Kinder, Nazis, Bonzen, Punks
FAVORITEN Von Ziegelböhm' erbaut, von Kadern bewohnt, von Anarchisten besetzt, von der Stadt soeben gekauft: die unbekannte Geschichte des Ernst-Kirchweger-Hauses.
Von wegen klassenlose Gesellschaft: Als die Eindringlinge im Juni 1990 die Tür zum KPÖ-Heim in der Wielandgasse 2-4 aufstießen, eröffnete sich ihnen ein Abbild der versteckten Hierarchien des realen Sozialismus. Im Keller vergnügten sich Ratten zwischen Propagandaschriften aus der DDR, verstaubten Büchern und Ramsch. Mit jedem Stock, den sich die Hausbesetzer hinaufwagten, nahm der Komfort zu. In der Beletage versprühten schließlich dicke Teppiche, klobige Möbel und kitschige Bilder im Ostblockstil den Charme der Fünfzigerjahre. "Das sind also die Nobelquartiere der Parteibonzen", dachten sich die neuen Bewohner.
Heute erinnert nichts mehr an die Apparatschiks von seinerzeit. Längst haben sich die Hausbesetzer gemütlich eingerichtet und jeden Anschein von Luxus beseitigt. Graffiti an den Wänden, dunkle, miefige Kelleratmosphäre: