PRESSESCHAU

JULIA ORTNER
Medien, FALTER 36/02 vom 04.09.2002

Single-Menschen auf der Suche nach einer Frau / einem Mann können etwas Verzweifeltes haben. Noch verzweifelter kommen Qualitätszeitungen rüber, wenn sie krampfhaft auf der Suche nach Kohle sind. Da macht dann der Standard zum Beispiel mit billigstem Werbesprech und Autofotos auf - "Die stärksten Opel-Modelle 2003", "Heroes zum Greifen nah" - und versucht auch noch, die das Blatt umhüllende "Opel-Sonderausgabe" als Super-kreativgag an seine Leser zu verkaufen. "Immer wieder bietet der Standard Unternehmen die Gelegenheit für innovative Formen der Produktwerbung", heißt es dann in einem kleinen Kästchen auf der zweiten echten Aufmacherseite. "Die heutige Umhüllung durch Opel ist wieder ein Versuch, Qualität und Originalität zu verbinden. Wir hoffen, es gefällt." Böses Missverständnis: Leute, die eine gute Zeitung wollen, finden Autowerbung am Cover scheiße, so etwas irritiert, wenn es morgens auf der Türdacke liegt. Da wäre es ehrlicher und sympathischer, im Entschuldigungskästchen zu schreiben: "Liebe Leser, wir brauchen dringend Geld, um nicht noch mehr gute Journalisten entlassen zu müssen."

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