Standpunkt

Ordentlich papierlt

Politik, FALTER 13/08 vom 26.03.2008

Was nun, liebe ÖVP? Zuerst machen uns Spitzenfunktionäre der Konservativen weis, dass das Strategiepapier mit dem Titel "Wahltag 1. Juni", aus dem vergangene Woche das profil genüsslich zitieren konnte, eine Fälschung sei. Niemand rüste für vorgezogene Wahlen. Man wisse nicht, was dem Magazin da vorliege, hieß es aus dem schwarzen Generalsekretariat Hannes Missethons. Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) war sich etwas später nicht mehr so sicher. Jeder Generalsekretär müsse sich auf den "worst case" vorbereiten, meinte er. Und räumte damit indirekt ein, was ohnehin jeder annahm: dass es irgendwo in seiner Partei schon so ein Papierl gegeben haben könnte. Genauso wie in der SPÖ. Alles andere wäre blanke Unprofessionalität. Inzwischen aber weiß es die ÖVP ganz genau: Das Papier, dessen Existenz sie zuerst bestritt, soll angeblich Mittwoch vor zwei Wochen aus der im Ministerratssaal des Parlaments vergessenen Aktentasche des Kabinettschefs von Vizekanzler Wilhelm Molterer entwendet worden sein. Und zwar, wie das mutmaßliche Papierdiebstahlsopfer Ralf Böckle in einer Anzeige an die Staatsanwaltschaft festhielt, von jemandem aus dem Umfeld des Bundeskanzlers. Eine erstaunliche Karriere für so ein Blättchen. Zuerst ein Phantom, jetzt mögliches Beweisstück für den Alltagswahnsinn in der großen Koalition. B. T.

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