Nachrichten aus dem Inneren

Die Redaktion erklärt sich selbst

Falter & Meinung, FALTER 43/2008 vom 22.10.2008

Der Name "Feng-Shui-Ecke", den das circa einen Quadratmeter große Polygon zwischen Abwasch, Geschirrspüler, Kaffeemaschine und Mistkübel redaktionsintern trägt, ist eigentlich sarkastisch gemeint. Dennoch finden sich täglich dutzende Menschen in diesem Wohlfühlwinkel ein, um vor und nach dem Gang aufs Klo ein Schwätzchen zu halten oder Telefonkonversation zu treiben mit einem lieben Menschen.

Dabei war es in letzter Zeit alles andere als ungefährlich, sich überhaupt dort aufzuhalten. Von rätselhaften, bislang ungekannten Krankheiten war die Rede, die man sich dort gewiss einfangen werde; selbst einzelne menschliche Gliedmaßen sollen in diesem Bermudadreieck der Rekreation und Besteckreinigung schon verschwunden sein - ein Gerücht freilich, das weiter als bloß auf Armes Länge von jeder Beweiskraft entfernt blieb. In einer Atmosphäre lastenden Unheils und lauernder Hysterie wurden Maßnahmen eingeleitet.

Dennoch geschah wochenlang nichts. Neue Horrorgeschichten kursierten: Wesen, teils Mensch, teils Tier, teils Wurstbrot, hätten einen der Redaktionshunde angefallen, ein Glas Gewürzgurken sei im Stechschritt durch die Redaktion marschiert. Dann kamen die Typen vom Dekontiminationskommando und holten ihn ab. Und seit Montag, dem 20. Oktober hat die Redaktion einen neuen Kühlschrank. Um 16.03 Uhr habe ich ein Achtel Biobutter in sein blendendweißes, geruchsfreies Inneres gestellt.

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