Stadtrand: U-Bahn-Kino

Stadtleben, FALTER 47/99 vom 24.11.1999

Sie gehören zu den Menschen, die morgens in der U-Bahn Zeitung lesen? Welche Zeitverschwendung! Sie haben doch viel bessere Unterhaltung direkt vor der Nase!

Die alte Dame unterm Lodenhut zum Beispiel. Die die exjugoslawische Frau mit den zwei Kleinkindern mit einem Blick beobachtet, zu dem man gern die Gedanken hören würde.

Oder die ältere Dame, die mit den Dior-Sonnenbrillen einsteigt. (Stimmt, draußen ist es hell.) Oder jene Dame, deren Frisur haarscharf unter der Tür durchpasst. (Sie wollen lachen? Malen Sie sich doch einfach aus, wie lange die Gute in der Früh für ihre Haare braucht.)

Besonders amüsant ist auch die allmorgendliche Galerie an Grantgesichtern. Wien ist in Sachen "Sauer dreinschauende Menschen" wohl die führende Weltstadt. Pro Waggon findet man an einem herkömmlichen Morgen mit viel Mühe fünf Fahrgäste, deren Mundwinkel nicht zu ihren Schuhen zeigen. Unübertrefflich!

Dann gibt es natürlich noch das genaue Gegenteil: Den Herrn, der auf dem Weg in sein Büro bei einem Kleinformat vor sich hin summt. Zeitunglesend.

Allein die Quizfrage, welcher der anwesenden Herren ein Toupet trägt, rettet über mindestens vier Stationen.

Und Sie lesen immer noch Zeitung? S. N.

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