Was war/kommt/fehlt

Politik, FALTER 19/01 vom 09.05.2001

Was war: Erste Rabbinerin Österreichs Vergangenen Sonntag trat die erste Rabbinerin Österreichs ihr Amt in Wien an. Eveline Goodman-Thau ist nun Leiterin der "Or Chadasch"-Gemeinde (zu Deutsch: "Neues Licht"), einer liberalen jüdischen Gruppe, an deren Gottesdiensten Frauen völlig gleichberechtigt teilnehmen können. Goodman-Thau ist gebürtige Wienerin, 1938 musste sie mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten flüchten. Seit 1956 lebte sie in Jerusalem, pendelte später aber regelmäßig zwischen Israel und Deutschland, wo sie einen Lehrauftrag an der Universität von Berlin wahrnimmt. In ihrer Antrittsrede erklärte die Rabbinerin, dass sie "eine Begegnung mit dem jüdischen Europa jenseits der Schuldfrage" anstrebe, "keinesfalls" dürfe "dies aber eine Relativierung der Verbrechen der Vergangenheit bedeuten".

Was kommt: Edelbacher ins Bundeskriminalamt Der Sicherheitschef der Wiener Polizei, Max Edelbacher, musste am Freitagüberraschend seinen Schreibtisch räumen, weil er von Innenminister Ernst Strasser kurzerhand in die Gründungskommission des Bundeskriminalamts versetzt wurde. Edelbacher dürfte bei Strasser in Ungnade gefallen sein, weil er mit einigen Kollegen ein dreiseitiges Papier verfasst hat, in dem er harte Kritik an der Amtsführung des VP-Innenministers geübt hatte. Delikater Titel des internen Strasser- Pamphlets: "Management by Chaos".

Was fehlt: Unabhängige Volkszähler Walfried Ertl und Franz Satzinger heißen die Helden einer profil-Reportage über die Volkszählung. Eine harmlose Geschichte könnte man meinen - doch nicht für die Wiener ÖVP. Die hat aufgedeckt, dass Ertl, ein Zählorgan, und Satzinger, Chefstatistiker im Wiener Rathaus, auch Bezirksräte der SPÖ sind. "Unglaublich, dass sozialdemokratische Bezirksräte mit den sensiblen, bei der Volkszählung erhobenen Daten hantieren", beschwert sich die ÖVP: "Die SPÖ kann Stadt und Partei wieder einmal nicht auseinander halten."

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