Pass auf, was du dir wünschst
Selbstversuch
Doris Knecht liegt auf dem Rücken und wartet, dass die Zeit vergeht
Sedlacek schickt mir um 1.18 Uhr ein SMS, dann eins um 1.54 und noch eins um 2.10; jedes ist betrunken und belanglos und enthält keinerlei Information, die nicht bis morgen, übermorgen oder nie hätte warten können. Ich glaube, er macht das aus Freundschaft und Respekt, er macht das, um mir das Gefühl zu geben, ich sei immer noch jemand, dem man zwischen ein und drei Uhr früh unbedingt SMS schicken muss. Oder vielleicht tut er es, um sich zu beweisen, dass er bitte immer noch wilder Hund genug ist, um nachts Frauen mit SMSen zu belästigen.
Das ist okay mit mir, das höre ich nicht. Nicht wie normal, weil ich schon schlafe, sondern weil der Lärm um mich herum zu groß und das Telefon irgendwo in meiner Tasche vergraben ist. Leider ruft mich dann die Nachbarin um 7.10 Uhr an, um zu fragen, wer heute die Kinder in die Schule bringt. Nachbarin, Mensch, hab ich dir nicht gesagt, ich bin auf der Frankfurter Buchmesse und muss dort die kinderlosen Nächte mit Schriftstellern und Verlagschefs versaufen? So jemand bin ich nämlich noch, Nachbarin! Äh, ja, Tschuldigung, hab's vergessen, ich rufe den Langen an. Ja! Bitte!