Wien der Zukunft.
Wir sind gemeinsam mit unseren Tour-Gästen jenseits des Massentourismus allem auf der Spur, was Wien klimafitter macht: Dem Wasser genauso wie dem (wilden) Wein auf den Hausfassaden, den Kühlanlagen im Keller wie den neuen Solardächern auf historischen Häusern.
Bucht eine Klimaschutz-Tour in Wien Eurer Wahl!
Für FALTER.morgen-Leser:innen zum Spezialpreis: 5% Rabatt mit dem Gutscheincode „falter.morgen“
Events des Tages
Literatur
Schöne neue Welt: In seinem jüngsten Roman „0 1 2“ erzählt der österreichische Autor Daniel Wisser vom Computerentwickler Erik Montelius, der als erster Mensch aus der kryonischen Konservierung geholt wird. Sein zweites Leben erweist sich als kompliziert: Eriks Frau ist nun die seines Geschäftspartners und die Ideen des Wiederbelebten bilden dessen Erfolgsgrundlage. Buchpräsentation und Gespräch mit Günter Kaindlstorfer. (Sebastian Fasthuber)
Literaturhaus, 19.00 (Eintritt frei)
Musik
Begonnen hat Half Darling als minimalistisches Soloprojekt des Gitarristen und Sängers Gregor Mahnert. Inzwischen ist ein Kollektiv daraus geworden. Auf ihrem vor wenigen Monaten erschienen Debütalbum „Half Darling“ vereint die Wiener Band Indiepop mit Rock-Rebellion, Spielfreude mit Reduktion und Lärm mit eingängigen Melodien.
Museumsquartier, Haupthof, 19.00 (Eintritt frei)
Buch
Oliver Schulz: Neue Weltmacht Indien. Geostratege, Wirtschaftsriese, Wissenslabor
Indien ist auf dem Mond gelandet. Buchstäblich. Mit der sanften Landung der Sonde Chandrayaan-3 vorigen Mittwoch wurde Indien die vierte Nation, die eine erfolgreiche Mondmission verzeichnen kann. „Neue Weltmacht Indien“ nennt Oliver Schulz sein Buch, das gerade rechtzeitig erschienen ist.
Der deutsche lndien-Experte bereist das Land seit Jahrzehnten und hat den Aufstieg Indiens zur wirtschaftlichen und politischen Großmacht in deutschen Medien wie Spiegel, Zeit und FAZ journalistisch begleitet. Was Schulz in seiner Arbeit als Reporter bemerkt hat, gehört zu den Schattenseiten des indischen Erfolges: Die Offenheit ist weg, die dem ausländischen Journalisten früher entgegengebracht wurde. Der Hindu-Nationalismus von Narendra Modi hat die Gesellschaft umgeformt. Oft gewinnt bei seinen Gesprächspartnern die Angst Oberhand über die Neugier … (Tessa Szyszkowitz)
Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.a
Fassadenleser #129

Der Beserlpark
Vom geschlossenen Garten des Mittelalters – dem mystisch-geheimnisvollen Hortus conclusus – bis zum Wiener Beserlpark ist es ein langer, wenn auch abstammungsmäßig sehr eindeutiger Weg. Die grüne Restfläche am Beginn der Liechtensteinstraße – kaum größer als eine Verkehrsinsel – ist so ein Beserlpark: noch lange kein richtiger Park, aber für das Kleinklima in der unmittelbaren Umgebung unverzichtbar. Viele uralte Eigenschaften von Gärten sind hier jedenfalls vorhanden: Bauliche Abgrenzungen, Hierarchien von Pflanzen und Raumbildungen durch Bäume.

© Klaus-Jürgen Bauer
Das aus dem Dialekt stammende Wort Beserlpark hat eine interessante Herkunftsgeschichte: Es hat vermutlich nichts mit kümmerlich in Besenform wachsenden Bäumen zu tun. Als Beserl bezeichnete man früher auch scherzhaft Dienstmädchen, die sich als Kinderbetreuerinnen oft in solchen Grünflächen aufhielten. Andererseits war es aber auch die abwertende Bezeichnung für leichtsinnige, schmutzige – ungekämmte – Frauen, die nächtens in solchen Grünflächen illegaler Weise der Prostitution nachgingen.
Seit einigen Jahren haben grüne Flächen in der Stadt neue Bedeutungen. Heute sind diese weithin geschätzte und meist gute gepflegte grüne Lungen der Quartiere und Ausgangspunkte für weitere Begrünungen.
PS: Klaus-Jürgen Bauer hat auch mehrere Bücher geschrieben, die im faltershop.at erhältlich sind.

Das FALTER-Abo bekommen Sie hier am schnellsten: falter.at/abo
Wenn Ihnen dieser Newsletter weitergeleitet wurde und er Ihnen gefällt, können Sie ihn hier abonnieren.