„Das Potenzial ist sichtbar“
Seit genau fünf Jahren ist Wolfgang Kos Direktor des Wien Museums, vor kurzem wurde er für fünf weitere Jahre bestellt. Ein Gespräch über Ausbaupläne, Sammlungs- und Restitutionspolitik, den Unfug von Jahrestagen und den grauen Mai 1968 in der österreichischen Provinz.
Bevor Wolfgang Kos vor fünf Jahren zum Direktor des Wien Museums bestellt wurde – es hieß damals übrigens noch Historisches Museum der Stadt Wien -, war er einer der bekanntesten Radiomacher des Landes („Diagonal“, „Popmuseum“). Der heute 58-jährige Historiker hatte sich aber auch als Ausstellungsmacher einen Namen gemacht. 1992 kuratierte er die niederösterreichische Landesausstellung „Die Eroberung der Landschaft“ über die touristische Erschließung des Semmeringgebiets. Von 1983 bis 1991 konzipierte er gemeinsam mit Edek Bartz die Konzertreihe „Töne & Gegentöne“. Vor kurzem hat Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny den Vertrag von Kos verlängert.
Falter: Wo waren Sie eigentlich im Mai 1968?
Wolfgang Kos: Beim Bundesheer. Ich war ein schüchterner, unsicherer Provinzjugendlicher, der sich allerdings mit Popmusik ein bisschen auskannte, die Weltsicht eines Fans hatte und ahnte, dass es in der Welt Interessanteres gibt als in diesem grauen, braven, angstvollen Umfeld, in dem man aufgewachsen ist. Aktiv etwas zu unternehmen hätte ich mich nicht getraut. Für mich bedeutete 68 ein langsames Umschalten im Kopf und in den Emotionen.