Was ist Bablers Marxismus, verglichen mit Bablers Hündin!
Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 1028

Andreas Babler mit Hündin Ika Dieses Foto wurde zur Verfügung gestellt (der Kronen Zeitung zum Beispiel)
Ich kann mich nur wiederholen. Die SPÖ hat einen großartigen Lauf. Für Andreas Babler hätte der Einstand als Parteiobmann nicht besser ausfallen können. Der Schub in Linz blieb ihm erspart, das war klug und hielt die Erwartungen ebenso unten wie die Umfragen, die nun – in erster Lesung – für die SPÖ 20 Prozent ausweisen. Das kann nur besser werden!
Gewiss wäre Babler gern auf der Siegerwelle gesurft, die ihm freundlich gesonnenen Delegierten hätten lieber eine positive Aufbruchsstimmung in ihre Bundesländer zurückgebracht, und die Umfragen wären nach oben geschnellt. Aber das wäre schnell verflogen, es ist besser, wenn auch dort der Katzenjammer des Augenblicks für die nötige Nüchternheit sorgt, deren jeder Anfangszauber als Gegengift bedarf.
Die SPÖ darf sich derweil – ich habe es schon mehrmals gesagt – über Publicity freuen, wie sie sie schon lange nicht mehr hatte. Negativ? Geh, das ist doch seit Trump völlig wurscht, Vorkommen ist alles. Earned Media.
In der Kronen Zeitung, die – auch das sagte ich schon öfters – nicht mehr das ist, was sie einmal war, bekam Babler bereits die Homestory. Er hat eine Vorarlberger Frau und einen ungarischen Hund! Das wurde so nicht gesagt, aber ich weiß aus Heute, Babler entspannt sich gern beim Gassigehen mit seiner „zweijährigen Magyar-Vizsla-Hündin Ika“, einem überaus feschen Lebewesen.
Ika kann, denkt man, nicht zu jenen dunklen Punkten in Bablers Biografie gehören, die jetzt aufgeklärt werden müssen, um den Weg Österreichs in eine Volksdemokratie unseligen Andenkens abzuwenden. Da habe wir diverse Medienzitate, die bei Durchforstung des vorhandenen digitalen Gedächtnisses nur ins Unermessliche wachsen können, und die Babler in den nächsten Jahren stückchenweise vorgehalten werden.
Es wird einer Historiker-Kommission bedürfen, um Bablers Biografie gleich zu Anfang seines Wirkens zu durchsuchen. Der Marxismus hat Besseres verdient als jene Kritiker, die nun alle jene, die behaupten, sie sähen die Welt durch die Brille von Marx, den Bluthunden einer ideologischen Säuberung vorwerfen. Neben der Historiker-Kommission zur Untersuchung der Bablerbiografie könnte man sich also einen nationalen Kongress zur Rettung des Karl Marx zugleich vor seinen Jüngern und seinen zeitgenössischen österreichischen Blitzinterpreten vorstellen.
Der Austromarxismus ist als Theorie durch das praktische Versagen der Sozialdemokratie 1934 diskreditiert und hat sich davon nicht wieder erholt. Aber was sind neunzig Jahre in Anbetracht der Weltgeschichte? Die ÖVP orientiert sich ohne weiteres am „christlich-humanistischen Menschenbild“, in dessen Namen 2000 Jahre lang Schauerlichkeiten betrieben wurden, was heutzutage niemanden mehr stört. Christen samma olle, Marxist ist nur der Babler.
Über die Ideologie des Hayekismus, die im Zweifel jede Diktatur der Demokratie vorzieht, wenn die Demokratie nicht die Freiheit des Marktes garantiert, spricht sowieso niemand. Sie ist ja nur das unausgesprochene ideologische Maß aller unserer Dinge. „Sie wissen es nicht, aber sie tun es“, hat dazu ein altgriechischer Philosoph gesagt. Oder war es Karl Marx? Der Kongress wird es klären.
Ich begrüße also die diversen Historikerkommissionen, die jetzt bereits aus Privatinitiative funktionieren, allerdings etwas dilettantisch, und sähe es gern, wenn eine etwas seriösere Debatte über die geistigen Grundlagen unserer Gesellschaft stattfände, die sich über Phrasen und Bezichtigungen zu erheben versucht.
Aber auch in Bezug auf die Belebung dieser Debatte sind die ersten Tage des Bablerismus ein voller Erfolg. Alle anderen Parteien beziehen ihre Sicherheit aus dem Gefühl, Babler jederzeit als Altmarxisten, Guevaristen, Castristen und Wasweißichnochnichtallesisten bezichtigen zu können. Wobei Babler völlig zu Recht erkannt hat, dass das der Bevölkerung ziemlich wurscht ist, solange sie das Gefühl hat, ihre Interessen halbwegs vertreten zu bekommen. Und zwar von einem, der seine Lebensplanung – nach allem, was wir wissen – bis jetzt nicht auf einen Platz im Management einer börsennotierten Firma oder in der Gründung eines florierenden Immobilien- oder Beteiligungsimperiums abstellt.
Was die Babler-Historikerkommission jedoch unbedingt zuerst aufarbeiten muss, ist der Name seiner Hündin. Ika steht nämlich (Auswahl) für: „Vereinigung Volkseigener Betriebe für Installationen, Kabel und Apparate“, aber auch für den IATA-Code des Flughafen Teheran-Imam Chomeini, sowie – höchst verdächtig – für „Internationale Konföderation der Arbeiter*innen (engl. International Confederation of Labor, ICL), einen weltweiten Zusammenschluss anarcho-syndikalistischer bzw. revolutionär-syndikalistischer Gewerkschaften“.
Bablers Hündin ist Schrödingers Katze der österreichischen Politikkritik.
Es gibt so viel zu tun. Knackt die Kiste! Packt es an!
Er ist die beste Wochenzeitung des Landes. Der Falter. Lesen Sie ihn. Unterstützen Sie sich und ihn mit einem Abonnement.
Was wir aus der Pandemie gelernt haben könnten: Distanz kann nicht schaden, halten Sie Ihre Impfungen up to date, Händewaschen ist nie falsch, benützen Sie Masken, wenn es sich empfiehlt, und bleiben Sie rücksichtsvoll.
Ihr Armin Thurnher