Land der Doper, zukunftsreich?

Stadtleben, FALTER 43/2008 vom 22.10.2008

Wie zahnlos ist die österreichische Anti-Doping-Politik wirklich?

Recherche: Daniel Nutz und Nikolaus Panny

Die Causa Kohl ist nur das letzte Glied in einer Kette von Ereignissen. Allein im Jahr 2008 kamen auch die Humanplasma-Affäre und die Dopingfälle Susanne Pumper und Lisa Hütthaler ans Tageslicht. Seitdem kracht es mächtig im Gebälk des heimischen Leistungssports.

Immer deutlicher regt sich nun der Widerstand gegen den rot-weiß-roten Dopingkurs. Dabei wurde erst im Juli mittels Gesetzesnovelle die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) eingerichtet. Sie soll bei der Untersuchung illegaler Leistungssteigerungen internationale Standards anwenden. Nun steht das umjubelte Gesetz allerdings wie eine Mogelpackung da.

"Führendes Dopingland"

Wilhelm Lilge sieht Österreich quasi als Schlaraffenland der Doper. Der Wiener Leichtathletiktrainer kritisiert halbherzige Kontrollen, zu lange Verfahren sowie eine nicht ausreichende Gesetzgebung. "Die NADA hat gar nicht die rechtliche Handhabe, um Doping zu unterbinden", sagt er. "In erster Linie werden die Sportler sanktioniert. Die Hintermänner kommen davon. Im Moment haben wir mehr ein Doperschutz- als ein Verhinderungsgesetz." Lilge hat sich in Sachen Doping unlängst selbst die Finger verbrannt. Im Frühjahr gab er dem NADA-Vorgänger ÖADC den Tipp, die Läuferin Susanne Pumper bei einem Volkslauf unangemeldet zu testen. Die Probe fiel prompt positiv aus. Der Schlag gegen das heimische Doping war allerdings ein Eigentor, was Lilges Karriere betraf: Er und seine Frau wurden anschließend aus dem Wiener Leichtathletikklub LCC entlassen - im selben Verein ist nämlich auch Pumper aktiv. Für Lilge ein Zeichen dafür, dass Aufklärung nicht immer oberste Priorität habe. Er selbst tritt für "Law and Order" ein: längere Sperren für Sportler, Berufsverbote für Funktionäre und eine resolute strafrechtliche Verfolgung, wie sie etwa in Italien oder Frankreich praktiziert wird. Nur so, meint er, könne die "mafiaähnliche Struktur" eines etwa zehn Personen umfassenden österreichischen Dopingnetzwerkes zerschlagen werden.

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