VOR 20 JAHREN IM FALTER

Vorwort, FALTER 37/06 vom 13.09.2006

Atemloses Herhecheln hinter der Aktualität war niemals unsere Sache, schon gar nicht im Jahr 1986. Damals erschien der Falter bloß alle zwei Wochen, konnte also gar nicht so aktuell sein wie heute jede Tageszeitung, die atemlos auf ihre Website verweist, wo sie minütlich aktualisiert wird, was aber durchaus noch steigerungsfähig scheint. Hopp!

Man muss also in den Oktober-Falter vorgreifen, will man des sogenannten "Innsbrucker Putsches" gedenken. Es traf sich gut, dass Falter-Redakteur Jürgen Langenbach mit dem Kabinettschef des von Jörg Haider in Innsbruck entmachteten FPÖ-Vizekanzlers Norbert Steger vor einigen Wochen ein Interview zu Energiefragen gemacht hatte (Kiers Fachgebiet); also brauchte er Kier, der nach Innsbruck aus der FPÖ austrat und später dem Liberalen Forum angehörte, nur erneut zu befragen. Zum Beispiel zu Jörg Haiders Image als "Linksliberaler", das doch merkwürdig mit den Rufen mancher seiner Sympathisanten auf dem Innsbrucker Putschparteitag kontrastierte, wo Delegierte "Sieg Heil!" riefen und forderten, man möge Stegers Ehefrau "vergasen".

Kiers Antwort: "Haider ist ein Populist und Machtmensch, und die damaligen Kommentare mögen an der Oberfläche Recht gehabt haben, ich bestätige das gern, er war Sozialsprecher der Partei und hat sich links gegeben. Wenn man jetzt bösartig wäre, würde man allerdings anmerken, dass die NSDAP in manchen Bereichen auch nicht eine asoziale Bewegung war - Volkswohlfahrt, "Kraft durch Freude" etc., es gibt manche Dinge, die sich dort finden lassen. Nicht, dass ich sagen will, er hätte das abgeschrieben. Ich will nur andeuten, dass es da noch gar kein Widerspruch ist. Und es hat sich auch die NSDAP als eine Art revolutionäre Partei verstanden, und es ist ihr gelungen, die Jugend zu holen - also alle diese Begriffe wie ,jung' oder ,revolutionär erneuernd' oder ,sozial engagiert' sind für sich genommen keine zwingenden Gegensätze zu diesem Rechts, für das Haider steht." A. T.

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