Und jetzt zu den guten Nachrichten - FALTER.natur #49

Benedikt Narodoslawsky
Versendet am 04.03.2022

Ich vermute, Ihnen geht es in diesen Tagen stimmungsmäßig ähnlich wie mir. Der UN-Generalsekretär warnt angesichts des neuen Klimaberichts vor dem Untergang, die Zahl der Corona-Infizierten im Land erreicht einen neuen Rekord, ein Gesundheitsminister-Rücktritt da, ein Ex-Ministerin-Korruptionsfall dort, aber alles wird natürlich überschattet von Putins Krieg gegen die Ukraine, der unsere Herzen schwer macht. Neben all dem menschlichen Leid brach in diesem sinnlosen Krieg in Europas größtem AKW sogar Feuer aus.

Wenn eine Krise die andere überdeckt, um selbst kurz darauf wieder von einer neuen Krise überdeckt zu werden, sehnt man sich nach einem Sandhaufen, in den man den Kopf stecken kann. Aber dafür ist es Anfang März noch zu kalt.

Damit Sie nicht den Glauben an die Menschheit verlieren, habe ich für Sie ein paar gute Nachrichten gesammelt. Mögen sie Ihnen wenigstens ein bisschen Mut machen, damit Sie heute besser durch den Tag kommen.

Erste gute Nachricht: Die Staaten dieser Erde wollen geschlossen gegen die Plastikkrise vorgehen. Auf der Umweltversammlung der Vereinten Nationen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi haben am Mittwoch Repräsentanten aus 175 Ländern eine Resolution beschlossen, um die globale Plastikverschmutzung zu stoppen. Bis Ende 2024 soll dazu ein zwischenstaatlicher Verhandlungsausschuss ein rechtsverbindliches internationales Übereinkommen ausarbeiten. Die Einigung ist nicht nur ein Beweis dafür, dass die internationale Zusammenarbeit nach wie vor klappt, sondern wir rücken damit der Plastifizierung unseres Planeten tatsächlich ein großes Stück näher. Inger Andersen, Leiterin des UN-Umweltprogramms, spricht von "einem Tag für die Geschichtsbücher".

Zweite gute Nachricht: Vergangene Woche hat die türkisgrüne Koalition gemeinsam mit den Stimmen von SPÖ und Neos im Nationalrat das so genannte Umweltförderungsgesetz überarbeitet. Was so sperrig klingt, ermöglicht viele schöne, wichtige Sachen, die ebenfalls sperrig klingen. Zum Beispiel, die "Sanierungsoffensive" (mit der wir unabhängiger vom umweltschädlichen und kriegsfördernden Öl und Gas werden), den Biodiversitätsfonds (mit dem die Artenvielfalt im Land gestärkt wird), die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität (die den Umbau zur grünen Industrie anschiebt) sowie die Reparatur von Elektro-Geräten und die Förderung von Pfandsystemen (um die Ressourcenverschwendung und den Müllberg zu verkleinern). Gut gemacht, heimische Innenpolitik, danke!

Dritte gute Nachricht: Wir haben Anfang März ein wichtiges Jubiläum gefeiert. Vor 150 Jahren wurde der erste Nationalpark der Welt gegründet, nämlich der Yellowstone-Nationalpark in den USA. Das Konzept, ein Gebiet unter Schutz zu stellen, damit sich die Natur entfalten kann, wurde in die ganze Welt exportiert. "Nationalparks sind die beste Idee, die wir jemals hatten. Absolut amerikanisch, absolut demokratisch, sie spiegeln das Beste in uns wider", beschrieb es der US-Historiker und Umweltaktivist Wallace Stegner einmal. Auch wenn wir den amerikanischen Pathos weglassen: Letztlich hat auch Österreichs Natur mit sechs Nationalparks von dieser Idee profitiert.

Vierte gute Nachricht: Der Naturschutzbund freut sich über hundert genetische Nachweise einer Art, die hierzulande seit 1989 als ausgestorben gilt - der Wildkatze. NaturschützerInnen gelang es unter anderem sogar, sie zu fotografieren. Ein aktuelles Bild von Wildkatzen aus der Wachau sehen Sie hier.

Es passiert viel Gutes, in Österreich und auf der Welt. Man sieht es nicht zuletzt an der großen Solidaritätswelle und Hilfsbereitschaft in diesen schweren Stunden. Lassen wir uns nicht unterkriegen, sondern machen wir weiter!

Benedikt Narodoslawsky

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Nachhaltigkeit: Macht und Ohnmacht. Die Rolle der NGOs – Gegner oder Partner? (2/3)

Sind NGOs noch der Watchdog, der sie sein sollen? Wie ist ihr Verhältnis zu Unternehmen, wie zur Politik? Und kann die Politik mittlerweile besser kampagnisieren als NGOs? Mit Fridays for Future-Aktivistin Lena Schilling, dem GF der Caritas Klaus Schwertner, dem Kampagnenleiter von Greenpeace Wolfgang Pekny u.w.m. Jetzt anmelden!


Aktiv Werden

Falls Sie nach einem guten Anlass suchen, Ihren eigenen Öl- und Gasverbrauch zu drosseln, darf ich Sie auf drei Aktionen hinweisen: Erstens, Mitglieder des jungen Netzwerks "Global Shapers" haben als Mittel gegen den Krieg die Aktion "Turn down the heat" ins Leben gerufen. Ihre Schlussfolgerung: Niedrigere Temperatur führt zu weniger Gasverbrauch, das bedeutet weniger Geld für Russland und weniger Ressourcen für den Krieg gegen die Ukraine. Wer sich daran beteiligen will, dreht die Heizung runter ("1°C weniger spart 6% Gas").

Zweitens, seit Aschermittwoch läuft die Aktion Autofasten – eine Initiative der Umweltbeauftragten der Katholischen und Evangelischen Kirche Österreichs. Das Ziel: Das Auto während der Fastenzeit so oft wie möglich stehen zu lassen und stattdessen zu radeln, zu gehen oder die Öffis zu nehmen. Man muss nicht an Gott glauben, um mitzumachen.

Drittens, morgen ist der internationale Tag des Energiesparens. Auf welche Arten wir den Energieverbrauch senken können, erklärt der WWF hier, wie die Politik die Energieeffizienz steigern kann, beschreibt das Umweltbundesamt hier.


Aus Dem Falter 1

In der aktuellen Ausgabe beleuchten wir natürlich in erster Linie Putins Krieg gegen die Ukraine aus verschiedenen Blickwinkeln. Aber wir haben trotz der humanitären Katastrophe nicht auf die Natur vergessen.

Katharina Kropshofer besuchte den einzigen Ort in Wien, wo auch Löwen und Bärenstummelaffen Coronatests machen. Wie die Pandemie den Tiergarten Schönbrunn verändert hat und wie der Virus zwischen Zwei- und Vierbeinern herumspringt, lesen Sie in dieser Reportage.

Gerlinde Pölsler hat sich wiederum in den 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau begeben. Darin befindet sich auf einer Murinsel – direkt an der österreichisch-slowenischen Grenze – eine Kompostieranlage, die der steirischen Umweltanwältin Ute Pöllinger große Sorgen bereitet. Warum sich bald auch die EU-Kommission mit dem Abfall auf der Insel beschäftigen wird, erfahren Sie hier.

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Sicher und nachhaltig

Scherben sind ein fester Bestandteil des Familienlebens und leider ein häufiger Grund für Tränen. Deshalb ist die PET-Flasche der sichere Begleiter im Familienalltag.

Zudem lässt sich eine PET-Flasche gut recyceln und leistet so einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft.

www.sichere-flasche.at


Aus Dem Falter 2

Am Montag stellte der Weltklimarat seinen großen Bericht vor, in dem es um die Risiken und Folgen der Klimakrise für Mensch und Natur geht und der aufzeigt, wie wir uns an die Krise anpassen können. Der Weltklimarat streicht dabei die zentrale Rolle der intakten Natur für den Klimaschutz hervor. Meine Zusammenfassung des Berichts finden Sie hier. Wenn Sie sich lieber ein Video anschauen wollen: Der Standard hat die wesentlichen Punkte hier zusammengefasst.

Treibt der Krieg in der Ukraine die Energiewende voran, weil den PolitikerInnen in Europa nun klar wird, dass wir mit unserer Abhängigkeit von Russlands klimaschädlichem Gas und Öl auch den blutigen Krieg gegen die Demokratie und Freiheit mitfinanzieren? Katharina Kropshofer schreibt im Falter.Maily über Hürden und Chancen eines raschen Ausstiegs. Und Eva Konzett ergründet die Tücken des Gas-Ausstiegs in diesem Kommentar.

"50 Nationalparks mit einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratkilometern gibt es in der Ukraine, und durch zumindest einen von ihnen, den Kiew umgebenden Holosiivskyi-Nationalpark, rollen jetzt die Panzer", schreibt Peter Iwaniewicz in seiner Tier-Kolumne und schildert, wie der Krieg nicht nur die Menschen, sondern auch die Artenvielfalt bedroht.

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COFFEE FOR FUTURE – für Klimaschutz und Fairen Handel!

„Uns verbinden dieselben Herausforderungen, weil wir auf derselben Erde leben. Deshalb braucht es Zusammenarbeit.“ (Kaffeebauer Charles Kahitison) Erlesene Arabica Hochlandbohnen aus Uganda und Mexiko, biologisch angebaut, direkt importiert, fair gehandelt. www.eza.cc


Termin

Der Klima- und  Energiefonds sucht gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium "innovative und klimawirksame Business-Ideen". Falls Sie eine haben, können Sie sie noch bis zum 8. März um 12 Uhr einreichen. Es winken Geld und Unterstützung. Alle Infos dazu gibt's hier.

Sind Sie lustig und zeichnen Sie gerne? Der Club der komischen Künste sucht Cartoons zum Thema Klimawandel. Einreichen können Sie Ihre Bilder bis 15. März (max. zehn Bilder in Druckauflösung) unter ce@komischekuenste.com.


Wichtig

In normalen Zeiten weise ich Sie an dieser Stelle dezent auf die Möglichkeit eines Falter-Abos hin. Aber machen wir uns nichts vor, es gibt wirklich viel wichtigeres. Zum Beispiel den Menschen zu helfen, die jetzt in Not sind. Wie Sie unseren Nachbarn in der Ukraine unterstützen können, haben meine KollegInnen Josef Redl und Soraya Pechtl recherchiert. Wenn Sie helfen wollen, klicken Sie hier.


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