Undurchsichtiger Deal: Wie die Wiener Twin Towers ihren Besitzer wechselten - FALTER.morgen #658

Versendet am 18.09.2023

Die markanten Twin-Towers der skandalumwitterten Immofinanz am Wienerberg haben den Besitzer gewechselt – unter ziemlich undurchsichtigen Umständen >> Die verschwundene Boutique vom Bauernmarkt, Teil 3: Worüber die Magistratsabteilung 46 nicht im FALTER.morgen lesen möchte >> Grätzelrundgang in der Donaucity

Wetterkritik: Der Sommer will sich heuer einfach nicht verabschieden. Außergewöhnlich warme 29 Grad werden es heute (der kräftige Wind sorgt ein wenig für Abkühlung). Das passt eigentlich ganz gut zu diesem Jahr. Laut Geosphere Austria wird 2023 mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eines der fünf wärmsten Jahre in Österreichs 256-jähriger Messgeschichte.


Guten Morgen!

Sie sind kaum zu übersehen für jeden, der von Süden her über die Triester Straße nach Wien fährt: Die beiden Zwillingstürme auf dem Wienerberg, nach großem (verlorenem) amerikanischen Vorbild Twin Towers genannt.

Ein Gebäude ist mehr als seine reine bauliche Substanz. Es kann als Abbild von Macht dienen, als Wille zur Repräsentanz, als Symbol der Zeit. Die Twin Towers sind all das. 138 und 127 Meter ragen sie in den Himmel und über die Stadt. Sie stehen für das einstige Selbstbewusstsein des Immofinanz-Konzerns, der sie um die Jahrtausendewende bauen ließ; für die Neugestaltung des Wienerberg-Areals als Business-Viertel; und vor allem für das Anything-Goes zwischen Politik und privatwirtschaftlichen Akteuren der frühen 2000-er Jahre, als in Österreich einiges möglich war. Und noch mehr davon im Graubereich.

Warum die Immofinanz sie jetzt verkauft hat, und was das über die Gegenwart aussagt, lesen Sie gleich. Dann erzählt Ihnen Daniela Krenn noch, wie es mit der verschwundenen Boutique am Bauernmarkt weitergegangen ist – und wie ein Magistratsbeamter versucht hat, ihre Berichterstattung darüber zu be- oder gar verhindern. Und Florian Holzer nimmt Sie anschließend mit auf Grätzeltour in die Donaucity.

Eine schöne Woche wünscht Ihnen

Eva Konzett


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EsRAP und Gasmac Gilmore »reden über Wien«

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Das Phantom vom Wienerberg

Die Immofinanz verkauft ihre Landmark-Hochhäuser, die Twin Towers im Süden der Stadt. Sie tut das vermutlich nicht freiwillig. Denn viel mitzureden hat das Unternehmen bei seinen eigenen Geschäften nicht mehr.

Bumm! Jetzt hat die Immofinanz im Juli doch tatsächlich die Twin Towers abgestoßen – noch dazu ausgerechnet an die eigene Tochter S Immo. Die Transaktion dürfte eine konzertierte Aktion mit dem Ziel gewesen sein, Geld aus Österreich abzuziehen und der neuen Mutter von Immofinanz und S Immo zukommen zu lassen, der CPI Property Group. Vielleicht hatte die Immofinanz dabei selber also gar nicht so viel mitzureden.

Die Türme sind noch da, das Geld ist in Tschechien. (© wikicommons/Braveheart)

Die CPI Property Group sitzt offiziell in Luxemburg, 40, Rue de la Vallée, stammt aber eigentlich aus Tschechien. Ihr Gründer Radovan Vítek gilt als gleichermaßen umtriebiger wie undurchsichtiger Milliardär. Als „ein Phantom” mit „brachialen Geschäftsmethoden” und einen der größten „Immobilienbesitzer Europas” beschreibt ihn das deutsche Handelsblatt

Vítek hat offiziell keine Funktion bei CPI PG inne, aber er ist zweifelsohne deren Chef. Zwischenzeitlich gehörte ihm auch die tschechische Sazka-Gruppe, die wiederum 2020 in Österreich die teilstaatlichen Casinos Austria mehrheitlich übernahm. Ein zypriotisches Gericht hat im Mai 2023 angeordnet, einen Teil von Víteks Vermögens einfrieren zu lassen, da der Verdacht im Raum stand, er könnte Geschäftspartner geschädigt haben. Der Unternehmer hat das stets zurückgewiesen.

Die Immofinanz und deren früheren Mitbewerber S Immo hat Vítek 2022 gekauft. Die beiden Gesellschaften besitzen Immobilien im Wert von knapp zehn Milliarden Euro, in Österreich, Deutschland und Osteuropa.

Vor allem die Immofinanz war immer ein bisschen mehr als nur ein Immobilienkonzern. Sie war es gewesen, die 2004 dem Staat 600.000 Buwog-Wohnungen um 961 Millionen Euro abkaufte und damit die Buwog-Affäre auslöste, die das Ende des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser besiegelte. Ein Gericht hat Grasser mittlerweile zu einer hohen Haftstrafe verurteilt. Es sah es als erwiesen an, dass er die Buwog-Angebote der Konkurrenz an die Immofinanz durchgestochen hatte - und sich sowie zwei andere Personen dafür mit knapp zehn Millionen Euro Schmiergeld zahlen ließ.

Auf das Schmiergeld gestoßen waren die Finanzbeamten, als sie bei der Immofinanz 2009 wegen Anlagebetrugs ermittelten (dabei verloren 100.000 Anleger letztlich fast sechs Milliarden Euro, der frühere Immofinanz-Vorstand Karl Petrikovics wanderte ins Gefängnis). 

Nach dem Buwog-Skandal war die Immofinanz das Entertainment des Investors Ronny Pecik, der bis Juni 2021 als Miteigentümer und Mitglied des Vorstands fungierte. Pecik wiederum nestelte bei der Volkspartei herum und verborgte seinen Fuhrpark an Luxusautos unter anderem an Thomas Schmid, den ehemaligen Generalsekretär und jetzigen Kronzeugen in den ÖVP-Korruptionsaffären.

Dass die Immofinanz mit den Twin Towers ihr Aushängeschild jetzt intern weitergegeben haben, wird offiziell mit Floskeln erklärt: „Gemeinsam mit der S IMMO heben wir weiterhin Synergien und Effizienzgewinne, von denen letztlich alle Stakeholder profitieren”, erklärte Pavel Měchura, Mitglied des Vorstands der Immofinanz.

Das ist einigermaßen vage. In der Immo-Branche stieß der Deal denn auch auf Verwunderung. Unklar bleibt, warum die S Immo einen 25 Jahre alten Büroturm in Wiener C-Lage kauft, der keinen modernen Umweltstandards entspricht und wohl nicht hochpreisig vermietet werden kann. Selbst die nüchternen Analysten der Deutschen Bank schrieben im Juli von „eingeschränkter Transparenz bei konzerninternen Transaktionen”. 

Ging es dabei darum, Geld aus Österreich nach Tschechien abzuziehen? Darauf deutet zumindest die zeitliche Abfolge hin.

Im Dezember 2022 kaufte die Immofinanz ihrer eigenen Mutter CPI PG die Mehrheit an der S Immo ab. Die Immofinanz zahlte dafür 337,5 Millionen Euro. Dieses Geld leiht sie sich von CPI PG in Form eines Kredits.

Im Februar 2023 kündigte die S Immo an, der Immofinanz die Twin Towers und weitere Objekte am Wienerberg abkaufen zu wollen. Das Geld dafür hatte die Immo S ihrerseits durch Veräußerung von Wohnimmobilien in Deutschland.

Am 11. Juli 2023 gab die Immofinanz die Twin Towers dann um 116,4 Millionen Euro (nach Abzug der Schulden) an die S Immo weiter. Und wofür hat die Immofinanz das Geld verwendet? „Die IMMOFINANZ (sic!) hat die Verkaufserlöse vollständig für die vorzeitige Rückführung der Kreditfazilität verwendet, welche von der Konzernmutter CPIPG an die IMMOFINANZ gewährt wurde”, heißt es dazu aus dem Konzern.

Die Immofinanz, einstiges privatwirtschaftliches Vehikel für österreichisch-politisches Einflussgebahren, ist längst mit Vítek-Gefolgsleuten eingefärbt. Sie wird früher oder später sehr wahrscheinlich mit der S Immo verschmolzen werden. Dann kämen auch die beiden glanzlos gewordenen Trophäentürme am Wienerberg zu ihr zurück. Wobei: Die Verwaltung und Vermietung der Gebäude sind - unüblicherweise -  trotz Verkauf bei der Immofinanz geblieben. Nur das Geld ist in Tschechien. 

Für die Halter von Aktien im Streubesitz - immerhin sind das 19,3 Prozent der Anteile und darunter viele private Anleger - gab es dann für 2022 auch keine Dividende. Im Rahmen einer „sorgfältigen und umsichtigen Finanzpolitik”, wie es aus dem Konzern hieß.

Man kann es auch so sagen: Bei der Immofinanz bleibt weiterhin einiges wenig nachvollziehbar. Nur sind jetzt keine Österreicher mehr am Zug. 

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Stadtnachrichten

Soraya Pechtl

13 Mitglieder der rechtsextremen Hooligan-Gruppe „Unsterblich Wien" stehen im Visier der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst. Vorigen Mittwoch hat die DSN auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien sieben Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich durchgeführt. Den Mitgliedern werden Verstöße gegen das Verbotsgesetz vorgeworfen.

Der Staatsschutz stellte bei den Razzien „zahlreiche NS-Devotionalien, Kutten, Waffen, Handys, Datenträger und kleine Mengen Suchtmittel” sicher, hieß es in einer Aussendung des Innenministeriums am Freitag. Auf den sichergestellten Kutten seien stilisierte und leicht abgewandelte „SS-Totenköpfe" abgebildet. Die Mitglieder sollen damit immer wieder öffentlich aufgetreten sein.

Bei den Hausdurchsuchungen wurden zahlreiche NS-Devotionalien sichergestellt. (© BMI)

Das Innenministerium hat den Verdacht, dass die Gruppierung durch „das öffentliche Zur-Schau-Stellen der stilisierten NS-Symbole" gezielt nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten wolle. „Bereits in der Vergangenheit ist die Gruppierung im Zusammenhang mit Rechtsextremismus aufgefallen, zahlreiche Mitglieder haben eine eindeutig neonazistische Gesinnung", heißt es in der Aussendung.

„Unsterblich Wien” ist ein ehemaliger Fanklub des Fußballvereins Austria Wien. 2013 hat die Austria alle namentlich bekannten Mitglieder mit einem Hausverbot belegt. Die Gruppe wurde auch aus dem Verein ausgeschlossen und ihr wurde der Fanklub-Status entzogen. 


Gestern wurde zudem bekannt, dass die DSN gemeinsam mit dem Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung eine Hausdurchsuchung bei einem 17-jährigen Islamisten durchgeführt hat. Die Sondereinheit WEGA nahm den Jugendlichen mit österreichischer Staatsbürgerschaft daraufhin am 12. September wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung fest. Laut dem Innenministerium soll er „in einer Chat-Gruppe ausgeprägte Anschlagsabsichten in Wien" geäußert haben.

Konkret sah das so aus: Der 17-Jährige teilte in der Gruppe ein Bild von sich, „das ihn in einschlägiger Kleidung mit einem Kampfmesser in der Hand abbildet, mit der anderen Hand zeigt er den IS-Gruß", heißt es in einer Aussendung des Ministeriums. Er soll gedroht haben, mit dem Kampfmesser in Wien einen Anschlag begehen zu wollen. „Auf Nachfrage der anderen Chat-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bestätigte er, dass er tatsächlich bereit sei, einen Anschlag zu begehen. Erst im späteren Verlauf gab er schließlich in der Gruppe bekannt, dass er den Anschlag nicht durchführen werde", so das Innenministerium.

Bei seiner Einvernahme habe der Verdächtige zugegeben, einen Anschlag in Wien geplant und es in Kauf genommen zu haben, dabei selbst zu sterben. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft.

Der 17-Jährige soll sich vor allem durch islamistische Videos im Internet radikalisiert haben (wie die Radikalisierung abläuft, haben wir hier aufgeschrieben, was man den Propagandisten entgegensetzen könnte, lesen Sie hier).


Kostenlose Tampons und Binden an Schulen, psychologische Hilfe für Kinder und Jugendliche sowie ein Rollstuhl- und Fahrradpark am Wienerberg: Das sind nur einige Projekte, die im Vorjahr im Zuge des Projekts „Dein Wien for Future“ umgesetzt wurden. 

Seit Freitag können Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 20 Jahren wieder ihre Ideen einbringen und mitentscheiden, wie die Stadt ihrer Meinung nach in Zukunft gestaltet werden soll. Im Frühjahr 2024 können die Kids online über die eingereichten Vorschläge abstimmen. Die Projekte, die die meisten Stimmen erhalten und umsetzbar sind, werden dann realisiert. Insgesamt stellt die Stadt dafür ein Budget von 1 Millionen Euro zur Verfügung. 

Hier geht’s zur Einreichung (die Frist endet am 15. November). Mitmachen können Vereine, Schulen, Kindergärten und Co. 


Stadtgeschichten

Daniela Krenn

„Über das hier will ich aber nichts lesen”

Ein Vermieter, der seine Mieterin loswerden will und ein Magistratsbeamter, der den FALTER.morgen vertreiben möchte. Die verschwundene Boutique vom Bauernmarkt, Teil 3.

Erinnern Sie sich an die Geschichte von Frau Attar vergangene Woche im FALTER.morgen? Sie führt am Bauernmarkt 9 als letzte verbleibende Mieterin im gesamten Haus ein Bekleidungsgeschäft. Der Immobilienunternehmer Martin Lenikus hat den ehemaligen Gemeindebau bereits vor über 20 Jahren gekauft. Jetzt will er endlich damit loslegen, das Haus wie geplant in ein Hotel zu verwandeln. Dafür wäre es nicht schlecht, wenn Attar auszieht. Das will sie aber nicht. 

Wie geht es mit dem Gerüst vor der Boutique am Bauernmarkt weiter? Das verhandeln MA 46, Baupolizei, Bauunternehmen und Hauseigentümer Martin Lenikus (@Falter/Krenn)

Seit 25. August steht jetzt ein Gerüst rund um ihr Geschäft, es ist zusätzlich mit Holzplatten vernagelt. Für Attar ist klar: Das sind Schikanen, um sie loszuwerden. Wir berichteten bereits im FALTER.morgen über Attars Vorwürfe, was Lenikus selbst dazu sagt und auch, wie es sein konnte, dass der Immobilienunternehmer den ehemaligen Gemeindebau überhaupt kaufen konnte. Sie finden die Berichte hier und hier. Und die Geschichte geht weiter

Am Mittwoch um 10.30 Uhr stehen gegenüber vom Bauernmarkt 9 fast 20 Personen. Wer da überhaupt aller anwesend sei, will ein Mann von der MA 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten) wissen. Er legitimiert sich später gegenüber dem Falter als Verhandlungsleiter, seinen Namen will er nicht nennen. Rund fünf Personen zeigen für das Bauunternehmen auf, einige für die Bezirksvertretung, für Firi Attar ist ein Anwalt da. 

Mehr bekommt der FALTER.morgen nicht mehr mit, denn die Journalistin schickt der Verhandlungsleiter sofort weg. Begründung: Keine öffentliche Veranstaltung – dabei findet die Verhandlung auf einem öffentlichen Gehsteig statt. 

Aber was passiert hier eigentlich abseits der Öffentlichkeit? Die MA 46 versucht, zwischen Martin Lenikus, der Baufirma, der Bezirksvertretung, der Wirtschaftskammer und Frau Attar zu vermitteln. Denn das Gerüst steht auf dem Gehsteig und behindert Fußgänger und die Polizeizufahrt. Attar und ihr Anwalt sind überhaupt der Meinung: Das Gerüst und die Holzplatten sind geschäftsschädigend. 

Laut Frau Attar erlaube es ihr der Besitzer nicht einmal, ein Plakat oder Schild aufzuhängen, um auf ihr dahinter verschwundenes Geschäft hinzuweisen. Der FALTER.morgen hat Lenikus Freitagmittag um Stellungnahme gebeten, er wollte darauf nicht eingehen und berief sich auf den Verhandlungsleiter, der keine mediale Berichterstattung wünsche. 

Was bleibt nach dem Gespräch, das die Öffentlichkeit nicht hören sollte? Lenikus hat sich mit seiner Verhüllungsaktion wohl nicht nur Attar zur Gegnerin gemacht. Auch die Bezirksvertretung ist sauer, weil der öffentliche Durchgang des Hauses und der Gehsteig davor für Fußgänger nicht benutzbar sind. Sie begrüßen” zwar die Verhandlungen und fordern ein Passagengerüst”, damit Fußgänger ungehindert gehen können. Andere Baustellen können das”, heißt es in der Mail an den FALTER.morgen. Auch die Kellerfenster am Boden vor dem Geschäft inspizieren einige Verhandlungsteilnehmer genauer. Dort ist vor einigen Jahren Wasser in Attars Boutique gelaufen. Bis heute streiten die Geschäftsfrau und Lenikus, wer für den Schaden verantwortlich ist. 

Für kommende Woche beraumt der Verhandlungsleiter ein weiteres Treffen mit der gesamten Runde an. Bis dahin sollen sich alle Beteiligten eine mögliche Lösung überlegen, wie es mit der Baustelle weitergeht. Der Termin wird diesmal aber nicht auf der Straße stattfinden. 

Am Ende der Verhandlung kommt der Vertreter des MA 46 auf die FALTER.morgen-Reporterin zu, um ihr noch etwas mit auf den Weg zu geben: Über das hier will ich aber nichts lesen.”

Gern geschehen.

Wir werden weiter berichten. 


Im Grätzel

Donaucity

@ ARGE KARTO

Einen Platz, wo man sich gern hinsetzen und ein Glas Wein trinken möchte, der ist in der D-City schwer zu finden. Und das muss einem in einer Trabantenstadt, die unmittelbar von Neuer Donau, Alter Donau und Donaupark umgeben ist, erst einmal gelingen.

Im ersten Stock des Besucherzentrums hält sich das e-wok jetzt schon an die 15 Jahre, Respekt dafür. Und das mit Pan-Asia-Küche ohne irgendein Profil, aber halt um wenig Geld. Auf der Platte wurde zwischen Tech-Gate und DC1-Turm eine Art schwebendes Ufo errichtet, in dem der Gastro-Riese DoN (Donhauser-Catering, bekannt aus ÖBB-Zügen, Vapiano Österreich u. v. m.) hier sowohl sein junges Bowl-Konzept Fat Monk als auch ein Kantinen-Format namens Flavour District unterbrachte.

Womit wir beim DC1 wären, Österreichs nach wie vor höchstem Gebäude. In dessen Erdgeschoß ist beispielsweise das Go DC Tower untergebracht, eine Filiale der erfolgreichen Systemgastro-Kette des Szene-Asiaten Ra’mien in der Gumpendorfer Straße. Das Lokal ist ansprechend, kochen tun sie zuverlässig und für Systemgastro echt nicht schlecht, es gibt sogar eine Abendkarte.

Den gesamten Grätzelrundgang von Florian Holzer mit allen in der Karte erwähnten Lokalen lesen Sie hier.


Frage des Tages

Um wieviele Meter steigt und sinkt der Wasserstand der Donau durchschnittlich pro Jahr?

  1. Um 1,7

  2. Um 4,5

  3. Um 9,4

Auflösung von Freitag: Als „Guglhupf“ ist im Volksmund der Narrenturm im alten AKH bekannt – das erste psychiatrische Krankenhaus der Stadt (nicht das Praterstadion oder die Secession, die aufgrund ihrer aus goldenen Lorbeerblättern geformten Kuppel auch als „Krauthappel“ bezeichnet wird).

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Event des Tages

Gerhard Stöger

Musik/Oper

Die Freude war groß, als Omer Meir Wellber vor zwei Jahren als neuer Musikdirektor der Volksoper bestellt wurde. Doch das Vergnügen währte nur kurz: Bereits Ende 2023 verlässt der Dirigent das Haus wieder. Bevor es so weit ist, leitet er noch Richard Strauss’ „Salome“ in der legendären Inszenierung von Luc Bondy aus dem Jahr 1992. (Miriam Damev)

Volksoper, 19.00


Buch

Alexander Grau: Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit

Der Wald löst den Menschen aus den Zwängen der Zivilisation, er zwingt ihn aber auch zur Freiheit. Steht das Gebirge für Ewigkeit und das Meer für Unendlichkeit, ist der sich stetig verändernde Wald "ein Ort der Unsicherheit und des Unberechenbaren - der permanenten Kontingenzerfahrung", so die zentrale These von Alexander Grau.

In seiner Philosophie des Waldes zeigt der deutsche Journalist, wie der Wald das Denken des Menschen geprägt hat und das Dunkle und Geheimnisvolle ebenso verkörpert wie das vor Möglichkeiten Wuchernde. Seine Analysen reichen von Märchen der Gebrüder Grimm über den wandernden Heinrich Heine und Henry Thoreaus „Walden“ bis zu Ernst Jüngers radikal autonomem Waldgänger. Graus Conclusio: „Freiheit bedeutet, den Wald verinnerlicht zu haben.“ Lehrreich und schön zu lesen … (Gerlinde Pölsler)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Feedback

@ Lärmerregung von Daniela Krenn, FALTER.morgen #656

​​Das nennt man wohl auch Gentrifizierung: wenn stopfte Leute, die sich eine Schar von Anwälten leisten können, in ein vormals Gewerbegebiet zuziehen. Mit dieser „totalen Ruhebedürftigkeit“ verschwinden Heurige, Gastgärten, Kulturstätten und womöglich auch die Arena. Wien könnte wieder die verschlafene Stadt der 70iger werden und in den Rankings der lebenswertesten Städte absinken. Good Night Vienna.

Arno Dermutz


@ Plagegeisterfahrer von Martin Staudinger, FALTER.morgen #653

Ich bin sowieso eine große Fanin von allem, was Falter ist. Aber heute bitte ich um mehr, viel mehr!! vom orientierungslosen Wegelagerer/in (oW), weil: Du kannst in Wien nirgendwo gehen, ohne den/die oW vor dir zu haben, überall und ständig, kommt mir vor. 

Elisabeth Weber


Diese Verkehrstypentypologie hat Schüler:innenzeitungsniveau!

Katharina Kunz


Ich danke für die neue Rubrik „Nervigste Verkehrsteilnehmer“, spricht mir aus der Seele. Warum es dagegen Proteste gibt, erschließt  sich mir nicht, da doch Tatsachen beschrieben werden. 

Sind vielleicht diejenigen, die sich ertappt fühlen?!...

Charlotte Kandel


Ich halte die Serie über nervige Verkehrsteilnehmer für vollkommen daneben. Die Stadt Wien ist schon nicht imstande oder willens, das Image von vernünftige Alternativen zum Auto ordentlich zu stärken. Und solche halblustigen Scherzchen - noch dazu vom Falter - geben den Menschen das Gefühl, dass es eh ok ist, Radfahrer, Rollerfahrer u.ä. nicht ernst zu nehmen.

Peter K.


Grandios geschrieben, die Ungustln. Wir haben Tränen gelacht und freuen schon auf morgen! Das zeigt wieder deutlich: wir können diese Welt nur mit Humor ertragen. Bitte weiter so.

Ingrid Marion und Rudolf Haberhauer


Dem Artikel über die Plagegeister kann ich im Großen und Ganzen zustimmen. Zum Fahren auf dem Gehsteig habe ich allerdings eigene Erfahrungen. Wenn der Verkehr sehr stark und kein Radweg vorhanden ist, fahre ich am Gehsteig. Ein gutes Beispiel ist die Erzherzog-Karl Straße im 22. Bezirk. Da muss man lebensmüde sein, um neben den vorbeidonnernden LKWs auf der Straße zu fahren. Natürlich fahre ich langsam und rücksichtsvoll. Meist stoßen ich und viele andere auf Verständnis. Ich musste mich aber auch schon beschimpfen lassen.

Cathrin Pasquazzo-Janich


@ „Stadrandgang“ von Klaus Nüchtern, FALTER.morgen #655

Danke Klaus Nüchtern, endlich hab ich in der Pariser Metro wieder was zum Lachen! Und danke Euch allen, super Ausgabe. Nüchtern-barock ist das Motto des Tages

Elisabeth Freund Ducatez


Ich freue mich ganz deppert - oder, mit mehr Contenance: unbändig! - dass Sie mich wieder mit großartigen Wortspielen und erheiternden Formulierungen allwochentagsmorgendlich erfreuen und mir früher Vögel, nunmehr Randlagen Wiens näherbringen, die meiner Aufmerksamkeit ansonsten entgangen wären. Danke FaWaWa!

Mag. Sonja Knoll


FALTER
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Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"