PHETTBERGS PReDIGTDIENST (Nr. 487): Satanseinfühlung
... Da erblickte das Bäuerlein mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als es voll Verwunderung hinzuging, so saß oben auf der Glut ein kleiner schwarzer Teufel. "Du sitzest wohl auf einem Schatz?" sprach das Bäuerlein ...
Aus Grimms Märchen "Der Bauer und der Teufel" (2. Lesung am Hochfest des Hl. Krampus [5.12.])
Lange Zeit machte ich mich lustig über die katholische Theologie, wie sie den Teufel blöd aussehen lässt. Er wird von Gott aus dem Himmel geschmissen und holt dann doch die, die Gott nicht gehorchen, um sie zu foltern dafür. Ich dachte, warum organisiert er keine Widerstandsnester mit denen, die das Positive Denken gleichfalls nicht leiden können? Wäre doch logisch! Immer mehr und immer öfter versenke ich mich, nein, sinke tiefer und tiefer ins Satanische hinab. Für Momente bin ich er selbst: der Fürst der Finsternis, Satan nun ich. Das Verzweifeln des Misslingens, wenn alles schief geht, da entsteht eine Raserei des Wehtuns. Also der Teufel sieht einen hellen Menschen rasen ob der schrecklichen Welt und denkt sich, das muss ich forcieren. Alles soll schlecht gehen, alles zugrunde. Und vermehrt die umliegende Scheiße dieser Person Haufen auf Haufen, damit der vollends erstickt in Geifer und Hass. Ununterbrochen denke ich an Helmut Qualtinger in "Im Namen der Rose", wie er alle Geordnetheit fahren lässt und ihnen ein Inferno dichtet, sodass seine Folterknechte schlottern vor Angst statt im Gegenteil. Am Scheiterhaufen im lyrischen Rausch!
Sechs Jahre Erfolglosigkeit machen dich zum Teufel. Sechs Jahre rase ich wie eine Fliege gegen ein Fensterglas. Wo ich hinkomme, lacht mich alles aus. Alle stehen über mir. Ich verkümmere vollends zum Giftnigl, ramme mich in das Erdreich. Stinke mir nicht genug. 2001 bin ich zum Satan geworden.
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