Wie ich in meinen Garten kippte - FALTER.natur #103
Ich möchte Ihnen eine kleine persönliche Geschichte erzählen. Ich darf seit mehr als 10 Jahren in einem Garten leben. Ich hatte das ...
Neulich las ich von einer neuen Studie zum Thema Energieeffizienz in der Natur: Maulwürfe können ihre Hirne schrumpfen lassen, um Energie zu sparen, wenn es kalt wird. Der laufende Präsidentschaftswahlkampf macht auf mich den Eindruck, auch mancher Mensch ist dazu fähig. Wenn man einen Beweis dafür braucht, dass Wahlkämpfe die "Zeit fokussierter Unintelligenz" (Copyright: Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl) sind, sollte man sich das aktuelle Puls24-Interview mit dem Bundespräsidentschaftskandidaten Michael Brunner anhören.
Unter anderem behauptete er: "Der wissenschaftliche Konsens ist nicht, dass der Klimawandel menschengemacht ist." Nur wenige Tage davor hatte FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz im ORF dem Publikum weismachen wollen: "Es gibt Klimaveränderungen, weil es das schon immer gegeben hat im Erdzeitalter." Nur ein "kleinerer Teil" sei vom Menschen gemacht.
Tatsächlich ist kaum etwas in der Wissenschaft so unumstritten wie die Tatsache, dass wir Menschen für die Klimakrise verantwortlich sind. Einen Studienüberblick über den Konsens in der Wissenschaft finden Sie hier, den aktuellen Stand der Klimawissenschaft hier. Brunner beruft sich in seiner Aussage übrigens auf eine Desinformationskampagne, die Expert:innen hier zerlegten.
Während der deutsche Meteorologe und Journalist Özden Terli mittlerweile Klimaleugner:innen mit diesem Video begegnet, habe ich mich entschlossen, ihnen zu Beginn des Schuljahres eine kostenlose Nachhilfestunde über den Treibhauseffekt zu geben: Beginnen wir genau in der Mitte, bei der Sonne, diesem urgewaltigen Stern. Er besteht zum Großteil aus Wasserstoff, in seinem Inneren brennt ein Fusionsfeuer. Das lässt Wasserstoff-Atomkerne zu Helium verschmelzen, durch diese Kernfusionen wird enorme Energie freigesetzt. Ein Teil dieser Energiestrahlen trifft die Erde. Der Volksmund nennt das: Die Sonne scheint. Wenn diese geballte Sonnenenergie auf die Erde knallt, passiert – grob vereinfacht ‒ zweierlei mit ihr.
Erstens: nichts. Die Erde spiegelt die Sonnenstrahlen einfach wieder zurück. Je heller die Erdoberfläche ist, desto mehr Sonnenstrahlen wirft sie wieder in die Dunkelheit des Alls retour. Eine einfache Regel lautet so: Eis reflektiert stark, das dunkle Wasser des Ozeans kaum. Man kennt das: Wenn man im Winter bei Kaiserwetter durch den Schnee stapft, glitzert der Schnee. Die Sonne blendet einen selbst dann, wenn man auf den Boden blickt.
Nun zum zweiten, entscheidenden Punkt: Die Sonnenstrahlen, die nicht zurückgespiegelt werden, verwandelt die Erde in Wärme. Es glitzert nicht, es heizt auf. Auch das kennt man aus dem Alltag: Wenn man im Hochsommer bei Kaiserwetter barfuß unterwegs ist, verbrennt man sich die Füße auf der schwarzen Asphaltstraße, weil sie unerträglich heiß wird. Dass die Straße in der Nacht abkühlt, hat einen einfachen Grund: Der Boden gibt die Wärme ab. Einerseits wird sie von der Luft aufgenommen, die sich dadurch erwärmt. Andererseits verliert der Boden sie in Form von unsichtbaren Wärmestrahlen, die nach oben steigen.
Im Grunde passiert mit der Sonnenenergie also immer dasselbe: Sie knallt auf die Erde und prallt wieder von ihr ab. Sowohl Sonnenstrahlen als auch Wärmestrahlen verlassen den Planeten in Richtung Weltraum. Das gelingt ihnen aber unterschiedlich gut. Und das liegt am Treibhauseffekt, der Wurzel der Klimakrise. Treibhausgase wie CO2 lassen zwar die Sonnenstrahlen auf ihrer Rückreise ins All ohne weiteres passieren. Wärmestrahlen aber nicht. Je mehr Treibhausgas-Moleküle durch die Luft schwirren, desto mehr Wärme staut sich auf.
Das berühmteste Bild, um diesen Effekt zu beschreiben, ist das Glashaus. Es heizt derart auf, dass darin selbst im Winter Tomaten und Gurken gedeihen können. Das liegt zwar vor allem an der Luft, die sich erwärmt und nicht entweichen kann. Aber auch der Treibhauseffekt spielt eine gewisse Rolle: Die Sonnenstrahlen kommen leicht durchs Glas hinein. Jene, die reflektiert werden, kommen ebenso leicht wieder heraus. Die anderen hingegen, die sich in Wärmestrahlen verwandelt haben, stoßen auf ihrer Rückreise ins All an die Glasdecke. Nur ein Teil der Wärmestrahlen dringt nach außen, der andere Teil prallt sozusagen am Glas ab, zurück auf den Boden. Das lässt die Temperatur im Glashaus zusätzlich ansteigen.
Für tausende Schüler:innen im Land zählt der Treibhauseffekt mittlerweile zum Grundwissen. Viele von ihnen gehen heute wieder im ganzen Land für den globalen Klimastreik auf die Straße (wenn Sie mitmachen wollen: alle Infos dazu finden Sie hier). Als einfachen Staatsbürger macht es mich jedenfalls betroffen, dass Schüler:innen mehr von der Wissenschaft verstehen als zwei Akademiker, die sich ums höchste Amt im Staat bewerben.
Benedikt Narodoslawsky
Sicher und nachhaltig
Scherben sind ein fester Bestandteil des Familienlebens und leider ein häufiger Grund für Tränen. Deshalb ist die PET-Flasche der sichere Begleiter im Familienalltag.
Zudem lässt sich eine PET-Flasche gut recyceln und leistet so einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft.
Gerlinde Pölsler reiste in den vergangenen Tagen nach Tirol, um sich eines der umstrittensten Energieprojekte Österreichs näher anzusehen. Im Kaunertal soll ein riesiges Pumpspeicherkraftwerk entstehen, dazu bräuchte es einen Stausee, für den man ein abgelegenes Gebirgstal fluten müsste. Das Projekt wirft eine heikle Frage auf, die uns im FALTER schon länger beschäftigt: Wie viel Naturzerstörung müssen wir im Namen der Energiewende hinnehmen? Pölslers eindrückliche Reportage über den geplanten Kraftwerksausbau finden Sie hier.
Falls Sie das Thema interessiert, darf ich Ihnen noch Geschichten aus unserem FALTER-Archiv anbieten: Katharina Kropshofer und Clara Porák haben sich vor einigen Monaten den Ausbau des Kleinwasserkraftwerks Rosenburg im niederösterreichischen Kamptal angesehen, Bettina Slamanig nahm das Tiroler Kraftwerksprojekt Haslach-Kalserbach unter die Lupe, dessen Bau die Osttiroler Gletscherflüsse bedroht. Und über Widerstände beim Ausbau der Erneuerbaren habe ich hier berichtet.
Herbstpoesie von Norbert und Norbert Schiefer, Almbewirtschafter in Wagrain-Kleinarl
„Mia san’s scho g’wohnt die Aussicht do.
Oba kimmst’d auffi, host an scheen Doog, a scheen’s Weidda
… alloa scho waun’s uns zwoa in Kombi sechan! …
…Mia san jo ned auf Urlaub do - Na, der Zug is o’gfoan!“
Am stärksten tritt der Konflikt zwischen Natur- und Klimaschutz in Österreich beim Ausbau der Wasserkraft zutage. Dass die Wasserkraft das Rückgrat der heimischen Stromversorgung bildet, gelang um den Preis, dass Österreichs Flüsse heute stark verbaut sind. Laut dem Landwirtschaftsministerium sind 60 Prozent der Flussstrecken in keinem guten Zustand mehr. Der WWF fordert zum internationalen Tag der Flüsse am 25. September einen "konsequenten Rückbau von veralteten und unnötig gewordenen Querbauwerken in Österreichs Fließgewässern". Das würde besonders den heimischen Fischpopulationen helfen, wie der WWF mit einer neuen Studie untermauert.
Apropos Naturschutz und Wasser: Wenn Sie vom Fach sind, können Sie noch bis 12. Oktober beim Neptun-Wasserpreis einreichen. Der Staatspreis zeichnet nachhaltige Wasserprojekte in den drei Kategorien Forschung, Bildung und Kreativität aus und streicht zugleich das Engagement von Österreichs Gemeinden im Gewässerschutz hervor. Falls Sie Interesse haben, finden Sie die Details hier.
Nachhaltiges Weltraumticket führt nach Linz
Machen Sie Ihr Bus- oder Zugticket zum Weltraumticket und landen auf dem Planeten Linz! Denn im Gegensatz zum Flug in ferne Galaxien kann ein Besuch von Linz schonend für die Umwelt sein. Und wird jetzt sogar belohnt! Tauschen Sie Ihr Öffi-Ticket beim Linz Tourismus gegen einen von 1000 Gutscheinen für Linz-Erlebnisse ein!
Und weil wir schon bei den Preisen sind: In der österreichischen Klimapolitik zählt der Verkehr zur größten Baustelle. Zum Glück gibt es Wegweiser, die Auswege aus der verfahrenen Situation aufzeigen. Einer davon ist der VCÖ Mobilitätspreis, mit dem die Umweltorganisation VCÖ jedes Jahr vielversprechende Initiativen auszeichnet, die dabei helfen, eine umweltverträgliche Mobilitätswende voranzubringen.
Am internationalen Autofreien Tag, der gestern begangen wurde, zeichnete der VCÖ nun die Siegerprojekte in 13 Kategorien aus. Unter den 384 eingereichten Projekten und Konzepten kürte die Jury dieses Jahr die Julius Blum GmbH als Gesamtsieger. Das Vorarlberger Unternehmen setzte ein großes Mobilitätskonzept um, das seinen Mitarbeiter:innen ermöglicht, ohne Auto in die Arbeit zu kommen. Das Ziel: An acht Standorten mit rund 7.000 Beschäftigten den Anteil der Arbeitswege, die zu Fuß, mit Fahrrad, mit Bahn oder Bus zurückgelegt werden, von 38 auf 60 Prozent zu erhöhen. Falls Sie sich inspirieren lassen wollen: Alle Siegerprojekte finden Sie hier.
Mit den neuen flexiblen Tickets – 7 Tage WIEN und 31 Tage WIEN – kannst du selbst bestimmen, wann deine Woche oder dein Monat beginnen. Einfach unseren WienMobil Ticketshop (App und Web) besuchen und dort ganz bequem und digital dein neues Ticket holen.
Peter Iwaniewicz wendet sich in seiner Tier-Kolumne im FALTER ebenfalls den Lösungen zu. Er berichtet über den Vorschlag des Biodiversitätsforschers Franz Essl, der vor wenigen Tagen im Rahmen eines Forschungssymposiums der Nationalparks Austria eine "Naturzerstörungsabgabe" ins Spiel brachte, um den voranschreitenden Verlust der Natur zu bremsen.
Iwaniewicz sieht auch im Recht einen starken Hebel: "Was es braucht, ist ein Eigenrecht der Natur, das die Interessen der Natur unabhängig von den Interessen der Eigentümer und anderer Nutzer berücksichtigt", schreibt der Biologe. Wie ein Eigenrecht der Natur aussehen könnte, habe ich im Frühling hier recherchiert.
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Wer unseren Kolumnisten Peter Iwaniewicz einmal live erleben will, sollte sich den 1. Oktober im Kalender eintragen. Die Schule für Dichtung und das Schauspielhaus Wien veranstalten das Festival "tiere wie wir (who is the walrus?)", wo Iwaniewicz gemeinsam mit unserem Cartoonisten Tex Rubinowitz auftreten wird. Alle Infos dazu gibt's hier.
Wer lieber schaut als hört: Im Wiener Museumsquartier widmet sich der kleine aber feine Club der Komischen Künste in seiner aktuellen Ausstellung der Klimakrise. Die Schau "Verdammt heiß! Cartoons for Future" wird heute – passend zum weltweiten Klimastreik – eröffnet und ist bis 22. Jänner zu sehen. Weitere Infos zur Ausstellung sowie eine Cartoon-Auswahl gibt's hier.
Und in der niederösterreichischen Stadt Baden finden nächste Woche bereits zum neunten Mal die "Klima & Umwelt Filmtage Baden" statt. Von 26. September bis 2. Oktober können Sie Dokus wie "Alpenland" und "Generation Change" samt angehängter Podiumsdiskussionen sehen. Eröffnet wird das Filmfestival mit der Österreich-Premiere von "Into the Ice", zu dem auch Regisseur Lars Ostenfeld kommen wird. Für Schulklassen gibt's Spezialangebote. Alle Infos gibt's hier.