Danke, Lisa Kiss!
Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 1008

Lisa Kiss mit Produkt Foto: Falter
Lisa Kiss ist in Pension gegangen. Sie hat in den letzten drei Jahrzehnten das Falter-Programm verantwortet und damit einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Falter geleistet. Zu ihrer Abschiedsfeier habe ich ein Gedicht geschrieben, aus dem auch Sie im Rückblick erkennen können, was Lisa Kiss für den Falter war und ist. Wegen terminbedingter Ortsabwesenheit konnte ich die Elegie nicht selbst vortragen, aber Florian Klenk und Michael Omasta, höre ich, haben als Rezitatoren ihr Möglichstes getan. Hier ist sie:
Lisa Kiss zum Abschied vom Falter
Hinter dem Glanz, den Erfolgen, da stehen die Menschen, die hackeln.
Lisa Kiss, du Heldin der Arbeit, deiner gedenke ich
heute, am Tag deines Abschieds in die Pension, die verdiente.
Abertausende kennen und schätzen dich wohl, viel mehr aber
wissen nicht, wem sie verdanken die Vielfalt an Tipps und Terminen,
mehr noch, deren Struktur und Begründung, Einteilung und auch die
Präsentation. Fast nichts, was im Lande geschieht, entgeht deinem
Auge, dem wachsamen. Du bist der Falter-Kalender, verlässlich,
vollständig. Du fasst Termine zusammen, merkst schnell die Lücken, was
fehlt, wird ergänzt. So erhält die Kultur im Lande ein Denkmal,
einmal die Woche, vielleicht, ohne dass sie es merkt, vielleicht sogar
ohne zu kennen die Bildhauer, die die schaffen, die Skulptur, das
lebende Bild. Du bist es, die Chefskulptorin seit vielen
Jahren, Jahrzehnten. Als Assistentin im Falter hast du in
schweren Zeiten begonnen, gleich aufgefallen durch tüchtigen
Ehrgeiz. Als das Profil uns auch die Programmchefin kaperte,
sagtest du schnell: „Das kann ich!“ Ich hatte keinen Grund, es
nicht zu probieren, und siehe, es wurden dreißig stetig erfolgreiche
Jahre. Wie es gewachsen ist, das gute Programm! Wie
wenige wissen, es bildet den Kern des Falter-Erfolgs, und
ohne Programm, da gäb’s diesen nicht. Von Anfang an war nämlich
es der Grund, dieses Blättchen zu kaufen; wer das politisch-
kulturelle Linkszeug, den Anarchismus, Kritik und den
Rest nicht mochte, der fand doch den Wert der Tipps und Termine
Grund genug für ein Abo. Und Inserate fanden ihr
Umfeld dort, wo die Information durch den schieren Umfang
Eindruck schon machte. Und vieles entstand daraus, und immer mit
Dir an der Spitze: die Datenbanken, die Ausweitung aufs ganze
Land, die Beilagen, Sommer und Winter, und alles stets fleißig
imitiert von der Konkurrenz. Zum Schluss, bei Corona,
ist dir die Krönung gelungen, die Woche als eigenes, kleines
Feuilleton. Das alles hast du nicht allein geschafft, doch im
Team, als Chefin, immer hands on, immer mit Kenntnis der
Sache. Als ich noch Journalismus lehrte für werdende
Manager von Kultur, da lud ich dich immer ein, als
Gast zu erklären, wie man seinen Event publiziert. Da
staunten die Damen und Herren ob deiner Präzision und
deines coolen Pragmatismus. Auch ich, geb ich zu, hab
dich bewundert; ich hätte niemals gekonnt, was du konntest.
Wusst’ ja, wie andre sich fretteten mit den Abertausenden
Daten, und schwitzten und schlampten. Du nicht, Lisa Kiss, warst immer
lächelnd und scheinbar anstrengungslos am Werk, stets auch
freudig aufgeschlossen dem Neuen, bereit auch mitzuent-
wickeln jeglichen Relaunch, und so ist es die Arbeit von dir und
Deinem Team, das so maßgeblich mithalf, wie unaufdringlich, am
Falter-Erfolg. Dass als Betriebsrat bedacht du warst auf eure
Rechte, war recht nur und billig. Doch warst auch hier nie verbissen
du, bloß effizient. Zu sehr darf der Chef den Betriebsrat nicht
loben, das macht ihn verdächtig. Aber als Ganze, da lob ich und
preis dich nach Kräften. Eins jedoch kann ich nicht ausmalen mir – eine
Lisa Kiss im Ruhestand. Doch ich wünsch dir dafür das
Allerbeste vom Besten und danke dir herzlich für alles.
5. 5. 2023
Im Übrigen bin ich der Meinung, man muss die Wiener Zeitung vor der Regierung retten.
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Was wir aus der Pandemie gelernt haben könnten: Distanz kann nicht schaden, halten Sie Ihre Impfungen up to date, Händewaschen ist nie falsch, benützen Sie Masken, wenn es sich empfiehlt, und bleiben Sie rücksichtsvoll. Ihr Armin Thurnher