Eine Diplomatentochter begibt sich ins Feuchtgebiet
Deniz Goran alias Selin Tamtekin zeichnet in ihrem Roman das erfrischende Porträt einer Generation moderner Muslimas
Text: Julia Ortner
Das Mädchen macht sich Sorgen um seine Muschi. Es geht das erste Mal zur Gynäkologin und analysiert gleich deren sexuelle Präferenzen. „Die ist sicher lesbisch. Und selbst wenn nicht, irgendwas stimmt doch bei der garantiert nicht. Warum würde sie sonst den Rest ihres Lebens in Muschis starren wollen?“
Die Ich-Erzählerin spricht explizit über Sex und treibt es gerne mit Seemännern, Regisseuren oder Prinzen. „Die Tochter des türkischen Diplomaten“ ist ein typisches Buch aus dem beliebten Genre Frauen-auf-der-Suche-nach-ihrer-Sexualität – mit einer interessanten Facette: Die Heldin ist eine junge Muslima.
Die Eskapaden der Türkin ordnen sich in die Reihe von Büchern selbstbewusster Autorinnen ein, die weibliche Erotik offen beschreiben, wie es zuletzt Charlotte Roche witzig-spekulativ mit „Feuchtgebiete“ getan hat. Deniz Goran, 33, bekommt alleine durch ihre Herkunft die Aufmerksamkeit von Boulevard und Feuilleton.