Kommentar: Der Fall Marthaler und die Theaterkritik
Am vergangenen Samstag wurde die deutschsprachige Theaterwelt von einer lapidaren Meldung überrumpelt: Der Verwaltungsrat des Züricher Schauspielhauses hatte beschlossen, den laufenden Vertrag mit Intendant Christoph Marthaler mit Ende der Saison 2002/03 vorzeitig zu lösen. Die Nacht-und-Nebel-Entscheidung wird mit einem Rückgang der Besucherzahlen begründet und erscheint nicht zuletzt deshalb so bizarr, weil das Schauspielhaus Zürich aus der Kritikerumfrage in der Zeitschrift Theater heute erst wenige Tage vorher (abermals) als "Theater des Jahres" hervorgegangen war.
Vor zwei Jahren hatte der gelernte Musiker Christoph Marthaler, eine der originellsten europäischen Regiepersönlichkeiten der vergangenen zehn Jahre, das Theater seiner Heimatstadt übernommen; die finanziellen Probleme, die ihm zur Last gelegt werden, schienen behoben: Erst vor wenigen Wochen war in Zürich eine Volksabstimmung zugunsten einer Budgeterhöhung ausgefallen.
"Das künstlerische Konzept passte den Bankern