STREIFENWEISE
Renaissance des Leidens - gleich zwei Passionsspiele mit weiblichen Märtyrerinnen starten dieser Tage im Kino: Da ist einmal Lars von Triers in Zeiten der Großen Depression angesiedeltes Drama "Dogville", in dem Nicole Kidman als Ausgestoßene, von Behörden und Mafia gleichermaßen Gejagte in einer amerikanischen Kleinstadt Schutz sucht und Ausbeutung, Erniedrigung, Versklavung findet. Nach "Breaking the Waves" und "Dancer in the Dark" erreicht von Triers Obsession mit weiblichen Heiligenlegenden und neotheologischen Versuchsanordnungen hier ihren vorläufigen Höhepunkt: In "Dogville", gedreht in einem einzigen Studioraum mit durch Kreidestriche lediglich angedeuteten Gebäuden, simuliert eine aus luftigen Kranhöhen auf das bloßliegende Menschengewimmel blickende Kamera immer wieder das Auge Gottes. Zeigt her eure Sünden! Gerade wenns einem so richtig zu viel wird mit der Thesenhaftigkeit - Verdorbenheit hier, Leidensbereitschaft dort -, wendet sich das Blatt und statt Kirchenglocken