DER PRÄSIDENT: Mahner und Zielscheibe
Seit 1995 ist Franz Küberl Präsident der Caritas Österreich. Wenn es um die Bedürftigen geht, nimmt sich der Grazer kein Blatt vor den Mund. Als Ernst Strasser im Herbst 2002 mit einer neuen Richtlinie Flüchtlinge aus einer Reihe von Staaten aus der Bundesbetreuung entließ, kritisierte er den Innenminister wochenlang. Der Regierung liegt Küberl mit seiner Forderung nach einem Umbau der Sozialhilfe in den Ohren. Weil diese "kein Gnadenakt des Staates, sondern eine Überlebenshilfe für Menschen" sei. Wegen Küberls Engagement geriet die Caritas in den letzten Monaten immer öfter ins Visier von Schwarz und Blau. Als die Hilfsorganisation Dutzende Fälle von Not leidenden Asylwerbern, die auf die Straße gesetzt wurden, aufzeigte, entgegnete Ernst Strasser der Caritas: "Es ist unmenschlich und menschenverachtend, dass es Listen von Menschen in Not gibt." Zu Jahresbeginn musste Franz Küberl wegen einer Gehirnblutung ins Spital. Was wiederum die Freiheitlichen nicht daran hinderte, ihn heftig zu attackieren. Im Grazer Wahlkampf ereiferte sich die Stadt-FPÖ darüber, dass schwarzafrikanische Drogendealer "mit Rückendeckung des Caritas-Präsidenten" in Asylantenheimen Unterschlupf fänden. Mittlerweile ist Küberl wieder völlig gesund.