Mein Essen im Mistkübel - FALTER.natur #112
Ich erinnere mich noch gut an eine Szene aus dem Film "We Feed the World", den der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer im Jahr ...
Wissen Sie eigentlich was "Wald" genau bedeutet? Als ich das Glück hatte, den quasi einzigen "Urwald" Österreichs - den Rothwald in den niederösterreichischen Kalkalpen - zu besuchen, zumindest ein paar Schritte weit, antwortete ich so, wie es die meisten tun würden: Ein Wald, das sind viele Bäume, ist doch logisch.
Der Förster klärte damals auf: Ökologisch gesehen ist ein Wald nämlich eine durch an Standortfaktoren angepasste Lebensgemeinschaft. Sprich: Die Mikroorganismen und Moose, Säugetiere und Gefäßpflanzen, sie alle sind gemeinsam mit den Bäumen, die für einen bestimmten Lichteinfall, ein bestimmtes Klima und bestimmte Böden sorgen, Wald.
Doch es gibt nicht nur eine ökologische Definition. (Forst)wirtschaftlich gesehen ist der Wald eine Fläche, um Rohstoffe zu generieren. Fürs Bauen oder zum Heizen etwa. Womit wir bei der eigentlichen Frage wären: Kann das Fällen von Bäumen Klimaschutz sein, etwa dann, wenn es als Form von erneuerbarer Energie gilt?
Holz wächst bekanntlich nach, eine normale Fichte bis zu 30 Zentimeter im Jahr. Und je mehr Holz sie produziert, desto mehr CO2 zieht sie aus der Luft, um es als Kohlenstoff einzulagern (vereinfacht gesagt). Natürliche Treibhauseffekt-Eindämmung quasi.
Auch das EU-Parlament diskutierte diese Woche, wie es mit dieser zugegebenermaßen nicht ganz einfachen Frage umgehen will: Soll man Waldbiomasse als erneuerbare Energie deklarieren, damit wir es etwa als Briketts oder Pellets verheizen können?
Im ersten Schritt haben sich die Parlamentarier am Mittwoch dagegen entschieden: Primäre Waldbiomasse, also Holz, das direkt aus Wäldern entnommen wird, soll aus der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie gestrichen werden.
Nicht alle sind glücklich damit:
Viele NGOs wollen, dass auch "Schlupflöcher" in der Definition dessen, was als primäre Biomasse gilt, gestrichen werden - also Ausnahmen wie Wälder, die von Krankheiten, Bränden oder Schädlingen betroffen sind und momentan noch verheizt werden dürfen.
Die Profiteure der Biomasse sehen das genau andersherum: "Alles, was den Ausbau von Biomasse konterkariert oder gar zu einer Verringerung regional verfügbarer erneuerbarer Energieträger führt, ist in Zeiten der Energiekrise nicht nachvollziehbar und unvernünftig", kritisierte etwa Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) in einer Aussendung.
Der Angriffskrieg auf die Ukraine, Sanktionen, fehlende Gaslieferungen - all das bringt uns in eine prekäre Situation, eine Energiekrise, wir stehen vor einem ungewissen Winter. Die Reaktion, jetzt – wortwörtlich – alles verheizen zu wollen, überrascht deswegen nicht unbedingt. Doch jetzt Wälder zu verbrennen, die als eine der größten Hoffnungen in der Eindämmung der Klimakrise gelten, wäre wohl eine Kurzschlussreaktion - das sagen auch 500 Wissenschafter:innen in einem offenen Brief.
Alleine durch die Klimakrise wird zukünftig ohnehin viel Schadholz anfallen, Borkenkäfer und Waldschäden, Stürme, die Fichten und Tannen umschmeißen. Viel Holz wird also ohnehin nur für die Energiegewinnung nutzbar sein - oder für sinnvoll genutzten Klimaschutz, etwa, wenn es für langlebige Holzhäuser genützt wird, das CO2 weiter speichert. Der Rest des Waldes kann dann das tun, was er am besten kann: einen wertvollen Lebensraum für tausende Arten, Erholungsraum für Menschen und natürlichen Klimaschutz zu bieten.
Katharina Kropshofer
Herbstpoesie von Alois Langegger, Hüttenwirt in Wagrain-Kleinarl
„Do is natürlich viel Leben herinnen im ganzen Haus, gö.
Denn waun ober der Gaststube wer aufsteht und auf’s Klo geht mitt’n in da Nocht, daun hearst des natürlich, daun hearst wo wer hi’geht. ….
Des is mei Dahoam. I bin do aufg’woxn. Des is mei Zuhause.
Facebook und Twitter brauch’ma do herob’n ned. Do erfoah’ ma g’nua durch di’ Gäst’.“
Übrigens haben die europäischen Abgeordneten noch etwas beschlossen: Entwaldung ist für ganze elf Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich und verschlimmert die Klimakrise somit weitreichend. Und die EU ist hier maßgeblich beteiligt: Die Unionsstaaten sind mit ihren Importen für 16 Prozent der globalen Regenwaldabholzung verantwortlich (nur China verantwortet mehr), der Bedarf an Kaffee, Palmöl, Soja ist groß. 203.000 Hektar Wald groß, um genau zu sein. Die Leidtragenden sind die vielen Tiere und Pflanzen, die weichen müssen – schließlich weist der Regenwald die höchste Dichte an Arten auf.
Nun sprachen sich die Abgeordneten des EU-Parlaments am Dienstag für die Einführung von neuen Regeln für Importeure und Händler aus. Mehr Sorgfalt soll gelten, der Beweis muss gebracht werden, dass Waren einer langen Liste – Rinder, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja, Holz, Fleisch von Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen, Mais, Kautschuk, Holzkohle, bedruckte Papierprodukte – nicht zur Entwaldung beigetragen haben.
Ist Veganismus immer noch etwas für eine radikal-linke, alternative Gruppe? Mitnichten! Die Ernährungsform ist einer der größten Hebel, um seinen eigenen Klimafußabdruck zu verringern und dabei sogar gesundheitliche Effekte zu erzielen - solange man auf eine ausgeglichene Ernährung achtet. Wie Veganismus in Wien gerade zum Trend wird, lesen Sie in der aktuellen FALTER-Ausgabe.
Sicher und nachhaltig
Scherben sind ein fester Bestandteil des Familienlebens und leider ein häufiger Grund für Tränen. Deshalb ist die PET-Flasche der sichere Begleiter im Familienalltag.
Zudem lässt sich eine PET-Flasche gut recyceln und leistet so einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft.
Unterernährte, sterbende und tote Tiere in allen Verwesungsstadien: Der Fall eines Traismaurer Bauernhofs, den der Verein gegen Tierfabriken aufdeckte und über den der Falter ausführlich berichtete (hier und hier), fand enormen medialen Widerhall, etwa in der ZiB 1. Noch am Mittwochabend gestand der Landwirt seine Schuld ein, am Donnerstag bat er via Aussendung um Entschuldigung "für die vorgefundenen Zustände." Er sei massiv überfordert gewesen. Im Lauf der Jahre habe man Verbesserungen erzielt, zuletzt aber sei ihm die Lage wegen gesundheitlicher Probleme entglitten.
Viele Fragen sind aber noch offen: Wie konnte es dazu kommen, war doch der Betrieb den Behörden schon seit 2013 als schwerer Problemfall bekannt? Die Bezirkshauptmannschaft erklärte zuletzt, seit der Anzeige 2013 habe der Betrieb die Anzahl der Tiere reduziert und die vorgeschriebenen Maßnahmen umgesetzt. Kontrollen, zuletzt 2019 und 2020, hätten keine Auffälligkeiten ergeben. Welche Konsequenzen es diesmal geben wird, ist noch offen; ein Tierhaltungsverbot nennt die Behörde nur als eine von mehreren Möglichkeiten. Aber warum hat sie in einem Betrieb mit solcher Vorgeschichte seit 2020 nicht einmal mehr vorbeigeschaut?
Und was ist mit der politischen Verantwortung? Tierschutzlandesrat Gottfried Waldhäusl(FPÖ) erklärte die Causa gleich zur Chefsache und zeigte sich kämpferisch: Das Kontrollsystem des Bundes sei "eine Farce", er werde dafür sorgen, dass künftig in Niederösterreich jeder Tierhaltungsbetrieb mindestens zweimal pro Jahr überprüft werde.
Für die veterinärmedizinischen Kontrollen verantwortlich ist allerdings Christoph Pernkopf (ÖVP), Landeshauptmannstellvertreter und Obmann des niederösterreichischen Bauernbundes. Doch der ging, wie auch schon beim Schächtskandal in Deckung. Ein politisches Spiel mit zwei Gewinnern? Der eine verkauft sich als Kämpfer gegen den bösen Bund, der eigentlich Zuständige schweigt und niemand fragt mehr bei ihm nach. Allerdings fordert das Ministerium für Gesundheit und Tierschutz unter Johannes Rauch (Grüne) vom Land nun einen ausführlichen Bericht zu den Vorkommnissen.
Nachhaltiges Weltraumticket führt nach Linz
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Kipppunkte, das sind Änderungen, die sich abrupt vollziehen können, dann unumkehrbar sind und Kaskadeneffekte mit sich ziehen. Erwärmt sich die Erde um 1,5 Grad, könnte etwa das grönländische Eisschild abschmelzen und so zu noch Erwärmung führen, weil weniger Sonnenlicht durch weniger weiße Fläche reflektiert wird. Neun solcher Kipppunkte wurden bereits identifiziert. Nun kam eine internationale Gruppe an Forschenden zu dem Schluss, dass vier davon bereits bis 2030 erreicht sein könnten. Wenn bis dahin 1,5 Grad Erwärmung erreicht sind, könnte das das Abschmelzen der grönländischen und westantarktischen Eisschilder, das Absterben der tropischen Korallenriffe und das Abtauen des Permafrostbodens bewirken.
Wieso diese Meldung nicht auf den Titelseiten aller Zeitungen war? Unter anderem ein Problem mit der Medienlogik, ein Grund, wieso 500 französische Journalist:innen eine Charta für Klimaberichterstattung unterschrieben haben. In Österreich gibt es eine solche Charta übrigens auch.
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FALTER-Bücherwurm und Vogelfreund Klaus Nüchtern geht unter die Moderatoren: Am 20. September stellt der englische Veterinär, Anwalt, Präperator, Ethiker und Publizist Charles A. Foster sein neues Buch "Jagen, sammeln, sesshaft werden" in der Wiener Hauptbibliothek vor. Nüchtern moderiert.
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Am 28. September startet die vierteilige Seminarreihe zu Klimagerechtigkeit der Universität für Weiterbildung Krems, in Kooperation mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen Österreich, der Allianz für Klimagerechtigkeit und Kardinal König Haus. Online und in Präsenz sollen naturwissenschaftliche Befunde, Anpassung, Folgen, Ethik, Klimagerechtigkeit und andere Themen besprochen werden. Informationen finden Sie hier.