VOR 20 JAHREN IM FALTER
Noch immer verharren wir, von der aufsteigenden Erinnerung nicht gelähmt, aber gebannt, in jenem Moment, als erstmals eine wirkliche Falter-Reform stattfand. "Neu war, dass eine Neuerung beim Falter nicht in Form eines Putsches eintrat, sondern als Ergebnis eines geplanten Prozesses", stand in dieser Kolumne letzte Woche. Aus diesem Satz spricht der Schock einer Erfahrung, aus dem Urlaub zurückzukommen und ein anderes Logo auf dem Falter-Cover zu sehen. Man war schon froh, wenn man die Gesichter der Mitarbeiter noch erkannte, ja wenn man die Adresse der Redaktion noch fand. Diese Betriebsführung mit Methoden des Putsches hatte nun ein Ende. Erstmals war einer gravierenden Neuerung im Falter ein richtiger, langwieriger und strukturierter Diskussionsprozess vorangegangen, sogar das Logo wurde in einer richtigen Sitzung von Ecke Bonk präsentiert und von allen abgenickt. Zu verdanken hatten wir den Ausgang aus dem selbstverschuldeten Putschismus Christian Reder, den wir 1982 kennen lernten, als wir unserer Kapitaldecke innewurden (hauchdünn) und uns auf die Suche nach Geldgebern machten. Reder zeigte sich weniger am Investment interessiert als am Projekt. Als soeben ausgestiegener Unternehmensberater kannte er sich mit Organisationsstrukturen aus; dass wir ein seltsam strukturiertes Kollektiv waren, faszinierte ihn, dass er sich mit Organsiation auskannte, faszinierte uns, so ließen wir uns aufeinander ein. Eine für beide fruchtbare Entscheidung, als deren erstes Resultat der neue, ansehnliche Falter entstand. A.T.