In person: Tony Conrad, DreaMinimalist
Retrospektive
Avantgardefilmer Tony Conrad DreaMinimalist
Tony Conrad fing dort an, wo Peter Kubelka aufgehört hat: "The Flicker" (1966), die erste Filmarbeit des US-Avantgardisten, besteht aus Schwarz- und Weißkadern, die in bestimmter Folge wechseln. Und zwar so lang und mit einer solchen Intensität, bis der Zuschauer imaginierte Farben und Formen zu sehen vermeint. Der strukturalistische Film war für Conrad aber nicht alles, wie etwa schon "The Eye of Count Flickerstein" (1975) belegt, der als "Dracula"-Parodie beginnt und quasi im Auge des Grafen endet, wo es zugeht wie auf einem Fernsehbildschirm während einer Sendestörung.
Von dort hat sich Conrad, der Mathematik studierte und dessen zweite Liebe die Musik ist, zu eher perfomativen Formen von Film und Video hinbewegt (dies nicht zuletzt wohl unter dem Einfluss von Jack Smith, zu dessen "Scotch Tape" er den Soundtrack beisteuerte). Oft spielt er selbst die Hauptrolle in seinen Filmen. So in "Conversation II", der nichts anderes zeigt als den Filmemacher selbst: Diesmal als janusköpfiges Zwischenwesen (nach links schauend: ein Mann, nach rechts schauend: eine Frau), das in einem endlosen Dialog mit sich selbst gefangen ist.
Anfang und Schlusspunkt des verschiedenste Genres (Filmvorführungen, Lecture und Liveperformances) umfassenden und an mehreren Orten (Filmmuseum, Künstlerhaus, Semperdepot, Fluc Wanne) stattfindenden Programms ist Marie Loisiers kurzweilige Dokumentation "Tony Conrad: DreaMinimalist" (2008), die als Einführung ins nicht ganz einfach zugängliche Werk dieses außergewöhnlichen Filmkünstlers gute Dienste leistet. Oder hätten Sie gewusst, wie man Eastman-Kodak-Material wie saure Gurken einrext und zum Kunstwerk reifen lässt?
Filmmuseum, Do 19.00 und 21.00, Publikumsgespräch mit Tony Conrad im Anschluss