Auf Verweigerung folgt Konformismus
Johannes Gelich belebt den politischen Roman und verpasst der Hoch- und Fresskultur einen heftigen Tritt
Porträt: Werner Schandor
Salzburg, eine Woche vor Eröffnung der Festspiele: Burgherr Max und seine Freunde aus der Salzburger High Society geben sich ihr jährliches „Weekend“ mit Völlern, Saufen und Vögeln. Starkoch Hugo kredenzt ein Mittelaltermenü, das er mit seinem Sperma würzt, Mädchen aus dem Ostblock versorgen die Herren sexuell.
So weit, so „Großes Fressen“. Doch dann klopft ein afrikanischer Hausierer an die Tür, verwickelt den Hausherrn in eine moralische Diskussion und fällt bei der anschließenden Rauferei so unglücklich, dass alle schon die Totenglocken läuten hören. Was tun mit dem Schwerverletzten, ohne Aufsehen zu erregen? In seinem strengen literarischen Kammerspiel „Der afrikanische Freund“ schildert Gelich, wie Menschen aus Feigheit und Indifferenz verhindern, dass einem anderen geholfen wird. Starker Tobak, der beim Lesen ordentlich Unbehagen verbreitet, gerade weil die beschriebene Situation so abwegig nicht ist.