Unter seinem Galgen grinste Österreich
Anton Holzer schrieb ein Buch über den Krieg der schmutzigen Bilder und die Verbrechen der k.u.k. Armee
Text: Matthias Dusini
Anfang des Jahres lud der Falter Kuratoren und Forscher ein, Ausstellungskonzepte für Museen zu veröffentlichen, die ihre Aufgaben nur mangelhaft erfüllen. Der Fotohistoriker Anton Holzer nahm das Heeresgeschichtliche Museum unter die Lupe und urteilte: „Eigentlich müsste man es schließen.“ Unhinterfragt würden hier die Heldenmythen der Habsburger wiedergegeben. Nun legt Holzer eine Materialsammlung vor, die seinen Unmut begründet. Sie dokumentiert die während des Ersten Weltkriegs in erster Linie an der Zivilbevölkerung begangenen Verbrechen der k. u. k. Armee.
Im Zuge einer Anklage gegen einen bayrischen Wehrmachtssoldaten tauchten die Bilder erst kürzlich in den Zeitungen auf: Partisanen baumeln an den Ästen von Bäumen, die die Einfahrtsstraßen norditalienischer Städte säumen. Unbekannt ist, dass diese Bäume bereits 30 Jahre vorher als Galgen benutzt wurden. Holzer belegt dies mit Aufnahmen von tschechischen Legionären, die auf Seiten der Italiener kämpften, den Österreichern in die Hände fielen und als Verräter zum Tode verurteilt wurden. „Die Früchte der österreichischen Kultur in Italien“, schrieb ein unbekannter Archivar auf das Bild eines gehängten Legionärs.