Buch der Stunde
Endlich hat sie sich einmal dazu entschlossen, sich für ein Stipendium zu bewerben, und es auch bekommen. Aber kaum ist die 34-jährige Malerin Xenia in Evelyn Grills Roman "Das römische Licht" in Rom eingetroffen, ereilt sie die Nachricht, dass ihre Mutter, eine bekannte Schriftstellerin, im Koma liegt. Schwester Lisa kümmert sich aufopfernd um die Patientin, doch Xenia braucht diese zwei Monate, um eine Ausstellung vorzubereiten und, so ihr hehrer Anspruch, "die Figur neu zu erfinden". Außerdem: Hat sich die Mutter nicht selbst alle Freiheiten genommen, als sie die Familie verließ und nach Deutschland ging für die große Liebe und die Kunst?
Xenia bleibt, aber über ihrem Aufenthalt liegt fortan ein Schatten: schlechtes Gewissen, die Angst vor den Anrufen der Schwester und bittere Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend. Begleitet vom leitmotivischen weichen Licht streift sie durch die Stadt, auf der Suche nach Inspiration. Ihre Mit-Stipendiaten, der bemitleidenswerte schwäbische Romancier Amadeus Trunk (von dem es maliziös heißt, er sei hässlich wie Peter Sloterdijk) und die einschüchternd schöne Fotografin Alma Holzbauer, geben ihr unvermutet Rückhalt.