Fischers Fritz
Unmoralische Spekulationsgeschäfte lassen die Weltwirtschaft wanken, und schon greift Betrug auch auf ganz -alltägliche Bereiche über. Anlässlich des jüngst begangenen Welttags des Eies (hier ist das aussterbende Genitiv-E angebracht, um den Tag nicht mit einer Aktion einer Eislutscherfirma zu verwechseln) forderte die Organisation Vier Pfoten ein „Ende des Käfigeier-Betrugs“. Zwar liegt der Betrug noch in der Vorzukunft, denn ab 1. Jänner 2009 wird die Käfighaltung von Hühnern in Österreich verboten worden sein. Da wir aber zwei Drittel der, ähh, geernteten Eier über Produkte wie Mehlspeisen, Mayonnaise oder Nudeln konsumieren, befürchtet man, dass wir auch weiterhin die dann inkriminierten Käfigeier in unserer Nahrung wiederfinden werden.
Als weiteres Delikt wurde „Stopfleber-Betrug“ angeprangert. Hier ist die Gesetzwidrigkeit nicht so klar zu erkennen, denn weder Konsum noch Verkauf von Gänseleber ist in Österreich verboten. Vielleicht irritiert die Bezeichnung, denn 96 Prozent der Stopflebern sind gar nicht von Gänsen, sondern Enten. Aber das war nicht der Grund für die Presseaussendung, sondern eine falsche Kennzeichnung des Geflügels: Die als teure Barbarieenten gekennzeichneten Fleischteile waren in Wirklichkeit nur billiges Entenfleisch. Barbarieenten stammen aus Brasilien und gelten als Delikatesse, da ihr Fleisch im Vergleich zur Hausente mager und würzig ist. Biologen erkennen den Unterschied, da diese Enten laut zischen, statt schnattern. Konsumenten hingegen spüren den Unterschied am fast 25 Prozent teureren Verkaufspreis.
Die Tierrechtsorganisation PETA betreibt nach eigenen Angaben „die niedlichste Kampagne aller Zeiten“. Um das Image unserer schuppigen Freunde, der Fische, in der Öffentlichkeit aufzupolieren, soll der Eintrag „Fische“ im Duden einfach in „Wasser-Kätzchen“ umgewandelt werden. „Wer bringt es schon übers Herz, Wasser-Kätzchen-Stäbchen zu Mittag zu essen oder ein Wasser-Kätzchen-Filet zu bestellen?“, fragt sich Tanja Breining von PETA. Englischsprachige Menschen tun dies, antworte ich, denn die bestellen gerne cat-fish und bekommen dann einen Wels serviert. Diese Aktion ist zwar kein Betrug, aber erinnert an Gedankenkontrollfantasien in Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“.