SPIELPLAN
Was ist Ihre erste Assoziation zu einem Stück mit dem Titel "Full Frontal Nudity", auf Deutsch: volle frontale Nacktheit? Genau. Das bekommen Sie zu sehen. Während Sie noch im winzigen Theater Spielraum Platz nehmen, steht direkt vor Ihnen, mitten auf der leeren Bühne, ein nackter junger Mann, die Hände wie ein Fußballer vorm Geschlecht gefaltet. Wer jetzt mit dem Schlimmsten rechnet, wird enttäuscht werden. Der Schauspieler und Autor Holger Schober (Theater Kinetis) hat in der Regie von Christian Eigner einen durchaus vergnüglichen 70-minütigen Monolog erarbeitet.
Es geht um unglückliche Liebe und verpasste Liebeschancen - was bei diesem Mann bedauerlicherweise wirklich abendfüllend ist. Das ganze Ach und Weh vergeblicher Liebesbemühungen breitet er völlig ohne Zynismus, aber mit einer ordentlichen Portion Selbstironie vor einem aus: Von Petra ("Ich war 13. Schüchtern. Fett. Und verliebt") bis Silke ("Ich habe nie wieder angerufen") ist es ihm bei jeder Frau geglückt, im richtigen Augenblick das absolut Falsche zu tun. Nicht dass ihm das nicht bewusst gewesen wäre. In seiner Fantasie malt er sich alles haarklein aus - genau so, wie er es in den schönsten Hollywood-Filmen gesehen hat. Bloß: Im entscheidenden Moment bringt er erst kein Wort heraus, bis zu einer Umarmung kommt es nie, und vom erträumten Kuss ist er äonenweit entfernt. Statt dessen schreibt er Liebesgedichte, die er nie abschickt, singt heimlich Liebeslieder und tüftelt an ausgefeilten Eroberungsstrategien, die er natürlich nie umsetzen wird.