Enthusiasmuskolumne
Diesmal: Die beste Bubenmusik der Welt der Woche
Und ewig locken die Teufelshörner
Die beginnende Pubertät von Buben in der Kärntner Provinz ruhte in den mittleren 80er-Jahren auf drei mächtigen musikalischen Säulen: Ihre Namen waren AC/DC, Motörhead und Iron Maiden. Lemmy von Motörhead war damals schon einer der coolsten Hunde unter der Sonne, Iron Maiden hatten mit ihrem Comicmonster das beste Maskottchen. Als unumstrittene Götter aber wurden AC/DC verehrt. Karli, ein Lehrling aus meinem Dorf, hatte sogar die weite Reise nach Wien getan, um einer Livemesse beizuwohnen. Er hatte es auch tatsächlich bis zur Stadthalle geschafft, das Konzert dann aber volltrunken vor der Halle verschlafen.
Mehr als 20 Jahre später zählt Lemmy immer noch zu den coolsten Hunden unter der Sonne, während der Iron-Maiden-Sänger seine Freizeit damit verbringt, in Not geratene britische Urlauber mit dem Privatjet nachhause zu fliegen. Und AC/DC? Die sind längst zur größten lebenden Rockband neben den Rolling Stones aufgestiegen, schieben die meiste Zeit aber eine eher ruhige Kugel und lassen sich die australische Sonne auf den Bauch scheinen. Mit "Black Ice", ihrem ersten Album seit acht Jahren, kehren AC/DC jetzt doch aus der Frührente zurück und schenken allen kleinen und großen Buben dieser Welt einen 15-teiligen Freudenspender, der selbst passionierte Fußgänger vom motorisierten Ritt über den "Highway to Hell" träumen lässt.
Hardrock verstehen AC/DC mehr denn je als etwas härter gespielten Blues, der seine Wucht aus größtmöglicher Spielökonomie gewinnt. Brian Johnson, der ewige Zweite am AC/DC-Mikrofon, singt die Lieder nicht, er durchschneidet sie, und Songtitel wie "She Likes Rock 'n' Roll", "Rock 'n' Roll Dream" und "Rocking All The Way" lassen über die Marschroute keine Zweifel aufkommen. Schön blöd? Schön blöd, yeah! Und Angus Young trägt am Bandfoto doch tatsächlich wieder seine Schuluniform. Würdevoller kann würdeloses Altern nicht aussehen!