Standpunkt

Klima-Koma

Politik, FALTER 51/07 vom 19.12.2007

Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) lieferte die passende Diagnose: "Der internationale Klimaschutz ist ein Komapatient auf der Intensivstation", sagte er nach der Weltklimakonferenz auf Bali. Das stimmt, und Bali trägt kaum zur Genesung des Patienten bei. Es gibt zwar eine "Bali-Roadmap", laut der ein Langzeitprogramm zum Treibhausgasabbau erstellt werden soll, aber ohne verbindliche Vorgaben. Wenn man bedenkt, dass das Kioto-Protokoll, das 2012 ausläuft, konkrete Zahlen kannte und nicht einmal diese eingehalten wurden, was wird eine Roadmap ohne klare Ziele oder gar Sanktionen dann nützen? Und zählt Pröll nicht zu jenen Politikern, die dem "Patient Klima" so lange versicherten, alles sei in bester Ordnung, bis er ins Koma fiel? Der Umweltminister ist seit 2002 maßgeblich für den Klimaschutz zuständig. Nun gibt er selbst zu, das Kioto-Ziel nicht zu erreichen. Laut Climate Chance Performence Index 2008 liegt Österreich nur mehr im Mittelfeld, EU-weit gesehen haben wir bald die rote Laterne. Während die Industrie CO2 reduziert, boomt der Treibhauseffekt auf Individualebene: Alleine beim Verkehr stiegen die Emissionen seit 1990 um 91 Prozent. Statt auf Klimaabsatzhandel mit ärmeren Ländern zu setzen, braucht es eine staatliche Kurskorrektur. Sonst ist Umweltmusterland bald völlig abgebrannt und übrig bleibt nur heiße Luft. N. H.

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