Vernissage

Großstadtpflanzen und kalte Erotik

Kunst

Lexikon, FALTER 38/08 vom 17.09.2008

Ganz so, als würde er dem Betrachter mißtrauen, blickt Christian Schad finster von seinem „Selbstporträt mit Modell“ (1927). Auch die schlecht mit Rouge überdeckte Narbe im Gesicht der Nackten irritiert. Ob seiner unterkühlten Ästhetik wurde Schad als „Maler mit dem Skalpell“ bezeichnet. Das Leopold Museum zeichnet nun das vielfältige Oeuvre des Deutschen (1894-1982) erstmals in Österreich umfassend nach und konfrontiert fünfzig seiner Gemälde mit Arbeiten von Zeitgenossen wie Otto Dix, George Grosz oder Laszlo Moholy-Nagy.

„Schadografie“ nannte das New Yorker MoMA das 1918 entwickelte Verfahren, Objekte ohne Kamera auf Fotopapier bannt. Diese pionierhaften Fotogramme faszinieren bis heute neben Schads neusachlichen Porträts, die den Zeitgeist der 20erjahre so genial einfangen. Schad brachte Papst Pius XI zum Modellsitzen, er malte Aristokraten, Intellektuelle und Halbwelt. Stets posieren sie vor der Kulisse der Großstadt, mit hartem Ausdruck im Gesicht. NS

Leopold Museum, Eröffnung Do 19.00; bis 6.1.

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