"Herr Heine, ist Ihre Werbung mit dem Inder rassistisch?"
Nachfragekolumne
Früher liefen bunte Fettwänste, die "Speckis", durch die Telering-Werbung - sie sollten den Erzfeind des Mobilfunkers symbolisieren. Nun setzt das Unternehmen ein neues Maskottchen ein: den Inder. Der Mann mit Turban tritt auf Plakaten, Internetbannern und in TV-Spots auf. Im Radio ist seine Stimme mit fernöstlichem Akzent zu hören. Stets hat er kluge Ratschläge parat, zum Beispiel: "In Indien sagt man, der dicke Vogel frisst viel und fliegt nicht weit. Nur der schlanke Vogel fliegt hoch hinauf und braucht nicht viel. So wie Telering." Die Werbung ist durchaus lustig gemacht. Eine Erklärung bleibt Telering aber schuldig: Warum hat man ausgerechnet einen Inder als Maskottchen gewählt? Michael Heine, der Creative Director der Werbeagentur Blink, freut sich über diese Irritation. "Genau diese Frage wollten wir provozieren", sagt er. Heine hat gemeinsam mit dem Texter Tobias Federsel die Telering-Kampagne entworfen. Die Idee dahinter: Der Konsument soll verwirrt werden. Der Inder soll für Gesprächsstoff sorgen. "Aber das Ganze soll trotzdem nicht so doof sein, dass man es gar nicht verstehen kann." Deswegen entschieden sich die Werber für den Mann mit Turban. Schlau, schlank, sparsam - das seien drei Attribute, die häufig mit Indern assoziiert würden. Doch manchen Zusehern gefällt die klischeehafte Darstellung des Turbanträgers nicht. "Natürlich bleibt Werbung immer an der Oberfläche", räumt Heine ein. Seine Werbung sei aber nicht rassistisch - der Inder würde immerhin eine sehr weise Person symbolisieren. Den stereotypen Schmäh findet er okay. "Man soll auch einmal über einen Inder, über einen Piefke, über einen Österreicher lachen können", sagt Heine, der aus Düsseldorf kommt. Den Mann mit Turban spielt übrigens der Musicaldarsteller Ramesh Nair. Er hat tatsächlich indische Wurzeln. Den fernöstlichen Akzent hat er allerdings nur in der Werbung.