Relaunch, wozu?
Einer der größten Irrtümer im Zeitungsgeschäft ist der Relaunch. Dieses Wort, von dem keiner so recht weiß, wie es ausgesprochen gehört (man entscheidet sich meist für ein verlegen näselndes Russisch) führt in die Irre. Es bedeutet so viel wie Wieder-Start. Das Publikum einer Wochenzeitung erlebt wöchentlich den Relaunch seines Produkts.
Was will es noch? Es will Kosmetik. Der Relaunch soll ein abgestandenes Produkt aufschminken und als neu verkaufen. Ein Relaunch ist also ein Beweis für die schlechte Qualität eines Produkts. Was ist Qualität? Der südsteirische Verleger Horst Pirker meint, Qualität liege vor, wenn einen die Zielgruppe duzt. Überösterreicher Wolfgang Fellner (siehe auch Seite 26 ff.) setzt eher darauf, mit seiner virtuosen Interpretation von Virtualität Geldgeber zu verdutzen.
Warum nun auch dem Falter ein Relaunch ins Haus steht, ist unklar. Wäre dieses Blatt so schlecht, würden Sie es ja nicht lesen. Sie hängen an ihm, Sie haben Angst vor Veränderungen. Darauf haben wir lange Rücksicht genommen, nun soll es aus schwer nachvollziehbaren Gründen zu einer Überarbeitung des Falter kommen. Wir bedauern das. Überarbeitet sind wir selber. Wir altern in Würde, warum verwehrt man das unserem Blatt? Ich darf Ihnen hier versichern, wenigstens die ubiquitäre billige Anbiederung an "die Jugend" haben Sie nicht zu befürchten.
Wir werden das Beste aus einer verfahrenen Situation machen. Das Publikum, das sind die anderen. Zur Hölle mit dem Fetisch Modernität! Der neue Falter wird älter als der alte. Relaunch ist nur ein anderes Wort für Zeitabgewandtheit. Darin sind wir gewandt. Rückwärts! Mit uns zieht die gute alte Zeit!