TIER DER WOCHE
Flugkörper "(...) so sollen statt dessen ein paar Hammel die Luftreise mitmachen, und wenn diesen die Motion bekommt, dann können Menschen an ihre Stelle treten." Zeitungsmeldung, Berlin 1783
Dank Bertrand Piccard, der endlich die Welt, ohne anzuhalten, in einem Ballon umfahren hat, müssen wir an globaler Haltlosigkeit hoffentlich nur mehr Hängegleiter und Propellerflugzeuge mit Pedalantrieb ertragen. Jedenfalls eine passende Gelegenheit, der wahren Pioniere der Luftfahrt zu gedenken: Im Mai 1783 startete der erste aus Papier gefertigte und per Strohfeuer beheizte Heißluftballon zweier Tapetenfabrikanten, Jacques und Joseph Montgolfier. Um die Auswirkungen des Fliegens auf Lebewesen auszutesten setzte man am 19. September des gleichen Jahres einen Hammel, einen Hahn und eine Hausente in einen Weidenkorb und ließ einen Ballon mit diesen an Bord aufsteigen. Nach vier Kilometern setzte der Ballon mit den immer noch lebenden Tieren auf. Nur der Hahn hatte einen gebrochenen Flügel, was aber mehr auf den Hammel als auf den Einfluß der Höhe zurückgeführt wurde. Diese Wegbereiter der Aeronautik erhielten keinen Platz in der Hall of Fame, sondern landeten zur Feier des Tages im Kochtopf.
Zumindest mehr Ehre zuteil wurde Laika, dem ersten Lebewesen im Weltraum. Am 3. November 1957 wurde diese russische Mischlingshündin an Bord des Satelliten Sputnik II in die Erdumlaufbahn geschossen. Die Kapsel war zwar mit pastenförmiger Nahrung, Wasser und sogar einem Gummibehälter für ihre Ausscheidungen, aber sehr wenig Luft ausgestattet. Nach sieben Tagen ging der Sauerstoffvorrat zu Ende, und Laikas Name wurde auf einer Ehrentafel, zusammen mit anderen real existierenden und im Dienst um Volk und Sowjetunion gestorbenen Hunden, eingetragen. Internationale Tierschutzorganisationen protestierten, ein britischer Verein von Hundefreunden forderte - erfolglos - eine jährliche Gedenkminute für Laika, und auf dem Pariser Hundefriedhof wurde eine Granitsäule zu Ehren aller Tiere, die für die Wissenschaft sterben mußten, enthüllt.
Bertrand Piccard ist die "Motion" jedenfalls recht gut bekommen, denn die Erfolgsprämie seines Sponsors besteht nicht nur aus heißer Luft.