Die unheilige Allianz von Schafen und Wölfen
Die Forschung über das Verhältnis zwischen dem Vatikan und Nazideutschland endet noch immer im Jahr 1939
Text: Fritz Trümpi
Vor neun Jahren war es fast so weit. 1999 rief Papst Johannes Paul II. eine Historikerkommission ins Leben, die Rolle der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg sollte endlich untersucht werden. Sie scheiterte indes am (berechtigten) Anspruch, ungehinderten und unbegrenzten Zugang zum Archiv zu erhalten. Dieser wurde ihr verweigert, woraufhin sich die Kommission wieder auflöste, ehe sie ihre Arbeit überhaupt aufgenommen hatte. In der Folge machte der Vatikan (unter starkem öffentlichem Druck) lediglich die Aktenserien aus dem Pontifikat Pius’ XI. zugänglich, das von 1922 bis 1939 dauerte.
Mit den wirklich großen Enthüllungen über das Verhältnis des Vatikan zum nationalsozialistischen Deutschland im Allgemeinen und Auschwitz im Besonderen kann deswegen auch Hubert Wolf nicht aufwarten: Diese können wohl, wenn überhaupt, erst erwartet werden, wenn sich der Heilige Stuhl dereinst entschließen sollte, den Aktenbestand des Pontifikats Pius’ XII. (1939–1958) freizugeben. Und das kann noch dauern.