KUNST KURZ
Dass das Paradies ziemlich langweilig ist, das wissen wir schon aus der Bibel. Die New Yorker Künstlerin Justine Kurland zeigt in der Galerie Lisa Ruyter (bis 3.1.) derzeit idyllische Fotografien von säkularen Kommunen und Lebensgemeinschaften, die sie auf einer Reise durch mehrere amerikanische Bundesstaaten aufgesucht hat. Auslöser für die Serie sei der 11. September gewesen, meint die Künstlerin. Ihre wunderschönen Gruppenbilder von nackten "Peaceniks" in malerischer Landschaft sollen Gegenmodelle zum US-Mainstream darstellen. Hier schwingen typisch amerikanische Mythen mit, die Sehnsucht nach dem unverdorbenen Westen ebenso wie das Modell einer Gemeinschaft (anstatt einer Gesellschaft) als Basis des Zusammenlebens. Spannender als Kurlands paradiesische Szenen nehmen sich die wenigen früheren Arbeiten in der Ausstellung aus: Die Eroberung des Wilden Westens kommt dabei Mädchen in Schuluniform als jugendliche Ausreißerinnen zu.
Wem bekannt ist, dass Kunsthalle-Direktor Gerald Matt schon einmal mit nacktem Oberkörper und Pfeilen in der Brust posiert hat, den wird auch die aktuelle Ausstellung "Heiliger Sebastian" (bis 15.2.) in seinem Haus nicht weiter wundern. Das Matt-Porträt ist in der Schau jedoch nicht zu sehen; wahrscheinlich, weil dessen Fotograf Paul Albert Leitner schon bei "Attack!" vertreten war und auch bei "Go Johnny Go!" nicht fehlt. Wie zu erwarten, bringt die Märtyrerthematik eine Unmenge entblößter Jünglinge zusammen, die lasziv zu leiden wissen. Wer diese Überfülle an nach dem Prinzip der Ähnlichkeit angehäufter Schmerzenskunst auf sich nimmt, braucht länger nicht mehr zur Beichte zu gehen.