Der bissige Prophet
Endlich erhält der kämpferische Journalist und US-Ökonom Paul Krugman den Nobelpreis
Porträt: Robert Misik
Verdient und überfällig" sei der Nobelpreis für Paul Krugman, sagte Paul A. Samuelson, der berühmte Ökonom und Nobelpreisträger des Jahres 1970, vergangene Woche. Um dann scherzhaft hinzuzufügen: "Das Pulitzerpreiskomitee sollte sich daran ein Beispiel nehmen, es schuldet ihm schon eine ganze Menge an Preisen." Tatsächlich hat Paul Krugman nicht nur zur Handelstheorie und zur wirtschaftsgeografischen Forschung wesentliche Beiträge geleistet - Studien, für die er nun den Nobelpreis erhielt -, er hat auch neue Standards in der Wirtschaftsberichterstattung etabliert.
Wohl noch nie war ein Wirtschaftsnobelpreisträger eine derartige Celebrity, bevor er den Preis zuerkannt erhielt, wie Krugman. Seine Kolumnen, die zweimal wöchentlich in der New York Times erscheinen, sind Must-reads, sein Blog auf der Website der Zeitung hat eine eingeschworene Leserschaft. Krugman, ein linksliberaler, keynesianischer Ökonom, vertritt mit schriftstellerischem Witz und Sachverstand zugleich die Sache des Egalitarismus. Kaum jemand hat mit solcher Ausdauer und Verve wie Krugman in den vergangenen Jahren gegen die Bush-Regierung angeschrieben. Den Kampf gegen simple neoliberale "Weniger Staat, mehr Privat"-Ideologen führt er mit Sarkasmus. An manchen Tagen, wenn Krugman seinen Blog vier-, fünfmal mit komplizierten Abhandlungen vollschreibt, fragt man sich, wie er es schafft, noch Zeit für etwas anderes zu finden.