SPIELPLAN
Hilde ist ja nun auch im Himmel": Mit diesem Satz beginnt "Schwesterseelenallein", das neue Programm von Irmgard Knef in der Kulisse (bis 1.11.). Zweieinhalb Stunden lang singt, swingt, plaudert und nuschelt sich Ulrich Michael Heissig als Hildes Zwillingsschwester durch den Abend. Der erste Song - "Ich brauch 'nen Imagewechsel" - ist dann auch Programm: Stand in früheren Stücken vor allem das Verhältnis zwischen den Geschwistern im Mittelpunkt, erfahren wir in "Schwesterseelenallein" einiges über Irmgards Leben. In Wirklichkeit ist die natürlich eine alte Schachtel, die nur wegen ihrer Verwandtschaft zu ein wenig Ruhm gekommen ist. Zwischen Kohlen holen, Essen auf Rädern und uninteressanten Geschichten aus der Kreuzberger Nachbarschaft bleibt zum Glück noch Platz für das ein oder andere gute Chanson. Vorgetragen im typischen, konsonantischen Knef-Style. Leider ohne Band, die Musik kommt nur vom - Obacht, Wortspiel! - Band. Zu den Highlights gehört eine berührende Schubert-Adaption ("Winterreise"), aber auch Neukompositionen zum Thema Altern ohne Würde. "Hilde hätte das so gewollt", sagt Irmgard einmal. Kann sein.
Um die liebe Familie gehts auch beim Theater Kinetis, das im dietheater Konzerthaus seine biografische Collage "Utopie Familie?!" (bis 8.11.) zeigt. Bio-Theater ist ja irgendwie angesagt. Im Falle von Kinetis sitzen drei Frauen und zwei Männer in lustigen Plüsch-Hausschuhen am Bühnenrand und erzählen Familiengeschichten: Familienhölle, Familienspaß, Scheidung, Weihnachten und Magersucht. Das ist berührend und mitunter echt kurios. Während das Quatsch-Quintett beim "Storytelling" wirklich überzeugt, wirkt die Körperarbeit leider oft zu improvisiert und mühsam. Und obwohl Regisseurin Dana Csapo auf den "Wickie, Slime & Paiper"-Schmäh komplett verzichtet, setzt doch das kollektive Erinnern ein. Wer das Glück hat, mit einem Angehörigen der Künstler im Zuschauerraum zu sitzen, der fortwährend und hörbar schmunzeln muss, weiß: Was hier erzählt wird, ist wahr.