KUNST KURZ
Wie viele Referenzen kann man in eine Form stecken? So formuliert der US-Künstler Christopher Williams eine Leitfrage seiner Ausstellung mit dem holländischen Künstlerpaar Jeroen de Rijke/Willem de Rooij in der Secession (bis 15.1.). Williams' Bild einer Kiev-88-Kamera soll auf russische Arbeiterstreiks, über die Alexander Rodtschenko einen Film gemacht hat, ebenso verweisen wie auf andere major events des 20. Jahrhunderts. Und de Rijke/de Rooij wollen mit ihrer Diaprojektion "Orange", die nichts anderes als verschiedene Töne dieser Farbe zeigt, auf Aspekte der Fotoausarbeitung verweisen und auf die Sträflingskleidung der US-Gefangenen von Guantánamo und auf "Oranje huis", den holländischen Hof. Zum Glück fallen nicht alle Arbeiten der Schau so kryptisch aus. Dass es Williams um die prozessuale Seite der Bildproduktion geht, wird durch sein inszeniertes Foto einer Shampoowerbung deutlich. Der anspielungsreiche Film "Mandarin Ducks" von de Rijke/de Rooij mischt Fassbinder mit Soapopera und setzt einen spannungsgeladenen Sonntagnachmittag bei Schön und Reich in Szene.
Ornament ist kein Verbrechen für die "100 nackten Männer", die die Künstlerin Trixi Groiss in ihrer Zeichnungsserie festhält. Groiss' Figuren sind stark tätowiert, auch einige Frauen befinden sich darunter. Die kurzweilige Schau "Strich Zeichnung Bild" in der Bawag Foundation (bis 25.2.) fasst das Medium Zeichnung sehr weit. Dem Kurator Axel Huber passen die abstrakten "Lackskins" - auf Papier verewigte Ölschlieren - von André Thomkins ebenso ins Konzept wie die übermalten Zeitungsausschnitte von Lucas Ajemian. Von Maria Brunner stammen große, knallige Gouachen, die Blumenmuster, skurrile Mädchen und bunte Eier durch den Bildraum wirbeln. Hinreißend die pervers-kindlichen Zeichnungen der Französin Béatrice Cussol, bei denen Körper eigenartige Öffnungen kriegen und ein Pudel schon mal unter einem Stöckelschuh verblutet.