Ein Strich in der Landschaft

Regionalplanung 2021 soll Wien um vier Prozent mehr Einwohner haben als heute. Ein Klacks im Vergleich zum Wiener Umland: Prognosen sagen der Region einen Bevölkerungszuwachs von 22 Prozent voraus.

Thomas Rottenberg
Politik, FALTER 52/1998 vom 23.12.1998

Ein Fluß wäre toll. Oder eine Felswand. Dann wäre alles einfach: Wo es nicht weitergeht, ist die Stadt aus. Punktum. Blöderweise geht der Fluß durch die Stadt, die Felswand sind sanfte, bewaldete Hügel, und die Stadtmauer wurde von Franz Josef geschleift - auf daß die Stadt wachse. Im 19. Jahrhundert ging das: Als die Siedlungen vor dem Linienwall boomten, weil Handwerker und Bürger sich teure Stadtsteuern ersparen wollten, die hinter dem Erdwall auf Konsumgüter und Dienstleistungen eingehoben wurden, wurden sie - nicht zuletzt weil der Schmuggel überhandnahm - der Stadt einverleibt. So einfach war das.

Heute ist alles komplizierter. "Entwicklung hält sich eben nicht an administrative Grenzen", seufzt Brigitte Jilka, "und die Stadtgrenze ist nur ein Strich in der Landschaft." Ein vertrackter Strich, wie die Chefin der Stadtplanung im Rathaus weiß: Dort, wo die Grenze zwischen Wien und Niederösterreich verläuft, endet - oft - auch die koordinierte Planung. Betriebsansiedlungen, Einkaufszentren, Wochenend- und Einfamilienhäuser, öffentlicher wie Individualverkehr oder aber Kranken-, Sozial- und Bildungseinrichtungen sorgen für Hader zwischen Wien und seinen 179 Umlandgemeinden. "Wien gegen Niederösterreich, das ist Brutalität", meint der grüne Clubchef Christoph Chorherr, der nicht müde wird zu betonen, daß hier "die gefährlichste Grenze Österreichs verläuft". Nicht nur, weil täglich 195.000 Menschen diese Grenze überpendeln.

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