Freiheitskampf in der Großhirnrinde
Michael Pauen und Gerhard Roth untersuchten die neuronalen Grundlagen des menschlichen Willens
Text: Kirstin Breitenfellner
Natürlich findet ein Neurobiologe im Gehirn keine rationalen Überlegungen. Genauso wird ein Computerspezialist mit dem Mikroskop auf der Festplatte eines Computers nur magnetisierte Eisenpartikel finden, nicht aber die Texte, Bilder oder Musikstücke, die dort gespeichert sind. Die Existenz dieser Texte, Bilder und Musikstücke wird damit genauso wenig bestritten, wie der Neurobiologe die Existenz rationaler Überlegungen bestreiten muss. Beide, der Neurobiologe wie der Hardwarespezialist, müssen allerdings eine andere Beschreibungsperspektive einnehmen, wenn sie Zugang zu den Texten bzw. den rationalen Überlegungen gewinnen wollen.“
Diesem anderen, nämlich interdisziplinären Blickwinkel hat sich die im Frühjahr neugegründete edition unseld im Suhrkamp Verlag mit ihren lesbaren, durchschnittlich 200 Seiten schmalen Bänden erfolgreich verschrieben. In Band 12 zeigen der Philosoph Michael Pauen und der Hirnforscher Gerhard Roth neue Wege der Verständigung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften auf, bei denen die Methoden – begriffliche und empirische Arbeit – nicht miteinander konkurrenzieren, sondern sich vielmehr ergänzen.