Ein Engel unter Emigranten
NEUE HEIMAT. Familiengeschichten und Flüchtlingsschicksale: Der grandiose Debütroman "Engelszungen" des aus Bulgarien stammenden und auf Deutsch schreibenden Dimitré Dinev pendelt stilsicher zwischen Magie und Sozialsatire.
Ein Gerücht geht um in Wien, von Flüchtling zu Flüchtling: Es soll einen Engel für Emigranten geben, der falsche Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen beschafft und an den man sich mit all seinen Sorgen wenden kann. Dieser Schutzpatron, so wird kolportiert, sei ein Bulgare namens Miro, der früher einmal ein ausgefuchstes Schlitzohr gewesen sein soll. Ein Schlepper der übelsten Sorte, ein Gangster mit goldenen Zähnen; unzählige Mädchen wären für den Glanz in seinem Mund auf den Strich gegangen, heißt es.
Schade nur, dass dieser Miro eine Erfindung ist. Dimitré Dinev hat sich diesen herrlich zwielichtigen Emigranten-Engel in seinem grandiosen Debütroman "Engelszungen" ausgedacht: Der Roman handelt vordergründig von zwei bulgarischen Familien und deren