Die österreichische Seuche: Intransparenzitis

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 1087

Armin Thurnher
am 18.09.2023
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In Teil 2 seiner Übersicht zur Covid-Lage beklagt Epidemiologe Robert Zangerle die österreichische Seuche schlechthin: „Intransparenzitis“, nicht nur, aber gerade auch auf dem Gebiet der SARS-CoV-2-Information zu beobachten. Er fordert einen runden Tisch zum Abwasser-Monitoring, warnt vor Alarmismus und falscher Entwarnung zugleich und weist darauf hin, dass es weiterhin sinnvoll ist, sich mit Antigentests zu testen. A. T.

»Die wirkliche Früherfassung von Infektionen mit SARS-CoV-2 erfolgt mit dem Abwasser, obwohl das streng genommen nicht präzise ist. Es dauert nämlich ein Weilchen, bis das Virus von der Nase und/oder Rachen in den Stuhl gelangt. Sei’s drum. Wie hat sich die Belastung der Abwässer mit SARS-CoV-2 in den letzten Wochen entwickelt? Zuerst ein Blick auf Tirol, wo das immer am besten veranschaulicht werden konnte.  Da sieht man zwar gerade einen minimalen Anstieg, aber die aktuellen Daten stammen vom 30. Juli, seither wird die Webseite „überarbeitet“. Inzwischen wären auch in Tirol die Ferien zu Ende, aber ich vermute, dass dort die oft wiederkehrende „Intransparenzitis“, so wie schon im Dezember 2021, ausgebrochen ist. Damals dauerte das Leiden drei Monate. Wir wünschen alles Gute und baldige Genesung!

Das Abwassermonitoring in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte. Ein Wermutstropfen aber war immer die fehlende Darstellung einzelner Kläranlagen mit der Ausnahme von Vorarlberg und eben bis vor kurzem Tirol. So konnte man im September 2022 über den effektiven Reproduktionsfaktor im Abwasser in den kleineren Gemeinden Tirols rasche Veränderungen von Zu- in Abnahme innerhalb von 10-14 Tagen sehen. Das konnte in größeren Städten so nicht beobachtet werden (z.B. Innsbruck). Auf diese Weise konnte man ein Bild der Dynamik und auch das Begrenzende durch die Immunität (Impfungen und Infektionen) schon früh erkennen. Im Mai und Juni waren das jeweils nur wenige Tage mit solchen raschen Auf und Abs, und wiederum blieb Innsbruck jeweils ziemlich stabil.

Interessant, was man auf der österreichischen Webseite des Abwassermonitorings findet. Gut die Hälfte der österr. Bevölkerung wird mit Abwassermonitoring erfasst. Da Wien zu 100% erfasst ist, bedeutet das für das restliche Österreich 40%). Alle Proben werden am Institut für Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck analysiert. Am „virtuellen“ Österreich kann man einen ungefähr 4-fachen Anstieg in den 8 Wochen seit Mitte Juli (ähnlicher Anstieg wie am SARI Dashboard) beobachten. Tirol ist immer einen Tick voraus, ungewöhnlich, wie da zuletzt innerhalb eines Tages die Werte der letzten Woche nach oben korrigiert wurden (den Vergleich erspare ich Ihnen). Auffällig, spannend und ein Rätsel bleibt der neuerliche, eher steile Anstieg in Vorarlberg. Ist die Bevölkerung informiert? In Wien, scheinbar unauffällig, der kontinuierliche Anstieg über den 10. September hinaus. Insgesamt sind doch deutliche Unterschiede zwischen Wien und z.B. dem Burgenland zu finden. Die Seuchenkolumne hat dafür keine Erklärung.

Ob die nächste Abbildung hilft, den Unterschied in der Viruslast in den Burgenländer und Wiener Abwässer zu erklären? Vielleicht. Vor drei Tagen hat eine anonyme Posterin auf X (ehemals Twitter) Mario Dujaković anhand der Darstellung des Verlaufes der Viruslast im Abwasser mit der Bemerkung Wien going steil konfrontiert. Seine Reaktion verblüffte die Abwasser-Aficionados, weil er lapidar mit „Nein. In Wien geht es derzeit eindeutig zurück“ antwortete und die folgende Abbildung beifügte. Und siehe da, man konnte gar nicht genug die Augen reiben, um es letztlich zu nehmen, wie es die Wiener Abwassermessungen zeigten: vom 27. August bis zum 10. September ist die Viruslast im Wiener Abwasser massiv abgefallen.

Seit April 2020 setzt die Stadt Wien auf das Projekt „CSI Abwasser“ zur Einschätzung des aktuellen Covid Infektionsgeschehens in der Stadt. Ab Herbst 2022 wurde das Abwassermonitoring auf Grippe und RSV erweitert (rote und blaue Kurve). „Das abwasserepidemiologische Monitoring hat sich für den Gesundheitsdienst der Stadt Wien als wichtige Informationsquelle im Gesundheits- und Krisenmanagement erwiesen … Das System ermöglicht eine systematische, standardisierte und objektive Datenerhebung, die nicht auf die freiwillige Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist.“ Deshalb haben die Bürger auch kein Recht auf diese Informationen? Amtsgeheimnis als Konzept oder Konzept als Amtsgeheimnis? Jedenfalls muss diese Diskrepanz der Abwasserdaten zwischen Bund und Land, oder zwischen Technischer Universität Wien und medizinischer Universität Innsbruck aufgeklärt werden. Das ist einfach inakzeptabel.

Es ist wichtig zu wissen, ob die technische Universität Wien und die Medizinische Universität Innsbruck dieselbe Zahl an Proben mit der gleichen Frequenz und vor allem von den gleichen Lokalisationen erhalten.  (Zur Erklärung: Die Proben von Wien werden parallel sowohl in Wien als auch in Innsbruck analysiert, vom Bund und vom Land.) Im April 2023 gab die Stadt dies bekannt: „Jedes Mal im Zulauf der Kläranlage und ein Mal in den vier Hauptsammelkanälen, den Teileinzugsgebieten des 2.500 Kilometer langen Wiener Kanalnetzes“. Wenn die Seuchenkolumne über viele Monate hinweg die Darstellung einzelner Kläranlage als vorteilhaft sah, wären damit auch einzelne Sammelpunkte in Wien mitgemeint gewesen. 

Vorarlberg stellt unverändert die Daten der sechs Abwasseranlagen des Monitoring des Bundes aufgetrennt auf dem Vorarlberger Dashboard dar, siehe nächste Abbildung. Der steile Anstieg der Viruslast in der Abwasseranlage Hofsteig sticht unangenehm hervor. Hofsteig reinigt das Abwasser von sieben Gemeinden: Bildstein, Fußach, Hard, Höchst, Lauterach, Lustenau und Wolfurt (es werden die Abwässer von  ca 70.000  Personen plus Industrie und Gewerbe  behandelt). Ich habe keine Erklärung für diesen Anstieg der Viruslast im Abwasser.

Ist der Anstieg real, wann wird kontrolliert? Ist die Bevölkerung informiert? Wurde den Gesundheitseinrichtungen im Einzugsgebiet das Maskentragen empfohlen? Sie kennen die Antwort auf diese Fragen. Jedenfalls ist die Abwasseranlage Hofsteig in der nächsten Zeit mein Fokus.

SARS-CoV-2 ist nach wie vor in der Lage, Mutationen zu erwerben, die seine weitere Verbreitung zu unvorhersehbaren Zeiten im Laufe des Jahres erleichtern. Der in letzter Zeit beobachtete Anstieg der SARS-CoV-2-Übertragung fiel mit dem Auftauchen und der anschließenden Dominanz einer Gruppe verwandter Omikron-Unterlinien, XBB.1.5-ähnlicher Varianten, die die F456L-Mutation tragen, zusammen (v.a. EG 5.1). Und in Österreich? Auch in Österreich ist es so, es gibt aber keine systematische Probensammlung mehr, sodass die wenigen Proben alles andere als repräsentativ gelten können, hier (man muss auf der Webseite auf die richtige Tabelle klicken).

Einschub: Die AGES muss die Entscheidungen der Politik ausbaden. Die Seuchenkolumne hält sich deshalb vom AGES-Bashing fern.

Behandelnde Ärzte wurden angewiesen, jeden 5. positiven Antigentest zusätzlich mit der PCR bestätigen zu lassen, um Probenmaterial für Genomsequenzierung zur Variantenbestimmung zu bekommen. Die Labors wissen aber nicht, welche Proben das wären, weshalb so eingesandte Proben einfach versanden. Die Labors haben von sich aus auch wenig Motivation, Proben zu Lasten der Labors an die AGES zu schicken. Man kann das nur als gezieltes Versemmeln der Gesundheitsbehörden bezeichnen, leider fehlt dem Seuchenkolumnisten eine psychologische Ausbildung um diese Kopf-in-den-Sand-stecken Einstellung verstehen zu können. Ein absurdes Fiasko auf allen Ebenen. Das verwundert etwas, gilt der oberste Gesundheitsverantwortliche, Gesundheitsminister Johannes Rauch, doch als bester Minister der Regierung, zumindest nach Polit-Professor Peter Filzmaier und Polit-Berater Thomas Hofer.   

Aus all dem könnte man fast ableiten, dass die neueste Subvariante BA.2.86 in Österreich wohl schwer zu finden sein wird. Die Subvariante Omikron BA.2.86 wurde erstmals Mitte August in der Datenbank GISAID entdeckt. Bis zum letzten Wochenende wurden 130 BA.2.86 Sequenzen aus 15 Ländern beschrieben. Die erste Probe stammte vom 24. Juli. Aufgrund der reduzierten Überwachungsrate ist der genaue Zeitpunkt ihrer Verbreitung unklar. In Schweden wurden 14 BA.2.86 Sequenzen und Dänemark bereits 15 BA.2.86 Sequenzen entdeckt, hier, und hier die Beschreibung der ersten 10 Personen mit einer Infektion mit der BA.2.86 Subvariante.

Die Subvariante Omikron BA.2.86 unterscheidet sich von Omikron BA.2 sowie von den kürzlich zirkulierenden Varianten durch über 30 Mutationen allein im Spike-Protein. Diese Divergenz ist vergleichbar mit dem Abstand zwischen den Viren aus dem Jahr 2020 und den ursprünglichen Omikron-Varianten (BA.1 und BA.2), was Anlass zur Sorge gab, dass diese Variante dem Immunsystem stark ausweichen und sich schnell ausbreiten könnte. Die Tatsache, dass sie sich zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits weltweit verbreitet hatte, verstärkte diese Sorge noch.

Daten aus verschiedenen Laborstudien (hier, hier und hier) und die Dynamik der weiteren Fälle seit der Entdeckung haben diese Bedenken zwar gedämpft, aber die Auswirkungen von BA.2.86 auf die zukünftige Verbreitung sind immer noch ungewiss. BA.2.86 ist eindeutig gut übertragbar und hat seit seinem Auftauchen Anfang dieses Jahres wahrscheinlich Hunderttausende von Infektionen verursacht. Andernfalls wäre sie nicht von der stark reduzierten Überwachung erfasst worden. Aber diese Variante verbreitet sich langsamer als die ursprüngliche Omikron-Variante zu ihrer Zeit. Wie sich der Wettbewerb zwischen XBB-abstammenden Varianten und BA.2.86 entwickeln wird, ist unklar. BA.2.86 könnte verschwinden, sich weiter anpassen und die Oberhand gewinnen, oder es könnte sich mit anderen Varianten verbreiten und eine eigene Linie bilden, die antigenisch so unterschiedlich ist, dass sie mit XBB-abstammenden Varianten koexistieren können.

Eine Studie aus Südafrika fand keine wesentlichen Unterschiede zwischen den viralen Eigenschaften von BA.2.86 im Vergleich zu  XBB.1.5 in Zellkulturen. Sowohl BA.2.86 als auch XBB.1.5 erzeugten Infektionsherde von ähnlicher Größe und hatten  ähnliche zytopathische (an Zellen krankmachende) Wirkung (beide niedriger als das ursprüngliche SARS-CoV-2) und eine ähnliche Replikationsdynamik (d.h. wie sich das Virus vermehrt). Diese Studie untersuchte mit der Hilfe des Evolutionsbiologen Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel und dessen Mitarbeiter Cornelius Roemer auch die Verwandtschaft von BA.2.86 mit BA.2-Sequenzen und stellte fest, dass BA.2-Proben aus dem südlichen Afrika, die Anfang 2022 zirkulierten, am ähnlichsten waren.

Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass BA.2.86 enger mit Sequenzen aus dem südlichen Afrika verwandt ist als mit anderen Regionen und sich daher dort entwickelt haben könnte. Die Veränderungen im Spike-Gen deuten auf eine chronische Infektion bei einer immungeschwächten Person hin. Coronavirus-Varianten können sich bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem entwickeln, die nicht in der Lage sind, Infektionen selbst zu beseitigen, wie z. B. Menschen mit unbehandelter HIV-Infektion.

Jedenfalls wurde die Welt mit dem Auftauchen der Subvariante BA.2.86 daran erinnert, dass eine neue Variante π (Pi) doch möglich ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten zwei Jahren eine besorgniserregende Variante auftritt, die man Pi nennen würde, wurde von US-amerikanischen Experten im Rahmen einer Befragung durch das Weiße Haus auf etwa 20% geschätzt. Wahrscheinlicher ist jedoch angesichts der Immunität der Bevölkerung durch Impfungen und Infektionen das Auftreten eher kleiner Wellen („wavelets“), die mehrmals unvorhersehbar im Jahr auftreten können.

Diese Erinnerung hat mehrere Länder veranlasst, die Surveillance mit Genomsequenzierung, kontinuierlichen Umfragen in der Bevölkerung nach Auftreten neuer Infektionen und auch mit verstärktem Blick auf die Krankenhäuser wieder hochzufahren. Ein Blick auf unser Nachbarland Schweiz: Das Schweizerische Institut für Bioinformatik an der ETH Zürich analysiert Abwasserproben, die in verschiedenen Schweizer Kläranlagen gesammelt wurden, mit Hilfe von Next-Generation-Sequencing (NGS) und sucht nach Mutationen, die für mehrere bedenkliche Varianten charakteristisch sind.

Unmittelbar nach Erkennen der Subvariante BA.2.86 hat dieses ETH-Institut bereits begonnen, Abwässer in der Schweiz gezielt auf das Vorkommen dieser Variante zu untersuchen. Am 23. August wurde zum ersten Mal der Nachweis von BA.2.86 in der Abwasseranlage Laupen (Kanton Bern) öffentlich gemacht. Seither gab es mehrere Updates, zuletzt am 14. September, als die bisherigen Untersuchungen auf BA.2.86 klar ersichtlich dokumentiert wurden, siehe nächste Abbildung.

Die Erkennung von Varianten im Abwasser ist eine Herausforderung, wenn die RNA-Konzentration niedrig ist, z. B. aufgrund einer geringen Infektionszahl im Einzugsgebiet der Kläranlage. Schätzungen des Anteils der Varianten sind in dieser Situation weniger zuverlässig.

Und Österreich? Es gab einen versteckten Kommentar auf GitHub, einem Onlinedienst zur Versionsverwaltung für Software-Entwicklungsprojekte, das inzwischen Teil von Microsoft ist. Dort vermerkte ein „fabou-uobaf“ folgendes: „From our previous assessment of sensitivity I can confidently say that these results indicate that there is no community transmission of BA.2.86 in Austria as of August 7.” Seither gab es keine Meldung, weder von den Gesundheitsbehörden noch von Abwasserforscherinnen und Abwassertechnikerinnen. Es ist zu befürchten, dass die Seuche „habituelle Geheimniskrämerei“ vor nichts und niemand mehr Halt macht. Mit ein wenig mehr Licht ins Dunkel der Intransparenz könnten sich die meisten von dieser Seuche kurieren. Ein runder Tisch zum Abwassermonitoring ist überfällig.

Da weniger Daten zur Verfügung stehen – niemand versucht, Zahlen darüber zu sammeln, wie viele Menschen an Covid erkrankt sind – wird den neuen Subvarianten jetzt noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die Seuchenkolumne meint, dass man nicht reflexartig davon ausgehen sollte, dass neue Untervarianten den Stand der Übertragung und den Schweregrad verändern werden – solange es keine klaren Belege dafür gibt, dass die Dinge tatsächlich schlimmer werden. Mit jeder neuen Subvariante wurde nicht so selten die Vermutung geäußert, dass es noch schlimmer werden könnte. Aber das ist längst nicht immer der Fall. Eine Untervariante, die Anfang des Jahres in den sozialen Medien als „Krake“ bezeichnet wurde, weil man versucht hatte, ihre Bedrohung durch die Untersuchung ihrer genetischen Veränderungen einzuschätzen, hatte keine Ähnlichkeit mit dem legendären Seeungeheuer mit den vielen Tentakeln. Es ist an der Zeit, unsere alarmistischen Reaktionen auf Anstiege des Infektionsgeschehens abzumildern, um einen weiteren Covid-Burnout zu vermeiden, der sich später als kontraproduktiv erweisen könnte.

Andererseits birgt eine derartige „Normalisierung“ der Rolle von Covid in unserem Leben die Gefahr einer Minimierung von Covid. „Keine große Sache“, stimmt so halt nicht. Vielleicht sollte die Botschaft weniger lauten: „Eine Welle!“, als vielmehr: „die jährliche Epidemie beginnt, und an einigen Orten beginnt sie früher als wir dachten“.

Funktionieren die Covid-Antigen-Tests (Schnelltests) noch?

Es hat durch all die Varianten nie eine Verschlechterung der Genauigkeit der Tests gegeben. Das liegt daran, dass die vielen Mutationen im Hüllprotein auftreten und nicht im Nukleokapsid, dem Teil des Virus, der durch Schnelltests nachgewiesen wird. Sollten die Antigentests im Sommer im Auto oder an sonstigen heißen Plätzen gelagert worden sein, dann sollten Sie diese Antigentests entsorgen.  Wenn Sie zuhause einen Schnelltest machen, um herauszufinden, ob Sie Covid haben, weil Symptome darauf hinweisen, dann empfiehlt es sich, über ein paar Tage hinweg zu testen, üblicherweise nicht mehr als 3 Tage, falls die initialen Tests negativ ausfallen. Nach Exposition, aber ohne Symptome empfiehlt sich ein Test erst nach 2 oder 3 Tagen. Es ist auch wichtig, dass die Probe richtig entnommen wird, also genau den Anweisungen auf der Packung der Antigentests folgen.

Eine der besten Studien zu den Antigentests konnte zeigen, dass  

•  Mit zwei Tests innerhalb von 48 Stunden 92% der symptomatischen Fälle und 39% der asymptomatischen Fälle erkannt werden.

•  Bei drei Tests im Abstand von 48 Stunden werden 94 % der symptomatischen und 57 % der asymptomatischen Patienten erkannt.

Die einzige Einschränkung dieser Studie war der Abstand, mit dem neuerlich getestet wurde, es waren immer 48 Stunden, weshalb keine Aussage über die Effizienz eines kürzeren Intervalls gemacht werden kann.

Es gibt keinen Grund, sich zu genieren, wenn man einen Covid Test macht, z.B. wenn Sie jemanden mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf besuchen. Es ist einfach gute Praxis für die individuelle und öffentliche Gesundheit. Ein positiver Test ist auch der Zugang zu einer Behandlung mit Paxlovid, das innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Symptome verschrieben werden kann. Das Medikament verringert nachweislich das Risiko eines Krankenhausaufenthalts und senkt auch mäßig (26% ) das Risiko für Long Covid, weitere Studien laufen. Was nach unserem Superspreader-Maturatreffen von 70-jährigen im September 2022 so mancher Hausarzt von sich gegeben hat, war schwer zu ertragen, nur weil es ihnen offensichtlich zu mühsam war, geeignete Informationsdienste zur Beurteilung der zum Teil bedrohlichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten in Anspruch zu nehmen, z.B. diesen.

Wenn ein Schnelltest positiv ausfällt, ist man höchstwahrscheinlich ansteckend und sollte alles tun, um andere Menschen nicht anzustecken. Es gibt „extrem seltene Umstände“, unter denen es zu falsch positiven Ergebnissen kommt, aber die Forschung zeigt, dass ein positives Testergebnis bedeutet, dass Sie höchstwahrscheinlich infektiös sind.

Wenn Sie innerhalb von ein paar Tagen von einer wirklich „fetten“, dunklen Linie zu einer wirklich schwachen oder negativen Linie übergegangen sind, ist die Viruslast enorm gesunken, und die Wahrscheinlichkeit ansteckend zu sein, ebenso.

Up-to-date geimpft sein und einen Zugang zu Paxlovid zu haben, macht das Risiko für das Team der Seuchenkolumne (je ein gesunder 71er, 72er und 74-er) schwer zu erkranken oder Long Covid zu bekommen zu einem wirklich kleinen Risiko. Es ist aber weder die Impfung noch Paxlovid leicht zugänglich, sodass wir auch in diesem Winter mit verhinderbarem Leid zu tun haben werden.« R. Z.


Am Mittwoch folgt Teil 3 zu Impfungen!


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Was wir aus der Pandemie gelernt haben könnten: Distanz kann nicht schaden, halten Sie Ihre Impfungen up to date, Händewaschen ist nie falsch, benützen Sie Masken, wenn es sich empfiehlt, wenn Sie Symptome haben, versuchen sie Kontakte mit anderen zu vermeiden. Und bleiben Sie rücksichtsvoll.

Ihr Armin Thurnher  

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