Im Superhirn fiepen digitale Synapsen
Der Journalist Michael Maier und die Philosophin Christine Kolbe finden das Internet super. Warum nur?
Text: Lukas Wieselberg
Als der 22-jährige Matti Juhani Saari im finnischen Kauhajoki im September zehn Menschen erschoss, hatte er diese Tat zuvor über YouTube angekündigt. Ohne Internet wäre das nicht passiert, argwöhnten daraufhin Technokritiker. Das Internet stelle narzisstischen Psychopathen erst eine weltweite Bühne für ihre krankhafte Selbstdarstellung. Werden wir durch das Internet tatsächlich brutaler und blöder? Oder werden wir durch die ständige Vernetzung – nicht nur sozial – intelligenter? Solchen Fragen gehen zwei Bücher nach, die in Form und Inhalt unterschiedlicher nicht sein könnten.
Das erste stammt von Michael Maier, dem ehemaligen Chefredakteur der Presse und des Stern sowie Begründer der Netzeitung. Seinem Buch „Die ersten Tage der Zukunft“ ist zugutezuhalten, dass es zwei starke Thesen bereithält. Seiner journalistischen Herkunft gemäß verpackt sie Maier bereits im Untertitel: „Wie wir mit dem Internet unser Denken verändern und die Welt retten können“. Ausgangspunkt und erste These: Wir stehen heute vor einem Abgrund, der etwas mit „Ozonloch. Erderwärmung. Klimakatastrophe. Eiszeit“ zu tun hat – und mit der Energiekrise, Atombomben, dem Völkermord im Sudan und Osama Bin Laden auch irgendwie.